Balint Journal 2017; 18(01): 28
DOI: 10.1055/s-0043-102443
Bericht aus der Praxis
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Balintarbeit im ländlichen Bereich – die Teilnehmerperspektive 1

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Publication Date:
19 May 2017 (online)

Nach mittlerweile 14 Jahren Arbeit mit der Balintgruppe kann ich feststellen, dass sie zum wichtigen Begleiter meiner ärztlichen Tätigkeit geworden ist.

In den Anfängen war ich, noch in der schnelllebigen Klinik arbeitend, durchaus skeptisch, ob mir Balintarbeit überhaupt von Nutzen wäre. Spätestens mit Eintritt in die niedergelassene Tätigkeit, die ein bereits niedergelassener Kollege etwas schelmisch mit den Worten „Willkommen im psychosomatischen Sumpf“ kommentierte, habe ich sehr schnell gespürt, dass eine Supervision eigentlich in jedem Beruf, der mit Menschen arbeitet, stattfinden sollte. Es ergeben sich immer wieder Situationen, in denen es sehr hilfreich ist, die Blickrichtung zu ändern und sich selbst mit in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken. Auf sich selbst gestellt klappt das nicht.

Die Balintarbeit im Speziellen erfahre ich dabei als ausgesprochen wohltuend, weil sie grundsätzlich wertschätzend und empathisch dem Vortragenden gegenüber ist und eine Entlastung schon bereits während der Sitzung spürbar wird. Und wie oft half sie, den Schlüssel für eine neue Tür in der therapeutischen Beziehung zu finden.

Zu unserer Gruppe ist noch zu sagen, dass die Chemie zwischen den Akteuren hervorragend ist. Eitelkeiten und Missgunst haben keinen Platz, was für den unverstellten empathischen Zugang eine wichtige Grundvoraussetzung ist. Die anstehenden Termin empfinde ich selten als Last, sondern durch die bereits gewonnenen Bereicherungen nahezu immer mit einer gewissen positiven Spannung.

Dr. med. Andreas Hug
Internist
Museumstraße 1
25709 Marne
Szillat-Hug@t-online.de