Erläuterung
Die Eheleute hatten über mehrere Jahre Heroin inhaliert (♂: kumulativ 18 Jahre; ♀:
kumulativ 11 Jahre). 4 Monate vor der pneumologischen Erstvorstellung beendeten sie
den Konsum gemeinschaftlich. Bei beiden Patienten ergab die Klinik und Lungenfunktionsanalyse
eine fortgeschrittene COPD im GOLD-Stadium D. Angesichts des Manifestationsalters
wurde diese als sogenannte „Early-onset“-COPD eingestuft. Die Computertomografie zeigte
jeweils ein Oberlappen-betontes Lungenemphysem, im Falle des Ehemannes mit groß-bullösen
Veränderungen.
Seit den 1990 er Jahren nimmt der inhalative Opiatkonsum gegenüber dem intravenösen
zu. Dennoch ist über dessen systemische Nebenwirkungen nur wenig bekannt. In einer
kürzlich veröffentlichten Kohortenstudie hatten die untersuchten 73 Heroinraucher
eine deutlich erhöhte Prävalenz einer „Early-onset“-COPD, insbesondere vom emphysematösen
Phänotyp [1].
Pathogenetisch wird dabei eine Morphin-induzierte Bronchokonstriktion mit führender
Entzündungsreaktion in den Bronchialwänden beschrieben. Diese tritt bei intravenöser
Applikation nicht auf, was verdeutlicht, dass die Atemwege im Rahmen des inhalativen
Konsums direkt gereizt werden [2].
Bei dem vorgestellten Ehepaar wurde eine kombinierte antiobstruktive Therapie und
Langzeit-Sauerstoffbehandlung eingeleitet. Der Ehemann erhielt ergänzend eine nicht-invasive
Ventilationstherapie. Eine chirurgische/endoskopische Lungenvolumenreduktion oder
gar Lungentransplantation kam bei intermittierendem Beikonsum nicht in Betracht.
Erstveröffentlichung
Dieser Beitrag wurde erstveröffentlicht in: Dtsch Med Wochenschr 2016; 141: 315.