Pneumologie 2017; 71(03): 135
DOI: 10.1055/s-0043-102512
Pneumo-Fokus
Ein Projekt des BdP, der DGP und des VPK
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fortschritte in der Nachwuchsförderung

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Publication Date:
20 March 2017 (online)

 

Der pneumologische Nachwuchs ist im Vergleich zur Entwicklung in der Gesamtärzteschaft seit Jahrzehnten defizitär. Verstärkt wird dieser Trend durch die erhebliche Aufgabenerweiterung bei der Versorgung von Patienten mit pneumolgischen Erkrankungen in unserer Zeit. Einzelinitiativen haben in der Vergangenheit sicherlich auch Ergebnisse in der Nachwuchsförderung erbracht – waren aber bei dem Trend kaum erkennbar. Deswegen haben die Vorstände der Pneumologenverbände im Januar 2016 beschlossen, ein Gesamtkonzept für die Nachwuchsförderung zu entwickeln und dies auch langfristig umzusetzen. Seit dieser Entscheidung ist schon einiges Berichtenswerte geschehen.


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Winter- und Sommerakademie für Pneumologie

An dieser Stelle muss auf das seit einigen Jahren durchgeführte Erfolgsmodell „Winterakademie für Pneumologie“ hingewiesen werden – eine Initiative von Prof. Dr. Felix JF Herth und Prof. Dr. Christoph Lange, die diese Veranstaltung auch weiterhin betreuen. Hier werden ca. 20 Internistinnen und Internisten in Weiterbildung eingeladen, die vor der Entscheidung der fachärztlichen Spezialisierung stehen. Sie erhalten die Gelegenheit in der Abgeschiedenheit der alpinen Bergwelt die attraktiven Seiten der Lungenheilkunde kennenzulernen. Von den Teilnehmern an der Winterakademie haben sich bisher ca. 40 % für die pneumologische Weiterbildung entschieden – sicherlich ein beachtlicher Erfolg!

Deswegen plant die DGP bereits im Sommer 2017 das Pendant „Sommerakademie für Pneumologie“ unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas R. Koczulla (Univ. Marburg) zu starten.


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Operation Karriere

Bereits seit mehreren Jahren gibt es den Kongress „Operation Karriere“ (O.K.), der regelmäßig an den Universitätsstädten Berlin, Bochum, Frankfurt, Hamburg, Köln und München durchgeführt wird. Diese Initiative der Bundesärztekammer und Kassenärztlichen Bundesvereinigung unterstützt Medizinstudenten und junge Assistenzärzte in ihrer Karriereplanung. An diesen Veranstaltungen nehmen bis zu 500 motivierte und sehr interessierte Jungmediziner teil – somit eine große Gruppe, die es gilt auch für die Pneumologie zu begeistern.

Bisher hat jedoch nur die Pharmafirma Boehringer-Ingelheim sich an diesen Kongressen beteiligt und für den Weg in die Pneumologie geworben. Da die Nachwuchsförderung in der Pneumologie eine essentielle Aufgabe der Pneumologen – und hier besonders der DGP – ist, hat die verfasste Pneumologenschaft (BdP, DGP und VPK) einen eigenen Kongressstand entwickelt, der bereits im Dezember 2016 bei dem O.P.-Kongress in Bochum erstmalig eingesetzt werden konnte.

Besonders gefragt war auf dem Stand die dort durchgeführte Spirografie zur Austestung der eigenen Lungenfunktion. Die Interpretation der Messergebnisse war ein guter Gesprächseinstieg zu weiterführenden Informationen über die Tätigkeit eines Pneumologen. Viele der neu entwickelten Flyer wurden zur Erinnerung verteilt.


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Fachübergreifende Maßnahmen

Da vorwiegend Medizinstudenten in den höheren Semestern die Nachwuchsmesse „Operation Karriere“, besuchen, hat der BdP Kontakte mit dem Berufsverband der Internisten (BDI) aufgenommen, um auch auf deren Veranstaltungen verstärkt die Pneumologie dem internistischen Nachwuchs vorstellen zu können. So konnten wir zum ersten Mal im September 2016 im Rahmen des BDI-Assistententages uns mit einem Bronchoskopie-Seminar beteiligen. Die gute Resonanz gibt Anlass zur Hoffnung, auch an weiteren Internistentagen und Kongressen Kontakt mit den Ärzten in der internistischen Weiterbildung haben zu können.

Sehr werbewirksam für unser Fach ist sicherlich auch die Durchführung einer curriculär aufgebauten Weiterbildung. Nicht nur Kenntnisse und Erfahrungen in der Thoraxchirurgie und im Schlaflabor, sondern auch in der Pneumologenpraxis sind aus inhaltlichen Gründen für eine vollständige pneumologische Weiterbildung von Bedeutung. In Kenntnis dieser Situation haben kreative Kollegen aus Klinik und Praxis in Wuppertal ein „Sektor übergreifendes Weiterbildungssystem“ entwickelt, das seit April 2016 angewandt wird. Dieses mit der Ärztekammer abgestimmte Konzept ermöglicht bereits heute schon, den in Weiterbildung befindlichen Kollegen Kenntnisse in der ambulanten Versorgungsrealität zu vermitteln. Die häufig durch Allergien ausgelösten Erkrankungen zum Beispiel kommen in der zunehmend verdichteten und hochspezialisierten klinischen Versorgung selten oder gar nicht vor. Deswegen sind derartige Modelle nachahmungswürdig.


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Zukunftspotenzial

Es kann davon ausgegangen werden, dass noch weitere, noch nicht publizierte Initiativen in der pneumologischen Nachwuchsförderung vorhanden sind. Diese zu kennen, wäre für die gemeinsame Aufgabe hilfreich. Vorgesehen ist, dass zukünftig eine professionell arbeitende Agentur alle Maßnahmen der Nachwuchsförderung koordinieren, umsetzen und begleiten soll. Nachhaltigkeit nach der Gewinnung von Kontakten mit Medizinstudenten und Jungärzten kann nur erreicht werden, wenn diese Kontakte kontinuierlich auch weiter gepflegt werden. Diese Aufgaben können berufstätige Ärzte alleine nicht leisten.

Dr. Dietrich Rohde, Mühlheim a. d. Ruhr


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