Diabetes aktuell 2017; 15(01): 06
DOI: 10.1055/s-0043-104256
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Neues Positionspapier der Deutschen Diabetes Gesellschaft

Wie Diabetespatienten den Klinikaufenthalt ohne Komplikationen überstehen
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Publication Date:
08 March 2017 (online)

 

Drei von zehn Menschen, die im Krankenhaus behandelt werden, haben erhöhte Blutzuckerwerte, häufig ohne es zu wissen. Ein Diabetes mellitus gefährdet jedoch die Genesung, wenn er nicht erkannt oder nicht richtig mitbehandelt wird. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) gibt deshalb in einem Positionspapier eine Reihe von Empfehlungen zur stationären Betreuung von Diabetespatienten. Ziel ist die Vermeidung von schweren Komplikationen, Medikationsfehlern und verlängerten Liegezeiten.


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„Derzeit nimmt die Zahl der Menschen mit Diabetes in Deutschland jährlich um 300 000 zu“, berichtete Prof. Baptist Gallwitz, Tübingen, DDG-Präsident und Mitautor des Positionspapiers. Dies erklärt den hohen Anteil von Krankenhauspatienten mit Diabetes von derzeit 30 %. „Der Diabetes ist in der Regel dann eine Nebendiagnose, im Vordergrund stehen Eingriffe etwa an Hüfte oder Herz“, sagte Gallwitz. Doch die Behandlung von Menschen mit Diabetes im Krankenhaus wirft häufig Probleme auf – vor allem wenn eine Operation ansteht.

So kommt es bei Diabetespatienten nach Operationen häufig zu Komplikationen. „Die Wundheilung ist verzögert, die Gefahr von Infektionen steigt“, erläuterte Gallwitz. Bei vielen Diabetespatienten sind Herz und Nieren vorgeschädigt, das Risiko von Durchblutungsstörungen und Thrombosen damit erhöht. Zugleich wird die Dosierung von Medikamenten unter der Narkose erschwert. „Insgesamt haben Diabetespatienten ein um 50 % erhöhtes Risiko, an den Folgen einer Operation zu sterben, betonte der DDG-Präsident.

Antidiabetische Medikation anpassen

Auch die diagnostik- und operationsbedingten Nahrungspausen können zu Problemen führen. Der Körper greift in dieser Situation auf Reserven zurück, und es kommt zur Freisetzung von Hormonen, die den Blutzucker ansteigen lassen. Bei Diabetespatienten fällt diese Reaktion häufig extrem aus. „Sehr viel hängt dann von der richtigen Dosierung der blutzuckersenkenden Medikamente ab“, erläuterte PD Erhard Siegel, Heidelberg. Eine zu hohe Dosis könne rasch zu einer lebensgefährlichen Hypoglykämie führen.

„Insulin beispielsweise gehört zu den Top-5-Hochrisiko-Medikamenten bei stationären Patienten“, fügte Siegel hinzu. Ein Drittel aller Medikationsfehler mit Todesfolge innerhalb von 48 Stunden sind auf eine fehlerhafte Insulinverabreichung zurückzuführen.

In ihren neuen Empfehlungen gibt die DDG daher genaue Anweisungen zur Diabetestherapie vor und nach Operationen. Die Ärzte erfahren, welche Medikamente sicher und welche riskant sind. „Metformin beispielsweise sollte 48 Stunden vor einem Eingriff abgesetzt werden“, erläuterte Siegel. Denn Metformin wird über die Nieren ausgeschieden, und bei einem zu hohen Anstieg der Blutkonzentration kann es – allerdings in sehr seltenen Fällen – zur Laktatazidose kommen. Auch für Kontrastmitteluntersuchungen gilt eine Karenzzeit von 48 Stunden, da diese sonst die Niere schädigen könnten.

Download im Internet

Das 120 Seiten starke „Positionspapier der DDG zur Therapie des Diabetes mellitus im Krankenhaus“ steht auf der Homepage der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) kostenlos zum Download bereit: www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Leitlinien/Praxisleitlinien/2016/Positionspapier_der_DDG_zur_Therapie_des_Diabetes_mellitus_im_Krankenhaus.pdf


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Gute Voraussetzungen schon im Vorfeld schaffen

Die DDG rät, die Operation - falls möglich - unter Regionalanästhesie durchzuführen. „Wenn möglich, sollte ein Facharzt den Blutzucker in den Wochen vor der Operation einstellen“, so Gallwitz. Ist die Stoffwechselsituation ungünstig – etwa wenn der HbA1c-Wert auf über 8,5 % gestiegen ist – muss eine Verschiebung des Eingriffs erwogen werden. Jede Stoffwechseloptimierung erhöht die Chancen, dass die Patienten den Operationsstress gut überstehen und frühzeitig nach Hause entlassen werden können.

Quelle: Pressemitteilung „Neues Positionspapier der Deutschen Diabetes Gesellschaft – Wie Diabetespatienten den Klinikaufenthalt ohne Komplikationen überstehen“ vom 21.11.2016, herausgegeben von der Deutschen Diabetes Gesellschaft
(DDG)


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