Greulich T.
et al.
The prevalence of diagnosed (1-antitrypsin deficiency and its comorbidities: results
from a large population-based database.
Eur Respir J 2017;
49: 1600154
Dafür nutzte die Arbeitsgruppe Daten deutscher Krankenversicherungen. Sie analysierten
anonymisierte Gesundheitsdaten von zunächst 4 Millionen Versicherten aus den Jahren
2008 – 2013. Schließlich entstand ein Datensatz von 2 836 585 Versicherten, die in
der Studie ausgewertet wurden. Als AATM-Patient galten Personen mit ICD-10-Code E88.0. Um
die ICD-10-Definition des AATM exakter erfassen zu können, musste E88.0 im Jahr 2012
und 2013 wiederholt codiert worden sein. Greulich et al. verglichen die AATM-Gruppe
mit Nicht-AATM-Patienten, die an COPD, Emphysem oder Asthma erkrankt waren. Zur Vermeidung
überlappender Diagnosen schlossen sie Patienten mit mehr als einer Diagnose aus. Daten
von Patienten jünger als 30 Jahre gingen ebenfalls nicht in die Analyse ein.
Ergebnisse
Die AATM-Gruppe umfasste insgesamt 673 Patienten, von denen 590 mindestens 30 Jahre
alt waren. Das Durchschnittsalter dieser 590 Patienten lag bei 61 Jahre und 55,5 %
waren Männer. Die ermittelte AATM-Prävalenz in der Studienpopulation (repräsentativ
für die deutsche Bevölkerung) betrug 23,73 Fälle pro 100 000 in allen Altersgruppen
und 29,36 Fälle pro 100 000 für die über 30-Jährigen. Basierend auf der Gesamtzahl
von 673 Studienpatienten ermittelte die Arbeitsgruppe für die analysierten Jahre 19 162
AATM-Patienten in Deutschland, unabhängig vom Genotyp oder Gesundheitszustand.
Im Vergleich zu COPD-Patienten hatten AATM-Patienten statistisch signifikant häufiger
Osteoporose. Gegenüber Emphysempatienten litten sie deutlich häufiger an arterieller
Hypertonie, chronischer Nierenkrankheit und Diabetes. Arterielle Hypertonie, kongestive
Herzinsuffizienz, chronische Nierenkrankheit, Diabetes und Osteoporose traten häufiger
bei Patienten mit AATM als bei Asthmatikern auf. Die Zahlen der jährlichen Arztbesuche
der AATM-Patienten lagen signifikant über denen der COPD-, Emphysem- bzw. Asthmapatienten.
Gegenüber den Vergleichsgruppen hatten AATM-Patienten häufigere und längere Krankenhausaufenthalte.
Die in dieser Studie ermittelte Zahl diagnostizierter AATM-Patienten liegt über denen
bisheriger Schätzungen. AATM-Patienten wiesen mehr Komorbiditäten auf und mussten
häufiger zum Arzt und ins Krankhaus. Wie die Autoren betonen, unterstreicht die Studie
den Nutzen großer Datenbestände, um die Prävalenz seltener Erkrankungen mit ihren
Komorbiditäten untersuchen zu können.
Matthias Manych, Berlin