Schlüsselwörter
Lebertumor - lokale Ablation - hepatozelluläres Karzinom - Kolonkarzinom - Radiofrequenzablation
- Hochdosis-Brachytherapie
Key words
Image guided interventions - local ablation - liver tumor - hepatocellular carcinoma
- colon carcinoma - radiofrequency ablation - high-dose brachytherapy
Lokal ablative Verfahren
In den aktuellen ESMO-Leitlinien wird ein multimodaler „Werkzeugkasten“ für bildgeführte
ablative und lokoregionäre Therapieverfahren skizziert [1]. Der Kerngedanke ist, dass sich das Verfahren und die Bildführungsmodalität nicht
nur an der individuellen Patientensituation orientieren, sondern auch mit der Expertise
vor Ort gekoppelt sind. Die letzte Entscheidung über das konkrete Vorgehen trifft
somit das interdisziplinäre onkologische Team vor Ort.
Im Folgenden sollen die am häufigsten eingesetzten lokal ablativen Therapiemethoden
vorgestellt werden ([Tab. 1]).
Tab. 1 Lokal ablative Verfahren.
Prinzip
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Verfahren
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* SBRT liegt in der Domäne der Strahlentherapeuten
** die PEI zur lokalen Therapie des HCC wurde aufgrund der besseren Langzeitergebnisse
sowie der geringeren Eingriffszahl und reduzierten Nebenwirkungen von den thermischen
Ablationsverfahren abgelöst
*** HIFU ist in der klinischen Routine für Leberablationen nicht etabliert
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Tumorschädigung durch Wärme oder Kälte
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Radiofrequenzablation (RFA)
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Mikrowellenablation (MWA)
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laserinduzierte Thermotherapie (LITT)
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Kryotherapie
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Tumorschädigung durch Strahlentherapie
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Tumorschädigung durch hochenergetische Starkstromimpulse
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sonstige
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Thermische Ablationsverfahren
Radiofrequenzablation (RFA)
Die Radiofrequenzablation beruht auf der Emission eines sinusförmigen hochfrequenten
Wechselstroms (350 – 480 kHz), der lokal Reibungswärme und konsekutiv eine Gewebsnekrose
erzeugt. Der Wechselstrom wird über eine als Nadel oder expandierbarer Schirm/Hakenelektrode
konfigurierte RFA-Elektrode appliziert, die man zentral im Tumor platziert. Grundsätzlich
unterscheidet man 2 Techniken:
-
Bei der monopolaren Ablationstechnik kreist ein Wechselstrom zwischen der Ablationsnadel
und einer bzw. mehreren auf der Haut fixierten Negativ- bzw. Neutralelektroden.
-
Bei der bipolaren Technik ist die negative Elektrode in der Ablationsnadel integriert.
Der Strom fließt also innerhalb der Nadel oder bei mehreren Nadeln zwischen den einzelnen
Nadeln hin und her.
Während der Therapiephase sollte im gesamten Zielvolumen eine Temperatur zwischen
50 und 100 °C für mindestens 4 – 6 Minuten erreicht werden [2], da bei Temperaturen ab 60 °C Proteine irreversibel denaturiert werden und eine
Koagulationsnekrose entsteht. Bei niedrigeren Temperaturen ist die letale Schädigung
der Zellen verlangsamt und ggf. insuffizient, während Temperaturen über 105 °C zur
Gasbildung (Vaporisation) und einer Verkohlung (Karbonisation) des Gewebes führen,
die eine effiziente Ausbreitung der Temperatur durch einen deutlichen Anstieg des
elektrischen Widerstandes im Gewebe verhindern [3]. Grundsätzlich ist außerdem bei allen thermischen Ablationsverfahren der sog. Heat-Sink-Effekt
zu berücksichtigen: Arterielle und portalvenöse Gefäße ab einem Durchmesser von 3 mm
in unmittelbarer Nachbarschaft der Zielläsion können Wärme abtransportieren (Konvektion).
Dadurch verkleinert sich der Durchmesser der Koagulationsnekrose in diesem Bereich
und das Risiko eines Rezidivs steigt [2], [4]. Neben der Thermokonvektion führen auch lokale Fibrosen und Verkalkungen des Leberparenchyms
zu einem verkleinerten und asymmetrischen Ablationsvolumen [2].
Die Länge des Nekroseareals der RFA entspricht in etwa der Länge der aktiven Elektrode
und der Radius des Ablationsareals hängt vom gewählten Applikator ab (Nadelelektrode
ca. 1 – 1,5 cm, schirmchenförmige Elektrode ca. 5 cm) ([Abb. 1]). Damit ist der in einem Therapiezyklus erreichbare Nekrosedurchmesser begrenzt.
Bei größeren Ablationsvolumina muss man deshalb eine singuläre Ablationsnadel immer
wieder neu platzieren – oder man setzt multipolare Systeme mit mehreren Ablationsnadeln
und einem bipolaren Stromfluss zwischen den Nadeln ein [5].
Abb. 1 55-jährige Frau mit hepatisch metastasiertem Rektumkarzinom nach palliativer Chemotherapie,
Lebersegmentresektion und mehrfachen atypischen Resektionen.
a In den präinterventionellen T2w und T1w MRT-Aufnahmen nach i. v. Applikation des hepatozytenspezifischen
Kontrastmittels Gd-EOB-DTPA demarkiert sich eine neue 15 mm große Metastase im Segment
7 rechts hepatisch (Pfeil). Ebenfalls zu erkennen ist eine subkapsuläre Flüssigkeitsansammlung
(*) im Bereich einer atypisch chirurgisch resezierten Metastase.
b Illustration der Patientenlagerung und des Zugangs des Interventionalisten in einem
offenen MR-Gerät. Die Signalauslese erfolgt über eine flexible Oberflächenspule und
die fluoroskopische Visualisierung der Intervention über einen am Gerät positionierten
MR-kompatiblen Monitor (Pfeile).
c Die periinterventionelle T1w Echtzeitbildgebung in semitransversaler und korrespondierend
koronarer Schichtorientierung zeigt die intraläsional platzierte und bereits ausgefahrene
RFA-Schirmchen-Elektrode (*).
d Die postinterventionellen Aufnahmen dokumentieren ein auf der T1w Aufnahme hyperintenses
und auf der T2w Aufnahme hypointenses Areal als Korrelat der Therapiezone unter Einbeziehung
eines periläsionalen Sicherheitssaums.
Info
Radiofrequenzablation (RFA)
-
Emission eines sinusförmigen hochfrequenten Wechselstroms (350 – 480 kHz), der lokal
Reibungswärme und konsekutiv eine Gewebsnekrose erzeugt
-
monopolare oder bipolare Ablationstechnik
-
Temperatur zwischen 50 und 100 °C für mindestens 4 – 6 Minuten
-
Heat-Sink-Effekt
Mikrowellenablation (MWA)
Auch bei der lokalen Therapie mittels Mikrowellentechnik wird das Gewebe durch lokale
Reibungswärme abladiert. Die Wärme entsteht aber nicht durch einen Stromfluss, sondern
durch das elektromagnetische Spektrum zwischen der Infrarotstrahlung und den Radiowellen
mit Frequenzen zwischen 900 und 2450 MHz [6].
Vergleichbar zur RFA platziert man eine als Nadel konfigurierte Antenne im Tumor,
die über eine aktive Zone an der Spitze Energie in das umgebende Gewebe abgibt ([Abb. 2]). Beim Einsatz hoher Energien (50 – 180 Watt) muss der Antennenschaft gekühlt werden,
niedrig energetische Systeme (32 Watt) bedürfen keiner Kühlung, allerdings verdoppelt
sich dann die Ablationszeit [7]. Gerade die relativ kurze Therapiezeit hochenergetischer Systeme wird jedoch – neben
einem geringer ausgeprägten Heat-Sink-Effekt und einem gleichmäßigeren und besser
vorhersagbaren Ablationsvolumen – als Vorteil gegenüber der Thermoablation mittels
RFA angesehen [6]. Das Ablationsareal der MWA entspricht ca. einem Radius von 2 cm um die Therapienadel
[8]. Größere Ablationsvolumina können durch den Einsatz mehrerer MWA-Antennen erzielt
werden [9]. Die Voraussetzung für eine effiziente Ablation mit mehreren MWA-Antennen ist die
streng parallele Antennenplatzierung, die jedoch abhängig von der Lage und der Konfiguration
der Zielläsion nicht immer gelingt. Zusätzlich hängt die Effizienz der MWA vom Gewebetyp
ab: Das Verfahren zeigt gute Erfolge bei Geweben mit hohem Wassergehalt und unbefriedigende
Ergebnisse bei wasserarmem Fettgewebe.
Abb. 2 63-jähriger Patient mit einem hepatozellulären Karzinom (HCC) im Segment 2 des linken
Leberlappens.
a Das HCC ist im Segment 2 des linken Leberlappens (Pfeil) in der arteriellen Phase
der kontrastmittelgestützten CT-Untersuchung und in der hepatobiliären Phase der MR-Untersuchung
nachweisbar.
b Illustration des intraoperativen Settings und Dokumentation der Nadelpositionierung.
c MWA mit Einsatz von 2 Antennen. Das direkt nach der Intervention durchgeführte KM-CT
(**) zeigt in der arteriellen Phase die hypodense Ablationsnarbe und eine verstärkte
perifokale Kontrastmittelanreicherung um das Ablationsareal i. S. einer unspezifischen
reaktiven Hyperämie.
d In der erneuten Dokumentation des Ablationsareales am Folgetag demarkiert sich das
Therapieareal in der portalvenösen Phase der kontrastmittelverstärkten CT deutlich.
In der hepatobiliären Phase der ergänzend durchgeführten MR-Aufnahme besteht der Verdacht
auf einen kleinen – in der CT okkulten – residuellen Tumorausläufer im Randbereich
(*) des Therapieareals.
Laserinduzierte Thermotherapie (LITT)
Ein weiteres Verfahren der Gewebeablation durch lokale Erwärmung ist die laserinduzierte
Thermotherapie. Am häufigsten wird der Nd : YAG-Laser (Neodym dotierter Yttrium-Aluminium-Granat-Laser)
verwendet, da die eingesetzte Wellenlänge (1064 nm) eine optimale Tiefenwirkung im
menschlichen Gewebe erreicht. Dieser Festkörperlaser arbeitet in energetisch niedrigen
Bereichen (maximal 20 Watt) mit einer langsamen Erwärmung des Gewebes.
Anders als bei den bisher vorgestellten thermoablativen Verfahren punktiert man die
Zielläsion bei der LITT zunächst mit einer Koaxialnadel und bringt anschließend über
eine 9F-Schleuse in Seldinger-Technik einen lichtdurchlässigen Hüllkatheter mit einem
gespülten Doppellumen und dem Glasfaserlichtleiter (= Laserapplikator) ein. Die Länge
der aktiven Therapiezone beträgt 10 – 40 mm, der maximale Radius der Gewebepenetration
ca. 10 – 12 mm. So können Koagulationszonen mit einem durchschnittlichen Durchmesser
von 2 cm erzielt werden. Eine Vergrößerung des Ablationsvolumens durch den Einsatz
mehrerer Laserapplikatoren ist möglich, erfordert jedoch zusätzliche Lasergeräte oder
Strahlenteiler. Ein Nachteil der LITT sind die sehr variablen Emissionsleistungen
der Lasersysteme und die unterschiedlichen Abstrahlleistungen der Laserfasern, die
eine Vorhersage des Therapieareals erschweren [10].
Kryotherapie
Neben wärmebasierten Verfahren kann auch Kälte im Rahmen einer Kryotherapie zur lokalen
Tumorablation verwendet werden. Ein irreversibler Zellschaden tritt ab − 20 bis − 40 °C
ein [11]. Der Durchmesser der Therapiezone hängt vom Durchmesser der Kryonadel, dem Temperaturabfall
und der Dauer der Gefrierzeit ab und kann bis zu 4 cm erreichen [12]. Um das Ablationsvolumen zu vergrößern, können – in Analogie zu den wärmebasierten
Ablationsverfahren – mehrere Kryonadeln eingesetzt und an die Tumorgeometrie angepasst
werden.
Im Gegensatz zu den thermoablativen Verfahren tritt bei der Kryotherapie auch in Nachbarschaft
größerer Gefäße kein Heat-Sink-Effekt auf. Allerdings erreichen die Temperaturen im
Randbereich der vereisten Therapiezone nicht immer den Zielbereich, sodass ein zusätzlicher
Sicherheitssaum von 3 mm über den geplanten Ablationsrand hinaus geplant werden sollte
[13]. Zu beachten ist auch, dass größere zentrale Gallengänge mittels Kryotherapie zerstört
werden können und die Methode deshalb für zentral liegende Tumore als nicht geeignet
angesehen wird [14]. Ein zusätzliches Risiko – vor allem bei der Ablation größerer Gewebsareale (> 6 cm)
– ist das sog. Kälteschocksyndrom. Während der Reperfusion des abladierten Gewebes
wird Zelldebris in den systemischen Kreislauf ausgewaschen mit der Gefahr eines ARDS
(„acute respiratory distress syndrom“), eines akuten Nierenversagens und einer disseminierten
Verbrauchskoagulopathie [12], [15]. Von Nachteil bei der Kryoablation – im Vergleich zu den wärmebasierten Ablationsverfahren
– ist die relativ lange Therapiedauer (ca. 25 – 30 min).
Info
Weitere thermische Verfahren
-
Mikrowellenablation (MWA): lokale Erwärmung durch elektromagnetische Wellen mit Frequenzen
zwischen 900 und 2450 MHz
-
laserinduzierte Thermotherapie (LITT): lokale Erwärmung durch Laserenergie
-
Kryotherapie: irreversibler Zellschaden durch Temperaturen ab − 20 bis − 40 °C
Brachytherapie (AL)
Ein in den letzten Jahren zunehmend eingesetztes Verfahren ist die lokale Hochdosisbestrahlung
oder Brachytherapie in Afterloading-Technik (AL-Technik, „afterloading“ = engl. für
Nachladen). In Analogie zur LITT punktiert man die Zielläsion zunächst mit einer Koaxialnadel
und setzt mittels Seldinger-Technik eine 6F-Schleuse ein, in die man einen Hüllkatheter
als Führungsschiene für die Strahlenquelle einbringt. In Abhängigkeit von der Größe
und Konfiguration des Tumors kann man – nach Rücksprache mit den Strahlentherapeuten
– multiple Katheter zur optimalen Bestrahlungsmodellierung platzieren. Nach der Positionierung
der Katheter wird eine Schnittbildgebung (CT oder MRT) durchgeführt, die der individuellen
prätherapeutischen Bestrahlungsplanung dient. Die Bestrahlungsplanung berücksichtigt
neben der Anmodellierung der Zieldosen auch Risikoorgane, die selektiv markiert werden.
Die eigentliche AL-Brachytherapie wird mittels einer kleinen (< 1 mm) Iridium-192-Strahlenquelle
in der Klinik für Strahlentherapie durchgeführt. Je nach Tumorentität werden Bestrahlungsdosen
von mindestens 15 – 25 Gy im Tumorareal unter Einbeziehung eines Sicherheitssaums
appliziert ([Abb. 3]). Die Bestrahlungsdauer beträgt – je nach Größe des zu therapierenden Tumorvolumens
– in der Regel zwischen 10 und 40 Minuten.
In Abgrenzung zur konventionellen perkutanen Bestrahlung bietet die Brachytherapie
von Lebertumoren mehrere Vorteile:
-
Der Dosisabfall von der Strahlungsquelle zur Peripherie ist steil, d. h., eine lokale
Hochdosisbestrahlung ist möglich.
-
Die Atemverschieblichkeit der Leber wird durch die intraläsional fixierten Katheter
kompensiert. Damit ist auch im für die Strahlentherapie schwierigen Zielorgan Leber
eine exakte Dosimetrie sowie zielgenaue Bestrahlung und folglich eine gute Vorhersagbarkeit
des Therapieerfolgs möglich [16].
Merke
Insbesondere Patienten mit großen hepatischen Tumorvolumina profitieren von einer
AL, da keine methodisch bedingte Limitation des Ablationsvolumens besteht und das
Verfahren unabhängig von Kühleffekten großer Gefäße ist ([Abb. 3]) [17].
Allerdings wird heute – in Anlehnung an die chirurgische Obergrenze der Zweidrittelresektion
der Leber und bei einer angenommenen Toleranzdosis des Leberparenchyms für eine Einzeitbestrahlung
von 10 Gy – aus Sicherheitsgründen nur ein Drittel des Lebervolumens mit max. 5 Gy
als Einzeldosis bestrahlt. Bei Zielläsionen in unmittelbarer Nachbarschaft strahlensensibler
Risikostrukturen (z. B. Magen, Kolonrahmen) wird die maximale Therapiedosis in der
Regel reduziert.
Abb. 3 68-jährige Frau mit unter palliativer Chemotherapie neu aufgetretener ausgedehnter
Lebermetastase eines Kolon-(Adeno-)Karzinoms.
a Die T1-, T2- und diffusionsgewichtete präinterventionelle Bildgebung zeigt eine ca.
12 cm große bilobäre Raumforderung mit Infiltration des Leberhilus (*). Klassisch
für Metastasen eines Adenokarzinoms ist die deutliche, peripher betonte Diffusionsrestriktion.
b Die unmittelbar postinterventionell durchgeführte kontrastmittelgestützte CT-Bildgebung
nach CT-fluoroskopischer Kathetereinlage zeigt die Position der multiplen Brachytherapiekatheter
für die Therapieplanung (Pfeil) und die resultierenden Isodosenlinien (*) mit dem
Ziel einer den Tumor überschreitenden Zieldosis von mindestens 20 Gy.
c In den 1 Jahr postinterventionell angefertigten T1-, T2- und diffusionsgewichteten
MR-Aufnahmen demarkiert sich die Lebermetastase deutlich größenregredient und ohne
Diffusionsrestriktion im Sinne eines Therapieansprechens. Gut zu erkennen ist auch
die posttherapeutische Hypotrophie des rechten und die reaktive Hypertrophie des linken
Leberlappens.
Irreversible Elektroporation (IRE)
Allgemein bezeichnet der Begriff Elektroporation die Zunahme der Permeabilität einer
Zellmembran unter dem Einfluss externer elektrischer Felder. Bei der irreversiblen
Elektroporation (IRE) induzieren hochenergetische Starkstromimpulse irreversible,
kleinste Poren in den Phospholipidschichten der Zellmembran, die nach 1 – 7 Tagen
den Zelltod auslösen [18].
Analog zur RFA unterscheidet man monopolare (2 – 6 Elektroporationselektroden im Sinne
von 1 – 3 Elektrodenpaaren) von bipolaren (= Einzelelektrode) Therapiesystemen. Im
Gegensatz zu den anderen ablativen Verfahren bleiben Gefäße und Gallengänge innerhalb
der Therapievolumina weitgehend erhalten und Heat-Sink-Effekte spielen keine Rolle.
Infolgedessen erscheint die IRE für die Therapie zentraler Lebertumoren vielversprechend
[19]. Die Ablationszonen zeigen im Durchschnitt einen Durchmesser von 2 – 3 cm.
Von Nachteil ist die Tatsache, dass eine IRE nur in Allgemeinanästhesie mit kompletter
neuromuskulärer Blockade durchgeführt werden kann, da die eingesetzten Starkstromimpulse
durch eine direkte Stimulation der motorischen Endplatte zu stärksten Kontraktionen
der Skelettmuskulatur führen. Zusätzlich kann das Verfahren kardiale Arrhythmien induzieren,
sodass die Therapie unter EKG-Kontrolle mit der refraktären Phase des Herzzyklus synchronisiert
werden muss.
Einordnung in den klinischen Kontext
Einordnung in den klinischen Kontext
Maligne Neoplasien der Leber werden in primäre (lebereigene) und sekundäre Malignome
(Metastasen) unterteilt. Die Metastasen sind mit 45% die häufigsten malignen hepatischen
Raumforderungen [20]. Dabei handelt es sich nicht selten um Metastasen des kolorektalen Karzinoms (CRC).
Lebermetastasen des kolorektalen Karzinoms
Das CRC ist in Industrienationen die zweithäufigste maligne Erkrankung und geht in
mehr als 50% der Fälle mit Lebermetastasen einher [21], [22]. Bei der Fernmetastasierung des CRC wird die Leber onkologisch als das prognostisch
entscheidende Organ angesehen. Pulmonale Metastasen – als zweithäufigste Metastasenlokalisation
– sind interessanterweise in der Regel nicht entscheidend für die Prognose [23], [24]. Auch andere umschriebene, extrahepatische Tumormanifestationen haben in der Regel
keinen wesentlichen Einfluss auf das Gesamtüberleben [25], [26]. Ohne Therapie beträgt das mediane Überleben bei Patienten mit einem hepatogen metastasierten
kolorektalen Karzinom 6 – 12 Monate und das 5-Jahres-Überleben liegt unter 2% [21], [26].
Operation
Die operative Resektion von Lebermetastasen des CRC gilt heute als potenziell kurativer
Ansatz [27]. Im besten Fall kann das 5-Jahres-Überleben bestimmter Patientensubgruppen auf 60%
und die mediane Überlebenszeit auf 74 Monate – also über 6 Jahre – angehoben werden
[28]. Im Durchschnitt beträgt das mediane Überleben jedoch 43 Monate – bzw. 3,6 Jahre
– und das 5-Jahres-Überleben 38% [21]. Eine patientenbezogene Einschätzung der Prognose – in Abhängigkeit von sog. Risikofaktoren
– ermöglicht der Clinical Risk Score (CRS) nach Fong. Zusätzlich werden der Gesamttumordurchmesser
und der Entdifferenzierungsgrad des Primärtumors als weitere Risikofaktoren beschrieben
[21], [29].
Info
„Clinical Risk Score“ nach Fong zur patientenbezogenen Prognoseeinschätzung kolorektaler
Lebermetastasen
-
Größe der Einzelmetastase > 5 cm
-
Anzahl der Metastasen > 1
-
krankheitsfreies Intervall < 12 Monate
-
Nodalstatus des Primärtumors positiv
-
CEA („carcinoembryonic antigen“) > 200 ng/ml
Die Addition prognostisch ungünstiger Faktoren führt zu einer signifikanten Verschlechterung
der Prognose. Bei 0 oder 1 Punkt beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate 57%, bei 2 Punkten
47%, bei 3 Punkten 16%, bei 4 Punkten 8% und bei 5 Punkten 0%.
Bei Diagnosestellung sind allerdings nur 10 – 20% der Lebermetastasen primär resektabel
und eine neoadjuvante Chemotherapie (Konversionstherapie) kann nur in ca. 15 – 30%
eine resektable Ausgangssituation schaffen [21], [30]. Als Kontraindikationen des operativen Vorgehens gelten neben einer fortgeschrittenen
Tumorerkrankung mit steigender Zahl an Risikofaktoren auch zusätzliche leberunabhängige
Komorbiditäten des Patienten mit entsprechend erhöhtem Operationsrisiko und eine eingeschränkte
postoperative residuelle Leberfunktion („future remnant liver volume“ – FRLV). So
wird gefordert, dass bei gesundem Lebergewebe mindestens 20% des Lebervolumens und
mindestens 2 benachbarte Lebersegmente erhalten bleiben, um das Risiko eines postoperativen
Leberversagens zu minimieren. Im Fall einer bereits präoperativ eingeschränkten Leberfunktion,
wie z. B. bei Leberzirrhose, sollte das FRLV mindestens 40% betragen. Bei Patienten,
die vor der Resektion eine Chemotherapie erhalten haben, sollten infolge der hepatischen
Toxizität noch 30% Lebergewebe verbleiben. Zusätzlich wird empfohlen, ein 4 – 6-wöchiges
chemotherapiefreies Intervall vor der OP einzuhalten [24], [31].
Das Ziel der Operation ist grundsätzlich die R0-Resektion. Die Rate von R1-Resektionen
beträgt aber ca. 10% [32] und die lokale Rezidivrate 1,2 – 10,4% [33], [34]. Des Weiteren sind erneute intrahepatische Metastasenmanifestationen im Verlauf
der Erkrankung mit 45 – 70% extrem häufig [26], [28], [35]. Eine operative Re-Resektion von Lebermetastasen ist theoretisch möglich und verlängert
das Gesamtüberleben signifikant [36]. Die gezielte Exzision mehrerer oder rezidivierender Lebermetastasen ist jedoch
für die Leberchirurgie problematisch. Aufgrund der Leberanatomie und der klassisch
geforderten Absetzungsränder wird bei einer Operation in Relation zur Größe der Raumforderung
deutlich mehr Parenchym entfernt. Das schrumpfende Leberparenchym schränkt die chirurgischen
Optionen zunehmend ein und das Risiko der R1-Resektion durch nicht anatomische Keilresektionen
nimmt zu [36]. Zusätzlich steigt das Risiko für perioperative Komplikationen. Die perioperative
Mortalität und Morbidität liegen bei der ersten operativen Entfernung von Lebermetastasen
derzeit bei 0,7 – 5% [37] bzw. 15 – 37% mit einer durchschnittlichen Krankenhausverweildauer von 9 – 12 Tagen
[33], [36].
Lokal ablative Therapie
Im Gegensatz zum klassischen chirurgischen Ansatz gelingt es bei der lokal ablativen
Therapie häufig, nur die Raumforderung selbst zu abladieren – unter Einbeziehung eines
Sicherheitsabstandes von idealerweise 10 mm. Dies ermöglicht in der Regel multiple
Re-Interventionen, wenn es im Krankheitsverlauf zu hepatischen Rezidiven kommt. Die
periinterventionelle Morbidität und die Mortalität lokal ablativer Therapien sind
aufgrund der geringeren Invasivität im Vergleich zum chirurgischen Vorgehen deutlich
niedriger. Stang und Mitarbeiter berichten bei perkutan durchgeführten lokal ablativen
Verfahren von einer äußerst niedrigen perioperativen Mortalität (0,3%) und einer Morbidität
von 0,9 – 7% mit überwiegend leichten sog. Minorkomplikationen [26], [38]. Ein weiterer Vorteil lokal ablativer Verfahren ist die Tatsache, dass die Eingriffe
überwiegend in kreislaufschonender Analgosedierung durchgeführt und somit auch vielen
Patienten angeboten werden können, bei denen eine Vollnarkose – und somit ein operatives
Vorgehen kontraindiziert ist. Darüber hinaus ist die durchschnittliche Krankenhausverweildauer
mit 1 – 3 Tagen niedrig [26].
Vor diesem Hintergrund wurden in den vergangenen Jahren zunehmend lokal ablative Verfahren
bei Lebermetastasen im Rahmen von Studien eingesetzt. Dabei ist die thermische Radiofrequenzablation
(RFA) die am häufigsten angewandte Methode. In 2 Metaanalysen werden das mediane Überleben
nach RFA von Lebermetasen mit 24 – 52 Monaten und das 5-Jahres-Überleben mit 24 – 43%
beschrieben [23], [39]. In beiden Studien wurden sowohl Eingriffe unter CT- als auch unter Ultraschallbildführung
eingeschlossen. In der Subgruppe mit den Eingriffen unter CT-Bildführung stiegen das
mediane Überleben auf 46 Monate (3,8 Jahre) und das 5-Jahres-Überleben auf 41,8% [29]. Diese Ergebnisse sind bemerkenswert, da die Anzahl der Patienten mit fortgeschrittenem
Tumorleiden und mehreren Komorbiditäten bei lokal ablativen Verfahren als deutlich
höher einzustufen ist als bei einer operativen Resektion. Zusätzlich zeigt eine Analyse
aus der Kombination von 2 randomisierten Phase-II-EORTC-Studien (EORTC = European
Organisation for Research and Treatment of Cancer) – die sog. CLOCC- und EPOC-Studien
– eine vergleichbare Lokalrezidivrate nach lokal ablativer und operativer Therapie
bei Lebermetastasen unter 4 cm von 5,5% zu 6% (CLOCC) bzw. 14,6% zu 7,4% (EPOC) [34], [40].
Außerdem gewinnt das Konzept der Oligometastasierung bei der interdisziplinären Behandlung
von onkologischen Patienten zunehmend an Bedeutung. Dabei handelt es sich um eine
Art intermediäres Tumorstadium mit entweder
Eine lokale Tumorprogression steigert dann im Verlauf das Potenzial für eine zunehmende
systemische Metastasierung. Wird jedoch das kritische Zeitfenster der Oligometastasierung
nicht überschritten, ist evtl. noch ein kurativer Ansatz durch die Entfernung der
einzelnen Läsionen möglich [30], [41], [42]. Untermauert wird dieses Konzept durch die erfolgreiche operative Therapie isolierter
Lebermetastasen insbesondere beim CRC. Grundsätzlich bietet sich für fortgeschrittene
Krankheitsstadien ein multimodales interdisziplinäres Therapiekonzept an. So kann
es sinnvoll sein, größere Lebermetastasen zu resezieren und kleinere zentrale Metastasen
– deren Resektion zu einem großen Parenchymschaden führen würde – lokal zu abladieren
[43]. Auch die Kombination einer systemischen Chemotherapie mit lokal ablativen Maßnahmen
in aktuellen Studien lässt bei progredienten und/oder neu aufgetretenen Lebermetastasen
vielversprechende Ergebnisse erwarten.
Merke
Wegen der überzeugenden Datenlage wurden lokal ablative Verfahren in die Leitlinien
der ESMO (European Society of Medical Oncology) zur Behandlung des metastasierten
CRC aufgenommen und damit ihre Bedeutung im klinischen Alltag gestärkt [1].
Hepatozelluläres Karzinom
Die häufigste primäre maligne Neoplasie der Leber ist das hepatozelluläre Karzinom
(HCC), das überwiegend bei Patienten mit einer Leberzirrhose auftritt. In den westlichen
Industrienationen zählen derzeit eine chronische Hepatitis-C-Virusinfektion, der Alkoholabusus
und die nicht alkoholische Fettlebererkrankung zu den wichtigsten Risikofaktoren [44]. Die Prognose der Betroffenen hängt überwiegend vom Stadium der Erkrankung und der
Leberfunktion ab. Infolgedessen profitieren HCC-Patienten von einem multimodalen interdisziplinären
Therapiekonzept, da die zugrunde liegende Leberzirrhose meist den Einsatz potenziell
kurativer, operativer Verfahren (Lebertransplantation, operative Resektion) einschränkt.
Die internationalen Behandlungskonzepte des HCC werden in erster Linie durch die Gesellschaften
EASL (European Association for the Study of the Liver) und die AASLD (American Association
for the Study of Liver Diseases) geprägt, und die patientenbezogene Therapieentscheidung
orientiert sich an der BCLC-Klassifikation (BCLC = Barcelona Clinic Liver Cancer)
([Abb. 4]). Unter Berücksichtigung der Tumorausdehnung, der Leberfunktion (Child Pugh Score)
und des Allgemeinzustands (ECOG = Eastern Cooperative Oncology Group Performance Status)
des Patienten erfolgt in der BCLC-Klassifikation neben einer Prognoseabschätzung auch
eine hieraus abgeleitete Therapieempfehlung [45].
Abb. 4 BCLC-Staging-System. Stadieneinteilung des hepatozellulären Karzinoms (HCC) mit Zuordnung
der therapeutischen Optionen. Kurative Ansätze werden nur für die frühen Stadien empfohlen;
PST = Performance Status Test, CLT = Cadaveric Liver Transplantation, LDLT = Living
Donor Liver Transplantation, RFA = Radiofrequenzablation, PEI = perkutane Ethanolinjektion,
TACE = transarterielle Chemoembolisation.
Operation
Die besten Erfolge verzeichnet die Lebertransplantation. Als Voraussetzung für die Transplantation muss jedoch ein BCLC-Stadium 0 oder A vorliegen
und die Milan-Kriterien
-
Einzeltumor < 5 cm oder ≤ 3 Leberherde ≤ 3 cm,
-
keine makroskopische Gefäßinfiltration,
-
keine extrahepatische Tumormanifestation
müssen eingehalten werden. Ein weiteres Problem ist die eingeschränkte Verfügbarkeit
von Spenderlebern: Die Wartezeiten sind entsprechend lang und gehen nicht selten mit
einer Tumorprogression einher.
Die operative Resektion gilt als Methode der Wahl bei Patienten mit einem solitären Tumor ohne Vorliegen
einer Zirrhose. Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion sollte das HCC und
nicht die Zirrhose prognosebestimmend sein. Um die Tumorfreiheit der portalvenösen
Gefäße zu erhöhen, wird in der Regel das tumortragende Lebersegment entfernt (Segmentektomie).
Dieses Vorgehen begründet sich aus den häufig perifokal des Primarius vorliegenden
Satellitenläsionen und der Neigung zur vaskulären Invasion (> 5 cm 60 – 90%) [46]. Die Mortalität und Morbidität der operativen Resektion beträgt 2 – 3% bzw. 17,8%
und die Krankenhausverweildauer liegt zwischen 7 und 15 Tagen [45], [47]. Innerhalb der Milan-Kriterien wird ein 5-Jahres-Überleben von ca. 50% [48] beschrieben, welches bei kleinen Einzeltumoren (< 3 cm) auf bis zu 80% ansteigt
[47], [49]. Bei Diagnosestellung sind jedoch nur 10 – 25% der Patienten resektabel [50], da bei einer relevanten portalen Hypertension zunehmend mit Komplikationen bzw.
mit einer Dekompensation der Zirrhose nach Resektion gerechnet werden muss. Ein weiteres
Problem bei einer parallelen Zirrhose ist die hohe Zahl an intrahepatischen Rezidiven
durch De-novo-Tumore (50 – 70% innerhalb von 5 Jahren) [51].
Lokal ablative Verfahren
Lokal ablative Verfahren sind bereits seit Jahren fester Bestandteil der Therapie
des HCCs bei vorliegenden Begleiterkrankungen wie auch einer relevanten portalvenösen
Hypertension und eingeschränkten Leberfunktion [27], [45]. Lokalrezidive nach RFA treten in diesem Patientenkollektiv nach 15% der Eingriffe
auf und sind häufiger als bei der operativen Resektion [52]. Diese Rezidive haben aber interessanterweise keinen wesentlichen Einfluss auf die
Überlebenszeit des Patienten, weshalb die lokale Ablation als gleichwertig zur operativen
Resektion angesehen wird [27], [53]. Innerhalb der Milan-Kriterien und bei einer Child-Pugh-A/B-Leberzirrhose beträgt
das 5-Jahres-Überleben nach RFA 50% und das mediane Überleben 57 Monate [54]. Bei singulären und kleineren Läsionen steigt das 5-Jahres-Überleben nach RFA auf
über 70% an [49].
Die Entscheidung zur operativen Resektion oder RFA wird deshalb i. d. R. vom individuellen
perioperativen Risiko bestimmt. Des Weiteren kann es bei einer zentralen HCC-Manifestation
oder multiplen Läsionen in verschiedenen Segmenten sinnvoll sein, lokal ablativ vorzugehen
oder einen kombinierten Ansatz aus Resektion und Ablation zu wählen.
Prä-, peri- und postinterventionelles Management
Prä-, peri- und postinterventionelles Management
Die präinterventionelle Planung erfolgt in der Regel anhand einer aktuellen CT des
Thorax und des Abdomens und einer MRT der Leber. Mit der prätherapeutischen Schnittbildgebung sollen die systemische extrahepatische Metastasierung und insbesondere die genaue
Lokalisation und Größe jeder einzelnen Zielläsion erfasst werden. Für jede Läsion
ist ihre Lagebeziehung zu angrenzenden Strukturen, wie z. B. Blutgefäßen, Gallenwegen
oder Nachbarorganen (z. B. Magen, Kolon und Gallenblase), wichtig. Eine Obergrenze
an Zielläsionen für die lokale Ablation ist nicht festgelegt. Auch eine extrahepatische
Tumormanifestation gilt nicht grundsätzlich als Kontraindikation, wenn die Leber das
für den Patienten prognoseentscheidende Organ im Rahmen seiner Tumorerkrankung ist.
Systemische Chemotherapeutika oder Biologicals sollten unabhängig vom gewählten Verfahren
mindestens 1 – 2 Wochen und radiosensiblisierende Medikamente (insbesondere 5-Fluorouracil)
vor einer Brachytherapie 2 Wochen prä- und postinterventionell pausiert werden [17].
Aufgrund des erhöhten Risikos für entzündliche Komplikationen (z. B. Cholangitis,
biliärer Abszess) wird bei zentral sitzenden Raumforderungen, einer Cholestase, biliodigestiver
Anastomose und/oder biliären Stents eine periinterventionelle Antibiose durchgeführt.
Des Weiteren erhalten Patienten mit zentralen Raumforderungen unmittelbar vor einer
Brachytherapie Kortisonpräparate und ggf. eine passagere Stentplatzierung, um das
Risiko eines radiogen induzierten Zellödems mit passagerer obstruktiver Cholestase
zu reduzieren [17].
Erreicht die Strahlenexposition des Magens im Rahmen einer Brachytherapie 12 Gy, wird
eine Ulkusprophylaxe mittels Pantozol durchgeführt und empfohlen im Anschluss auf
NSAR zu verzichten, um chronische Ulzerationen zu vermeiden [55].
Lokal ablative Therapien werden in der Regel unter Analgosedierung („conscious sedation“) mit einem Analgetikum (z. B. Fentanyl) und einem Sedativum
(z. B. Midazolam) durchgeführt. Das Therapieregime orientiert sich an individuellen
Patientenfaktoren wie z. B. dem Körpergewicht, einer vorausgegangenen und/oder Begleitmedikation
sowie Intoleranzen. Zusätzlich wird die Punktionsstelle mit einem Lokalanästhetikum
betäubt. Eine Vollnarkose ist meist nicht notwendig. Während des Eingriffs wird ein
kontinuierliches Monitoring mittels Pulsoxymetrie und Blutdruckmessung durchgeführt.
Die Bildführung der lokalen Ablation ist mit Ultraschall, CT oder MRT möglich (s. u.). Da insbesondere
kleinere Zielläsionen (< 3 cm) für die meisten lokalen Ablationsverfahren gut geeignet
sind, gilt es, diese zuverlässig zu visualisieren und das Therapiesystem korrekt zu
positionieren. Gleichzeitig kann eine Darstellung des gesamten Zugangswegs sowie angrenzender
Strukturen und Organe helfen, Komplikationen zu minimieren. Grundsätzlich wird ein
bildgeführtes Monitoring der Therapie als obligat und eine bildmorphologische Dokumentation
des Ablationserfolgs als wünschenswert angesehen.
Postinterventionell verbleiben die Patienten für 1 – 2 Stunden in einem Überwachungsbereich. Von der
Normalstation können sie dann meist am Folgetag bzw. am zweiten postinterventionellen
Tag entlassen werden. Nach der Entlassung werden die Patienten durch den behandelnden
Onkologen/Internisten im Hinblick auf die Entwicklung einer Hepatitis überwacht. Das
klinische und biochemische Monitoring umfasst die Kontrolle der Laborparameter (insbesondere
Transaminasen, Bilirubin) wie auch das Körpergewicht und die Entwicklung von Aszites.
Periinterventionelle Bildführung
Ultraschall
Der Ultraschall ist die weltweit am häufigsten angewandte periinterventionelle Bildführung.
Von Vorteil sind seine breite Verfügbarkeit und die relativ niedrigen Kosten. Neue
interventionelle Führungssysteme erleichtern die Platzierung des Therapiesystems unter
Echtzeitkontrolle. Postinterventionell kann das Ablationsareal ggf. durch die Applikation
von Kontrastmittel (CEUS = „contrast enhanced ultrasound“) besser dargestellt werden.
Die sonografische Bildführung ist jedoch bei der lokalen Ablation von Lebertumoren
teilweise eingeschränkt: Aufgrund der Überlagerung der Leber durch Rippen und die
luftgefüllte Lunge sind das Schallfenster und die Bildqualität häufig limitiert. Auch
eine Adipositas des Patienten reduziert die Bildqualität. Es ist außerdem zu beachten,
dass das periinterventionelle Monitoring thermischer Ablationen erschwert werden kann,
weil durch die Vaporisation im Bereich der Ablationszone Gas – und damit ein hyperechogener
Fokus – entsteht, der nicht der Koagulationszone entspricht und die Zielläsion und
das Therapiesystem vollständig überlagern kann. Das inhomogene echoreiche Muster kann
bis zu einer Stunde persistieren. Folglich ist eine Repositionierung des Ablationssystems
bei repetitiven Ablationszyklen größerer Tumormanifestation häufig unmöglich [2], [56]. Da die Bestrahlungsplanung im Rahmen einer Brachytherapie auf einem Schnittbilddatensatz
basiert, ist der Ultraschall bei der Wahl dieses Therapieverfahrens nicht geeignet.
Computertomografie
Die CT gilt derzeit als Standardmodalität zur Bildführung und postinterventionellen
Kontrolle lokal ablativer Lebereingriffe.
Die Punktion der Zielläsion wird in der Regel CT-fluoroskopisch durchgeführt. Im Gegensatz
zur Sonografie wird das CT-Monitoring von thermischen Ablationen nicht durch Gasbläschen
beeinträchtigt. Unmittelbar nach der RF-Ablation entsteht ein hypodenses Areal im
koagulierten Gebiet, das eng mit der histopathologischen Koagulationsgröße korreliert
[56]. Die Hypodensität des Ablationsareals ist meist homogen, in der Nähe des Applikatorschafts
können jedoch auch hyperdense Karbonisierungszonen auftreten [57]. Am besten ist das meist scharf berandete Ablationsareal in der portalvenösen und/oder
spätvenösen Kontrastmittelphase (Equilibrium) abzugrenzen [58]. Hinweisend auf eine unvollständige Ablation bei hypovaskularisierten Lebertumoren
sind ein unregelmäßiger, unscharf berandeter Übergang vom Ablationsareal zum angrenzenden
Leberparenchym und bei hypervaskularisierten Tumoren eine bauschig-irreguläre Kontrastmittelanreicherung.
Davon abzugrenzen ist eine häufig (bis 80%) postinterventionell auftretende arterielle
Kontrastmittelanreicherung perifokal des Ablationsbezirks infolge einer reaktiven
Hyperämie ([Abb. 1]) [57]. Im Gegensatz zu Tumorresiduen sollte die Anreicherung uniform bandartig sein und
in der portalvenösen und spätvenösen Phase zunehmend isointens zur Darstellung kommen.
Während sich die reaktive arterielle Anreicherung in der CT innerhalb eines Monats
vollständig zurückbildet [2], [59], kann diese in der MRT für mehrere Monate persistieren [2], [60]. Problematisch bei der Beurteilung können auch keilförmige Anreicherungen infolge
eines iatrogen verursachten arterioportalen Shunts sein, die jedoch klassischerweise
kein portalvenöses bzw. spätvenöses Washout aufweisen.
Vorteilhaft ist die Möglichkeit zur multiplanaren Reformatierung des postinterventionellen
CT-Datensatzes, um die kranialen und kaudalen Ablationsränder besser zu beurteilen.
Ein Nachteil der CT bleibt die Strahlenexposition des Patienten und des Interventionspersonals.
Außerdem stellen sich gerade kleine Zielläsionen, die für eine lokale Ablation gut
geeignet sind, häufig in der nativ durchgeführten CT-Fluoroskopie schlecht oder nicht
dar. Gelingt eine Lokalisierung der Zielregion aufgrund von Landmarken nativ nicht,
muss periinterventionell (zur Positionierung des Therapiesystems), wie auch postinterventionell
(zur Dokumentation des Therapieerfolgs) wiederholt jodhaltiges Kontrastmittel appliziert
werden. Repetitive Kontrastmittelgaben gehen aber gerade bei Patienten mit Leberzirrhose
und hepatorenalem Syndrom bzw. einer Vorschädigung der Nieren im Rahmen der bereits
durchgeführten Chemotherapie mit dem Risiko einer kontrastmittelinduzierten Niereninsuffizienz
einher.
Magnetresonanztomografie
Die MRT wird in einigen spezialisierten Zentren als Bildführung für die lokale Ablation
von Leberumoren eingesetzt. Vorteilhaft ist hier der exzellente Weichteilkontrast
zwischen Lebergewebe und fokalen Leberraumforderungen, der durch die Gabe eines hepatozytenspezifischen
Kontrastmittels noch weiter gesteigert werden kann. Im Gegensatz zu CT-Kontrastmitteln
verbleibt das leberspezifische Kontrastmittel über mehrere Stunden im Leberparenchym
und ermöglicht so die Visualisierung und somit gezielte Punktion und Therapie auch
kleinster Leberläsionen [61]. Des Weiteren ermöglicht der MR-fluoroskopische Ansatz in Freihandtechnik eine Darstellung
des Zugangswegs in 2 aufeinander senkrecht stehenden Raumrichtungen ([Abb. 1]). Somit wird ein Abweichen des Therapiesystems unmittelbar erkannt und kann gezielt
korrigiert werden. Zusätzlich erlaubt die Darstellung des Zugangswegs in koronarer
Orientierung die Interventionen unter freier Atmung [61].
Thermale Ablationsprozesse lassen sich mittels MRT bereits nativ gut visualisieren.
Die hitzebedingte Koagulationsnekrose führt nach ca. 5 – 10 Minuten zu einer irreversiblen
Abnahme der T1- und T2-Relaxationszeiten und folglich zu einem Signalanstieg in der
T1- und einem Signalabfall in der T2- und PD-Bildgebung [10], [62], [63], [64], [65]. Im Gegensatz dazu behält residuelles Tumorgewebe seine präinterventionellen Signalcharakteristika
bei [66]. Damit ist eine Therapiekontrolle auch ohne den Einsatz eines Kontrastmittels möglich.
Vielversprechend, aber technisch anspruchsvoll, und daher aktuell wissenschaftlichen
Anwendungen vorbehalten, ist die periinterventionelle MR-Thermometrie, welche die
lokale Wärmeentwicklung kontinuierlich darstellen kann.
Auch das Therapieareal der Kryotherapie ist in der MR-Bildgebung gut zu visualisieren
und demarkiert sich zunächst hypointens (signalfrei) in allen Sequenzen. Allerdings
imponiert das Ablationsareal im Verlauf zunehmend heterogen (z. B. aufgrund hämorrhagischer
Komponenten) und sollte nicht mit einem Tumorrezidiv verwechselt werden [67]. Auch eine progrediente Kontrastmittelanreicherung im Ablationsareal während der
Kontrastmitteldynamik ist im postinterventionellen Verlauf in über 50% der Fälle beschrieben.
Die Anreicherung ist im weiteren Verlauf regredient, kann aber über Monate bis Jahre
persistieren [68].
Ein wesentlicher Nachteil MR-gesteuerter Leberablationen ist der limitierte Zugang
zur Leber in den flächendeckend installierten geschlossenen, d. h. zylindrischen MRT-Systemen.
Unkompliziert durchführbar werden Leberinterventionen erst durch den Einsatz offener
MR-Systeme, deren Verfügbarkeit aber aktuell begrenzt ist.
Tumorrezidive
Das Risiko eines lokoregionären Tumorrezidivs nach lokalablativer Therapie zeigt in
aktuellen Studien eine große Varianz (1,8 – 56,9%) und hängt von verschiedenen Faktoren
ab [57].
Lokale Tumorkontrolle
Entscheidend für die lokale Tumorkontrolle ist die vollständige Ablation der Zielläsion
inkl. ihrer häufig vorliegenden Satellitenmetastasen. Nach wie vor können mikroskopische Satelliten jedoch auch mit modernster Schnittbildgebung
nicht sicher identifiziert werden und sind häufig der Ausgangsort des folgenden Lokalrezidivs.
So ist inzwischen bekannt, dass aufgrund einer portalvenösen oder biliären Infiltration
beim kolorektalen Karzinom in 31 – 50% Mikrometastasen bis zu 21 mm vom Rand der bildmorphologisch
detektierbaren Zielläsion auftreten [33]. Beim HCC ist die lokale Satellitenmetastasierung infolge der häufig vorliegenden
Kapsel geringer ausgeprägt. Trotzdem werden auch hier mikroskopisch in bis zu 60%
lokale Satellitenmetastasen in einem Radius von 10 mm beschrieben [33]. Somit ist bei allen lokalen Ablationen ein zusätzlicher Sicherheitssaum von mindestens
1 cm zu fordern. Selbst dieses Vorgehen kann jedoch die vollständige Erfassung der
beschriebenen perifokalen Mikrometastasierung nicht für alle Tumorentitäten garantieren.
Eine Tumorgröße > 3 cm wird in der Literatur übereinstimmend als weiterer Risikofaktor eines lokoregionären
Rezidivs beschrieben [33]. Hintergrund ist die Tatsache, dass das Ablationsareal bei einem Großteil der Ablationsverfahren
limitiert ist. Größere Raumforderungen müssen deshalb durch wiederholte, überlappende
Therapiezyklen abladiert werden. So berechnet ein mathematisches Modell bereits bei
einer 3 cm großen Zielläsion – unter Einbeziehung eines 1 cm breiten Sicherheitssaums
– 14 repetitive thermische Ablationen [69]. Zusätzlich bereiten exzentrische bzw. asymmetrische Tumorvolumina Probleme, da das Ablationssystem die Zielläsion zentral erfassen sollte. So muss
die – in der transversalen Bildgebung als korrekt eingeschätzte – Position des Ablationssystems
in einer anschließenden 3D-Analyse in über 40% nochmals korrigiert werden [70]. Darüber hinaus werden subkapsuläre Läsionen aus Sorge vor einer Schädigung der angrenzenden Organe sowie vermehrten therapieassoziierten
Schmerzen oft unzureichend abladiert [33].
Ein weiterer wesentlicher Faktor für die lokale Tumorkontrolle ist die Erfahrung des Interventionalisten. Besonders hoch ist die Lernkurve während der ersten 100 Ablationen [39], [71]. Des Weiteren weisen thermoablative Verfahren den intrinsischen Nachteil des bereits
beschriebenen Heat-Sink-Effekts im Bereich großer Gefäße auf. Folglich sind Rezidivraten in der Nähe von großen Gefäßen
von bis zu 50% publiziert [72].
Das Risiko von Stichkanalmetastasen beträgt ca. 0,5 – 2,8% [48] und wächst mit der Anzahl der Punktionen und bei subkapsulärer Tumorlage. Eine Mitbestrahlung
des Stichkanals im Rahmen einer Brachytherapie und eine thermische Koagulation des
Punktionskanals im Anschluss an die RFA („track ablation“) hilft das Risiko zu reduzieren
[73].
Info
Faktoren für ein erhöhtes lokales Rezidivrisiko
-
geringer Sicherheitssaum oder inkomplette Ablation
-
Läsionsgröße > 3 cm
-
asymmetrische Tumorvolumina
-
Nähe zu größeren Gefäßen < 3 mm (bei thermischer Ablation)
-
subkapsuläre und hiläre Lokalisation
-
dezentrale Lage der Nadel
-
fehlende Überlappung der Therapievolumina bei Repositionierung
-
fehlende Erfahrung des Interventionalisten
Systemische Tumorprogression
Neben den bereits beschriebenen „echten“ Lokalrezidiven entstehen im Rahmen einer
systemischen Tumorprogression auch neue Metastasen intra- und extrahepatisch. Die
systemische Metastasierungsrate des CRC beträgt ca. 45 – 70% innerhalb von 2 Jahren
[26], [28], [35], beim HCC entstehen ebenfalls innerhalb von 5 Jahren in ca. 50 – 70% neue Läsionen
[51].
Unabhängig vom gewählten Therapieverfahren sind vor diesem Hintergrund längerfristige
Verlaufskontrollen obligat, eine lediglich mittelfristige Verlaufsbeobachtung z. B.
über 6 Monate unterschätzt die Rezidivrate. Über das onkologisch sinnvolle Intervall
der Verlaufskontrollen herrscht aktuell jedoch keine Einigkeit. Die Empfehlungen schwanken
zwischen Intervallen von 1 und 3 Monaten [59], [74].
Bildmorphologie
Bei der bildmorphologischen Beurteilung des posttherapeutischen Verlaufs ist zu beachten,
dass aufgrund der lokalen Therapie unter Einbeziehung eines Sicherheitssaums das Volumen
des Ablationsareals zunächst größer imponiert als die ursprüngliche Zielläsion. Somit
können die üblichen RECIST-Kriterien zur Beurteilung des Therapieerfolgs nicht angewendet
werden. Außerdem ist in der hepatozytenspezifischen MRT-Spätaufnahme nach Brachytherapie
(> 10 Gy) ein hypointenser Randsaum perifokal der Zielregion abzugrenzen. Dieser ist
unspezifisch und entspricht dem postradiogenen Funktionsverlust der Hepatozyten [75]. Nach 6 – 12 Monaten wird dann bei einem Therapieansprechen häufig eine Größenregression
des Ablationsareals um ca. 20% beobachtet. Erst eine erneute Größenzunahme im postablativen
Verlauf ist als Rezidiv zu werten [17].
Komplikationen lokal ablativer Therapien
Komplikationen lokal ablativer Therapien
Prospektive Daten zu Komplikationen nach lokal ablativen Therapien liegen in größeren
Patientenkollektiven bisher lediglich zu thermischen Ablationsverfahren vor. Hier
werden Major- bzw. Minorkomplikationen mit einer Häufigkeit von 2,2% bzw. 4,7% im
Vergleich zu einer Morbidität von 15 – 37% bei offen chirurgischen Eingriffen beschrieben
[33], [36], [38]. Das Mortalitätsrisiko nach thermischen Ablationen beträgt 0,3% im Vergleich zu
0,7 – 5% nach chirurgischen Resektionen [38].
Insbesondere bei der lokalen (thermischen) Ablation peripherer, d. h. kapselnaher
Leberraumforderungen in enger räumlicher Lagebeziehung zu angrenzenden Darmabschnitten
(z. B. Kolonrahmen) besteht das Risiko einer Darmperforation mit folgender Peritonitis. Dieses Risiko ist noch erhöht, wenn nach einer vorausgegangenen
Operation eine fibrotische Adhäsion der Darmabschnitte an die Leberkapsel vorliegt.
Peri-/postinterventionelle Blutungen können sowohl im Verlauf des Zugangswegs als auch in der Leber selbst auftreten.
Ein höheres Risiko für therapiepflichtige Leberparenchymblutungen besteht bei Patienten
mit Leberzirrhose, bei subkapsulären Zielläsionen und im Rahmen einer periinterventionellen
Thromboseprophylaxe [76]. Aufgrund des häufig interkostalen Zugangswegs besteht ein geringes Risiko (0,1%)
für die Verletzung interkostaler Gefäße mit der Gefahr eines akuten Hämatothorax oder
für einen Pneumothorax bei einem hohen Zugangsweg. Aber auch Pseudoaneurysmata und
arterioportale Shuntverbindungen sind nach lokal ablativen Eingriffen beschrieben.
Im Gegensatz zum Pseudoaneurysma persistieren die arterioportalen Shuntverbindungen
länger als 1 Monat [77]. Diese sind in der Regel jedoch hämodynamisch nicht relevant.
Verletzungen der Gallengänge sind mit einer Inzidenz zwischen 0,1 und 1% selten [57]. Kleinere postinterventionelle Biliome resorbieren sich meist innerhalb eines Monats
[57]. Große Biliome, insbesondere bei symptomatischen Patienten, können in der Regel
minimalinvasiv drainiert werden.
Auch iatrogene Leberabszesse sind nach lokal ablativen Verfahren mit einer Prävalenz von 0,3 – 2% [57] beschrieben. Bildmorphologisch kann die Diagnose bei diesen Patienten jedoch erschwert
sein, da sich kleinere Luftansammlungen nach MWA, RFA und Kryotherapie bei ca. 25%
der Patienten demarkieren [67]. Hinweisend auf einen Leberabszess sind ein größerer Flüssigkeitsverhalt in Kombination
mit persistierendem Fieber und Oberbauchschmerzen. Patientenimmanente risikosteigernde
Faktoren für entzündliche postinterventionelle Komplikationen sind ein Diabetes mellitus
und biliodigestive Anastomosen.
Ein Leberinfarkt ist wegen der dualen Blutversorgung mit einer Inzidenz von 0,07% sehr selten [57]. Als bildmorphologisches Korrelat zeigt sich eine keilförmig minderperfundierte
Zone, die im Verlauf eine narbige Einziehung ausbildet und ggf. im Verlauf verkalken
kann [57].
Neben „echten“ Komplikationen tritt bei bis zu 30% der Patienten nach 1 – 2 Tagen
das sog. postablative Syndrom – wahrscheinlich infolge einer systemischen, nekrosegetriggerten Immunreaktion –
auf. Zu den Symptomen des postablativen Syndroms zählen eine lokale Schmerzsymptomatik,
grippeähnliche Symptome mit leichtem Fieber, Übelkeit und einem reduzierten Allgemeinbefinden.
Klassischerweise bilden sich die Symptome innerhalb von 1 – 2 Wochen vollständig zurück
[78].
Zusammenfassung
In den letzten Jahren hat in der internistisch-operativen Onkologie bei Patienten
mit Lebertumoren ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Aufgrund der zunehmenden Datenlage
stehen interdisziplinäre Therapieansätze mit Betonung minimalinvasiver Verfahren zur
Reduktion der Tumorlast zunehmend im Fokus. Neben minimalinvasiven operativen Eingriffen
wurde auch der Stellenwert bildgeführter Eingriffe durch die zuständigen Fachgesellschaften
weiter gestärkt. So sind die lokal ablativen Verfahren inzwischen zur Behandlung des
HCC und von Lebermetastasen kolorektaler Tumoren in Behandlungsempfehlungen und Leitlinien
integriert.
Vorteile der lokalen Ablation von Lebertumoren sind die – im Vergleich zu den traditionell
chirurgischen Methoden – relativ geringe Morbidität und Mortalität, wie auch die kurze
Krankenhausverweildauer in Folge der geringen Invasivität. Aufgrund des parenchymsparenden
Vorgehens können lokale Ablationen wiederholt im Krankheitsverlauf eingesetzt und
in Kombination mit einer operativen Resektion und Systemtherapie angewandt werden.
Aktuell existiert eine Vielzahl lokaler Ablationsverfahren. Am häufigsten eingesetzt
wird derzeit die Radiofrequenzablation. Bei großen Leberraumforderungen liefert die
Hochdosis-Brachytherapie vielversprechende Ergebnisse. Die Wahl des im Einzelfall
eingesetzten Therapieverfahrens hängt nicht nur von der individuellen Patientensituation,
sondern auch von der lokalen Expertise ab und ist somit eine Entscheidung des interdisziplinären
onkologischen Teams vor Ort.
Kernaussagen
-
Interdisziplinäre Therapieansätze unter Einbeziehung bildgeführter lokal ablativer
Therapien stehen bei der Therapie von Lebertumoren zunehmend im Fokus und sind inzwischen
auch in den Leitlinien vertreten.
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Zu den Vorteilen minimalinvasiver bildgeführter Lebereingriffe zählen unter anderem
eine relativ geringe Morbidität und Mortalität, wie auch die kurze Krankenhausverweildauer
infolge der geringen Invasivität.
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Aufgrund des parenchymsparenden Vorgehens können lokale Ablationen wiederholt im Krankheitsverlauf
eingesetzt und in Kombination mit einer operativen Resektion und Systemtherapie angewandt
werden.
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Die Radiofrequenzablation ist das am häufigsten eingesetzte lokale Ablationsverfahren.
Bei großen Leberraumforderungen ist die Hochdosis-Brachytherapie vielversprechend.
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Die Wahl des eingesetzten lokalen Ablationsverfahrens ist eine interdisziplinäre Entscheidung
des onkologischen Teams vor Ort.