Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Flugmedizin ist eine Teildisziplin der Medizin, die sich mit der Luftfahrt- und
Raumfahrtmedizin befasst. Gegenstand der Flugmedizin sind die physikalischen und medizinischen
Besonderheiten des Aufenthalts in Luft- und Weltraum sowie das Wohlergehen des fliegenden
Personals und der Passagiere. Die 4 tragenden Säulen sind die fliegerärztliche Begutachtung,
die fachliche Aus- und Weiterbildung der Fliegerärzte, die Beratung der Passagiere
(einschließlich der Lufttransport Verletzter und Erkrankter) und die Wissenschaft.
Die Teilnahme am Wissenschaftsbetrieb ist grundsätzlich nicht an Voraussetzungen oder
Bedingungen geknüpft, die wissenschaftliche Betätigung außerhalb des akademischen
oder industriellen Wissenschaftsbetriebs steht jedermann offen und ist auch gesetzlich
von der Forschungsfreiheit abgedeckt. Somit werden die individuellen wissenschaftlichen
Fähigkeiten, Fertigkeiten und Aktivitäten durch die persönliche Einsicht in die Notwendigkeit
„sich wissenschaflich zu betätigen“ des Einzelnen bestimmt. Das wissenschaftliche
Interesse und die Kompetenz des Einzelnen kann man an der Anzahl und Qualität seiner
Vorträge und Publikationen, an der Teilnahme an wissenschaftlichen Kongressen und
Symposien messen.
Wie kann man nun die „Wissenschaftlichkeit“ der aktuellen Flugmedizin messen? Eine
Bewertungsmöglichkeit ist die Organisation der Fliegerärzte (und aller Freunde der
Flugmedizin) in „ihrer“ Fachgesellschaft der DGLRM e. V. (derzeit ca. 430 Mitglieder)
und deren Aktivitäten. Eine wichtige Kennzahl ist neben der Teilnehmerzahl an der
wissenschaftlichen Jahrestagung auch die Quantität und Qualität der Präsentationen
und Fachvorträge, diesmal die 55. Jahrestagung, vom 14. bis 17. September 2017 in
Köln. Des Weiteren bietet die DGLRM e.V. die Mitarbeit in verschiedenen Arbeitsgruppen
an, in den folgenden Ausgaben der FTR wird immer eine AG vorgestellt (siehe auch www.dglrm.de). Wenn Sie etwas finden, dann melden Sie sich beim AG-Leiter. Ein weiterer wichtiger
Marker sind die Anzahl und das Niveau der Publikationen in unserer Fachzeitschrift
der Fachgesellschaft, in der Flugmedizin Tropenmedizin und Reisemedizin, welche einmal im Jahr mit dem Leitthema „Flugmedizin“ erscheint, in dieser Ausgabe.
Ich fordere Sie alle auf, kommen Sie zu unserer 55. wissenschaftlichen Jahrestagung
in Köln, diskutieren Sie kritisch und offen mit uns, bewerten Sie die Qualität der
Fachvorträge und Poster. Auch breche ich wieder eine Lanze für die FTR, die 2017 neu gestaltet wurde. Bewerten Sie die Artikel, diskutieren Sie mit den
Autoren. Nur der ständige Kontakt und Austausch bringt uns wirklich voran. Geben Sie
uns Tipps und Ratschläge wie wir unsere Fachgesellschaft und unsere Fachzeitschrift
weiterentwickeln können.
In dieser Ausgabe werden 4 flugmedizinische Publikationen präsentiert, die das breite
Betätigungsfeld der Flugmedizin repräsentieren. Herr Siedenburg und Herr Knöffler
schreiben über flugmedizinische und gutachterlich relevante Themen, über die Flugangst
beziehungsweise über das Akustikusneurinom, Herr Kalina und Herr Hinkelbein beschreiben
das unterschiedliche notfallmedizinische Equipment in europäischen Verkehrsflugzeugen
und fordern eine standardisierte Versorgung und Vereinheitlichung der notfallmedizinischen
Ausstattung. Herr Oehler (Rechtsanwalt), befasst sich mit einem sehr wichtigen Thema
für uns Ärzte, der ärztlichen Schweigepflicht. Gerade nach der Katastrophe vom 24.
März 2015 und den nachfolgenden Untersuchungen, Diskussionen, Bewertungen, Forderungen
und Empfehlungen ist ein klares Ja zur ärztlichen Schweigepflicht für uns Ärzte und
das Vertrauen der Piloten in uns Fliegerärzte wichtig.
Abschließend bitte ich sie alle, wagen Sie den fachlichen Kommentar, seien sie kritisch
mit den Autoren und dem Geschriebenen, auch eine positive Bewertung ist Ansporn für
die Autoren.