Aktuelle Dermatologie 2017; 43(06): 233
DOI: 10.1055/s-0043-110134
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nemolizumab gegen Neurodermitis

Ruzicka T. et al.
Anti-Interleukin-31 Receptor A Antibody for Atopic Dermatitis.

N Engl J Med 2017;
376: 826-835
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Publication Date:
09 June 2017 (online)

 

    Hautärzte des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität in München haben federführend in einer internationalen Phase-II-Studie eine neue Substanz gegen Neurodermitis getestet. Nemolizumab hilft zuallererst gegen den höllischen Juckreiz, aber auch gegen die Entzündung der Haut. Der neue Wirkstoff blockiert die Wirkung von Interleukin 31, einem Botenstoff des Immunsystems, an seinem Rezeptor. Das Interleukin 31 löst letzten Endes, molekular gesehen, den starken Juckreiz bei Neurodermitis aus.


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    Jüngst haben unter anderem Dermatologen des Klinikums der Universität München ein neues Medikament erprobt, das vor allem die objektiven Symptome wesentlich verbessert. Jetzt legen die Experten der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie noch einmal nach. Unter Leitung von Klinikdirektor Prof. Dr. Thomas Ruzicka und Oberarzt Prof. Dr. Andreas Wollenberg haben sie einen anderen Wirkstoff in einer sogenannte Phase-II-Studie erfolgreich getestet. „Er bekämpft sehr schnell die subjektiven Beschwerden der Neurodermitis“, erklärt Wollenberg.

    An der Studie nahmen 264 Patienten am Klinikum der Universität München sowie in Krankenhäusern in Japan, Polen und den USA teil. Die Neurodermitis dieser Patienten war mit Salben, Cremes und anderen Mitteln nicht in den Griff zu bekommen, wobei Juckreiz und Schlaflosigkeit die größten Probleme darstellten. Ein Teil der Patienten bekam den neuen Wirkstoff namens Nemolizumab monatlich einmal unter die Haut gespritzt. Der Rest der Patienten erhielt ein Plazebo ohne Wirkstoff.

    Nach Ende der dreimonatigen Studiendauer war das Ergebnis klar. „Im Vergleich zu den Plazebo-Patienten spürten die mit dem Medikament behandelten Studienteilnehmer erheblich weniger Juckreiz“, betont Andreas Wollenberg, „und sie schliefen länger und besser, weil sie sich nachts weniger kratzen mussten.“ Der Effekt trat rasch ein. Nach ein paar Wochen besserten sich dann auch die objektiven Beschwerden.

    „Wir sind sehr zufrieden mit diesem Resultat“, erklärt Wollenberg – zumal die neue Substanz „auch gut verträglich ist.“ Nebenwirkungen wurden kaum beobachtet. Allerdings lassen sich in einer Phase-II-Studie nur häufige Nebenwirkungen nachweisen. Um auch seltene Nebenwirkungen statistisch zu erfassen, braucht es eine größere Phase-III-Studie mit vielen hunderte Patienten. Sie ist bereits geplant. Sollte sich das Medikament auch darin bewähren, könnten die Ärzte in einigen Jahren ihre Patienten viel individueller behandeln als heute.

    Nach einer Mitteilung des Klinikums der Universität München


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