Aktuelle Dermatologie 2017; 43(07): 279-280
DOI: 10.1055/s-0043-110953
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Demografische Faktoren beeinflussen die Hautkrebsprävention

Seité S. et al.
Public primary and secondary skin cancer prevention, perceptions and knowledge: an international cross-sectional study.

JEADV 2017;
31: 815-820
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Publication Date:
12 July 2017 (online)

 

    Genetische Faktoren und phänotypische Charakteristika steigern die Wahrscheinlichkeit an Hautkrebs zu erkranken. Die Sonnenlichtexposition stellt aber nach wie vor den stärksten Risikofaktor dar. Die internationale Querschnittstudie reflektiert den pathophysiologischen Kenntnisstand der Einwohner und die Adhärenz zu präventiven Maßnahmen. Dabei zeigten sich geografische und demografische Unterschiede.


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    Das Besondere der Untersuchung bestand in ihrer Größe: 23 Länder mit insgesamt 19 569 Personen nahmen teil. Diese stellten den mit einem automatischen Selektionsprogramm ermittelten Bevölkerungsquerschnitt dar. Das Alter betrug 15 – 65 Jahre. Die Befragung erfolgte in Brasilien, Mexiko und Griechenland telefonisch und in Russland im persönlichen Gespräch. Alle anderen Staaten erhielten die Informationen online. Der Fragebogen enthielt Unterpunkte zu demografischen Faktoren, Sonnenexposition, Verhalten beim Sonnen, Risikowissen, Selbstuntersuchung, Arztkonsultationen und sozialen Einstellungen. Die Datenanalyse erfolgte mit den Variablen

    • geografische Region und Land,

    • Alter und Geschlecht,

    • sozioökonomischer Status,

    • Freiluft-Arbeitsplatz,

    • Hauttyp nach Fitzpatrick.

    Die häufigste protektive Maßnahme betraf nicht die Teilnehmer, sondern ihre Kinder. 87 % cremten < 12-Jährige mit Sonnenschutzmitteln ein. 59 % benutzten diese auch selbst, 19 % trugen Schutzkleidung und 38 % Hüte oder Kappen. Verglichen mit der Gesamtgruppe schützten Menschen in West- und Südeuropa öfter ihr Gesicht (66 % vs. 57 %) und ihren Körper (66 % vs. 60 %) mit Sonnenschutzmitteln. In Lateinamerika war die Vermeidung der direkten Sonneneinstrahlung häufiger (73 % vs. 53 %). In Australien gingen die Einwohner unterschiedlich vor: 72 % blieben im Schatten, 58 % trugen einen Sonnenhut und 33 % bedeckende Kleidung. Menschen in Südeuropa und Australien waren eher bereit sich auch bei kurzen Aufenthalten in der Sonne zu schützen (< 1 Stunde). Das Wissen über die Relevanz der UV-Strahlung, des Hauttyps und von Naevi für die Hautkrebsentstehung war insgesamt groß. Am wenigsten informiert waren Menschen in Russland, Mexiko und Italien. Die größten Kenntnisse bestanden in Australien, Irland, Brasilien und Griechenland. Eine leitliniengerechte monatliche Selbstinspektion und jährliche Vorstellung beim Dermatologen führten insgesamt 2 Drittel durch.

    Das Wissen über die Entstehung von Hautkrebs, primäre und sekundäre Schutzmaßnahmen und deren Durchführung hing von soziodemografischen Faktoren ab. Dies galt unter Berücksichtigung der geografischen Region weltweit. Ein geringerer Kenntnisstand und weniger Schutzmaßnahmen waren assoziiert mit

    • männlichem Geschlecht,

    • geringem Bildungsniveau,

    • jungem Lebensalter.

    Fazit

    Global bestand ein vergleichsweise hoher Informationsstand über den Zusammenhang zwischen Sonneneinstrahlung und Hautkrebs, die Schutzmöglichkeiten und das individuelle Risiko. Die Inhomogenität der Ergebnisse spricht laut den Autoren für zielgerichtete Kampagnen, die spezifisch an die besonders gefährdeten Gruppen gerichtet sein sollten. Sie verweisen auf die besondere Rolle der Medien. Zeitungen und Fernsehen seien die häufigsten Informationsquellen, wenn es um die Hautgesundheit gehe.

    Dr. med. Susanne Krome, Melle


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