Aktuelle Dermatologie 2017; 43(07): 276-277
DOI: 10.1055/s-0043-110954
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hohe Exposition mit Methylisothiazolinon in Europa

Schwensen JF. et al.
The epidemic of methylisothiazolinone: a European prospective study.

Contact Dermatitis 2016;
76: 272-279
Further Information

Publication History

Publication Date:
12 July 2017 (online)

 

    Das bakterizide Methylisothiazolinon (MI) konserviert Körperpflegemittel, Haushaltsreiniger und industrielle Produkte. Der Anstieg von Kontaktallergien führte 2016 zu einem Verbot in Kosmetika, die auf der Haut verbleiben und zu einer Grenzwertreduktion in abwaschbaren Mitteln. Im Auftrag der europäischen Umweltschutzbehörde untersuchte die dänische Arbeitsgruppe die MI-Exposition bei Patienten mit einer Kontaktallergie.


    #

    Das MI-Verbot der europäischen Mitgliedsstaaten für sogenannte Leave-on-Produkte wie z. B. Gesichtscremes und Lippenpflegemittel trat nach einer Übergangsphase im Februar 2017 in Kraft. In Rinse-off-Präparaten (u. a. Shampoos, Duschgel) bleibt eine Konzentration bis 100 ppm erlaubt. Um die Effekte der neuen EU-Verordnung zu beurteilen, sind zuverlässige Ausgangsdaten erforderlich. Die prospektive Multizenterstudie erfasste den Zeitraum von Mai bis Oktober 2015 und hatte 3434 Teilnehmer aus 8 europäischen Ländern. Die Personen erhielten in 11 dermatologischen Zentren einen Patch-Test mit 0,2 % MI. Bei 205 Patienten (6 %) war der Epikutantest positiv. Mit 69,8 % waren Frauen häufiger von einer Kontaktallergie betroffen. Das Durchschnittsalter betrug 47 Jahre und jede Vierte war früher oder aktuell an einer atopischen Dermatitits erkrankt. Hauptsächlich waren das Gesicht und die Hände betroffen. 10 % hatten einen ausgedehnten Befall. Eine Polysensibilisierung (MI/Methylchloroisothiazolinon MCI) bestand in 24,9 % der Fälle.

    Die Patienten brachten alle Kosmetika und Haushaltsprodukte aus ihrer häuslichen und beruflichen Umgebung mit. Eine Exposition mit MI und MI/MCI in Körperpflegemitteln bestand bei 83,2 % (58,4 % rinse-off, 44,3 % leave-on). Von 149 Patienten mit einer relevanten Kontaktallergie bestand bei mehr als der Hälfte eine aktuelle Exposition. 91,7 % der Produkte stammten aus dem häuslichen Umfeld. Für die Kontaktallergien waren sowohl Leave-on- als auch Rinse-off-Mittel verantwortlich. Die häufigsten Berufe waren Tätigkeiten in Büro, Gesundheitssystem und bei Reinigungsdiensten. Eine berufsbedingte Kontaktallergie bestand bei 16,8 %. Am häufigsten betroffen waren Krankenschwestern, Frisöre und Reinigungskräfte. 7,3 % der Erkrankten berichteten über allergische Reaktionen in frisch gestrichenen Räumen. Die meisten Patienten entwickelten die Kontaktallergie 2013 – 2015.

    Fazit

    Die Prävalenz der Kontaktallergien auf Methylisothiazolinon war hoch. Die Autoren weisen darauf hin, dass bereits 2004 Fälle auftraten und schon 2010 Publikationen erschienen. Der epidemische Anstieg in 2013/2014 habe offenbar nicht zu einer verstärkten Selbstkontrolle der Unternehmen und zu einer raschen Änderung der Produktionsprozesse geführt. Die europäische Restriktion sei deshalb von großer Relevanz. Problematisch finden die Autoren die erlaubte Konzentration von MI in abwaschbaren Kosmetika, denn auch sie hatten Kontaktallergien ausgelöst.

    Dr. med. Susanne Krome

    Zoom Image
    Das bakterizide Methylisothiazolinon konserviert Körperpflegemittel, Haushaltsreiniger und industrielle Produkte und löst Kontaktallergien aus. Die Studie untersucht die Exposition bei Patienten mit Kontaktallergie, nachdem die Substanz teilweise verboten wurde. Quelle: Heiko Barth/Fotolia.com

    #


    Zoom Image
    Das bakterizide Methylisothiazolinon konserviert Körperpflegemittel, Haushaltsreiniger und industrielle Produkte und löst Kontaktallergien aus. Die Studie untersucht die Exposition bei Patienten mit Kontaktallergie, nachdem die Substanz teilweise verboten wurde. Quelle: Heiko Barth/Fotolia.com