Pneumologie 2017; 71(07): 484
DOI: 10.1055/s-0043-110996
Laudatio
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prof. Ralf Wettengel 80 Jahre alt!

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Publication History

Publication Date:
12 July 2017 (online)

 

    Ralf Wettengel vollendet am 22. 6. 2017 sein 80stes Lebensjahr. Über einen Zeitraum von mehr als 25 Jahren hat er die deutsche Pneumologie geprägt und mitgestaltet.


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    Prof. Ralf Wettengel.

    1974, erst 37 Jahre alt, wurde er zum Chefarzt der Karl-Hansen-Klinik, Bad Lippspringe, für Atemwegserkrankungen und Allergie gewählt, die er zu neuer Blüte führte und bis 2001 leitete. Er war das „norddeutsche“ Pendant zu Prof. D. Nolte in Bad Reichenhall.

    Geboren wurde Ralf Wettengel 1937 im Erzgebirge, er wuchs in Jena auf. 1958 floh seine Mutter mit ihren Kindern aus der DDR.

    Das Medizinstudium beendete Ralf Wettengel in Marburg. Dort entstanden die ersten Kontakte zur Pneumologie. Das Thema seiner Promotionsarbeit 1964 lautete „Atemmechanische Untersuchungen bei Patienten mit obstruktiven und restriktiven Ventilationsstörungen“.

    Nach „Lehrjahren“ in Kiel wechselte er 1968 an die neu gegründete Medizinische Hochschule in Hannover. Es war seine endgültige Entscheidung für die Pneumologie. Er war der erste Oberarzt an der ersten universitären Abteilung für Pneumologie in Deutschland und auch mein erster Habilitand. Alles drehte sich damals um den Gasaustausch in der Lunge (Blutgasanalyse) und die Hämodynamik im Lungenkreislauf, Thema auch seiner Habilitationsschrift. 1972 erhielt er die venia legendi für Innere Medizin, 1978 wurde er zum APL-Professor ernannt. Seine Lehrverpflichtungen hat er mit Begeisterung wahrgenommen.

    Früh, 1979, engagierte er sich für die Gründung der Deutschen Liga zur Bekämpfung von Atemwegserkrankungen, heute Deutsche Atemwegsliga. Seit 1988 gehörte er dem geschäftsführenden Vorstand an, von 1991 bis 1998 als Vorsitzender.

    Vermittlung von pneumologischem Wissen an niedergelassene Ärzte (Empfehlungen der Atemwegsliga), Patienteninformationen und Patientenschulung waren ihm ein großes Anliegen.

    1980 war er Tagungspräsident des Bad Reichenhaller Kolloquiums, 1981 Präsident der Jahrestagung der Rheinisch-Westfälischen Gesellschaft und 1982 Tagungspräsident der Norddeutschen Gesellschaft für Pneumologie. 1999 wurde er in den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) berufen.

    Ralf Wettengel erhielt zahlreiche Ehrungen, u. a. Ehrenmitgliedschaften der Deutschen Atemwegsliga und der DGP. Im Jahr 2000 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.

    Wir kennen und schätzen Ralf Wettengel als akribischen Wissenschaftler, umsichtigen Arzt und herausragenden Redner: sachlich, sprachlich präzise und rhetorisch geschliffen. Seine Liebe zur Sprache und zur Literatur ist seinen Freunden bekannt. Herausragend ist auch seine Publikation über die Zusammenhänge zwischen literarischem Werk und Lungenerkrankung des 1989 verstorbenen „Enfant terrible“ der deutschsprachigen Literatur, Thomas Bernhard, in der „Pneumologie“ 2010.

    Ralf Wettengel hat kurz nach Beginn seines Ruhestandes lebensbedrohliche Erkrankungen gelassen überstanden. Er lebt seit 2001 wieder in seiner Heimatstadt Jena und genießt, was ihn schon immer neben der Pneumologie interessiert hat: Lesen, anspruchsvolle Literatur, die meist nicht auf Bestsellerlisten steht. Er nennt es: „Denken mit fremden Gehirnen und einen unerschöpflichen Reichtum an Vergnügen“.

    Außerdem: Wandern mit offenem Blick für alles, was da wächst, blüht und fliegt.
    Wandern – zwar nicht mehr so strapaziös wie früher auf Gomera oder in Skandinavien –, sondern auf Goethes Spuren rund um Weimar und Jena.

    Alle, die ihn beruflich und als Freunde kennen und schätzen, wünschen ihm noch viele kommunikative und kontemplative Jahre.

    Prof. Dr. Helmut Fabel, Hannover


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    Prof. Ralf Wettengel.