Aktuelle Dermatologie 2017; 43(08/09): 325
DOI: 10.1055/s-0043-112667
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Infektionen der Haut

Infections of the Skin
Peter Elsner
,
Cord Sunderkötter
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Korrespondenzadressen

Prof. Dr. Peter Elsner
Klinik für Hautkrankheiten
Universitätsklinikum Jena
Erfurter Str. 35
07743 Jena

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Publication Date:
31 August 2017 (online)

 
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    Prof. Dr. Peter Elsner
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    Prof. Dr. med.Cord Sunderkötter

    „Die Seuchen kehren zurück“, wie die Ebola-Epidemie vor wenigen Jahren in Westafrika dramatisch belegt hat. Weniger fatal, doch in den Folgen für Schwangere und Feten ebenfalls schwerwiegend, stellt sich die endemische Infektion mit Zikavirus dar. Neben solchen in den letzten Jahren neu aufgetretenen Erregern gibt es immer noch die altbekannten Erreger: Aus Madagaskar werden immer wieder Pestfälle gemeldet, und die Lepra als die klassische dermatologische Infektionskrankheit ist bei weitem noch nicht besiegt (auch wenn sie, wie die Dermatologen wissen, weit weniger ansteckend ist, als vielfach geglaubt wird, doch früher wahrscheinlich oft fehldiagnostiziert wurde). Und wir müssen aufmerksam bleiben, was uns die Klimaänderung bringen wird.

    Weniger spektakulär, aber für die dermatologische und venerologische Praxis wichtig ist es, uns in Deutschland vertraute Infektionskrankheiten der Haut und der hautnahen Schleimhäute nicht zu vergessen, die auch unter untypischen Symptomen auftreten können. So nimmt die Zahl der Syphilis-Fälle nach einer langen Periode stagnierender oder sogar gesunkener Anzahl gemeldeter Fälle seit dem Jahr 2010 wieder auffallend zu. In den deutschen Hautkliniken werden immer wieder Lues-Fälle beobachtet, die atypisch auftreten und uns diagnostisch herausfordern. Mit der zunehmenden weltweiten Migration werden wir auch immer wieder mit dem Befund einer Lues latens, die leitliniengerecht behandelt werden muss, konfrontiert.

    Die Kenntnisse und Fähigkeiten in der dermatologischen Infektiologie gilt es also zu vermitteln, zu erhalten und zu pflegen – man weiß nie, wann man sie braucht. Unser wunderbares Fach Dermatologie und Venerologie, das seine Wurzeln ganz wesentlich auch in der Infektiologie hat, muss seine Kompetenz bei Infektionen der Haut erhalten und ausbauen. Dies wird nur gelingen, wenn wir Dermatologen auch in der Erforschung dermatologischer Infektionen an der Spitze mithalten und wenn die dermatologische Infektiologie auch im Kanon der akademischen Medizin, konkret an den dermatologischen Universitätskliniken und unter den dermatologischen Lehrstühlen, sichtbar vertreten ist. Die chronische und notorische Unterfinanzierung der deutschen Universitätsmedizin, insbesondere im ambulanten Bereich, die für die Identität der Fächer gefährlichen Zentralisierungstendenzen bezüglich Diagnostik und Therapie und der resultierende Umstand, dass unser Fachgebiet in den Praxen teilweise nicht mehr in voller Breite vertreten wird, gefährden wichtige Teilbereiche der Dermatologie wie die Allergologie, die Dermatohistologie und eben auch die dermatologische Infektiologie.

    Hier gilt es für unsere wissenschaftliche Fachgesellschaft, die DDG, und unseren Berufsverband, den BvDD, beherzt entgegenzusteuern. Wir brauchen vermehrte Anstrengungen in Forschung und Lehre der dermatologischen Infektiologie; dieses Schwerpunktheft der Aktuellen Dermatologie versucht, dazu einen kleinen Beitrag zu leisten.

    Ihre

    Peter Elsner

    Cord Sunderkötter


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    Universitätsklinikum Jena
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