Aktuelle Dermatologie 2017; 43(08/09): 329
DOI: 10.1055/s-0043-112843
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Entwarnung für Aknetherapie: keine Depressionsgefahr

Huan YC. et al.
Isotretinoin treatment for acne and risk of depression: A systematic review and meta-analysis.

J Am Acad Dermatol 2017;
76: 1068-1076
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Publication History

Publication Date:
31 August 2017 (online)

 

Erstmals wurde 1983 über einen möglichen Zusammenhang der Therapie mit Isotretinoin und dem Auftreten von depressiven Symptomen berichtet. Auch im Tiermodell deutete sich ein solcher Zusammenhang an. Die meisten klinischen Studien bestätigten das aber bislang nicht. Eine Metaanalyse untersuchte jetzt die Evidenz für einen möglichen Zusammenhang des Auftretens einer Depression mit einer Isotretinoin-Therapie.


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Die systematische Übersicht und Metaanalyse von Yu-Chen Huang, Dermatologe am Wan Fang Hospital in Taipei (Taiwan), und Ying-Chi Cheng, Psychiater vom Cardinal Tien Hospital, ebenfalls in Taipei (Taiwan), berücksichtigte kontrollierte oder prospektive nicht-kontrollierte Studien, die bis zum 30. September 2016 erschienen waren. Mindestvoraussetzung war, dass in den Studien mehr als 15 Patienten mit Akne mit Isotretinoin behandelt worden waren.

Ergebnisse

31 Studien entsprachen den Einschlusskriterien, davon waren 3 populationsbasierte Studien, 8 kontrollierte Studien und 20 prospektive offene Studien. 4 der prospektiven offenen Studien berichteten nur die Prävalenz einer Depression ohne Vorher-Nachher-Vergleich.

Eine populationsbasierte Studie ergab ein signifikant erhöhtes Depressionsrisiko bei Isotretinoin-Therapie, zwei der prospektiven offenen Studien berichteten über eine Verschlechterung der Depressionswerte nach Isotretinoin-Behandlung. Alle anderen 10 kontrollierten und 15 offenen Studien fanden keine Assoziation der Therapie mit dem Retinoid und dem Depressionsrisiko. 2 kontrollierte und 9 prospektive, offene Studien zeigten sogar eine Verbesserung der Werte auf den verwendeten Depressionsskalen oder weniger neu aufgetretene Depressionen.

Die Metaanalyse der kontrollierten Studien ergab, dass sich die Änderung der depressiven Symptome unter Isotretinoin-Therapie im Vergleich zum Ausgangswert nicht signifikant von der bei anderen Therapien unterschied (Standardized Mean Difference [SMD] – 0,334, 95 % Konfidenzintervall [KI] – 0,680 bis 0,011). Die Prävalenz einer Depression hatte nach der Retinoid-Therapie sogar signifikant abgenommen (Relatives Risiko 0,588, 95 % KI 0,382 – 0,904). Auch die mittleren Werte auf den verwendeten Depressionsskalen nahmen unter der Isotretinoin-Behandlung gegenüber dem Ausgangswert signifikant ab (SMD – 0,335, 95 % KI – 0,498 bis – 0,172).

Fazit

Nach der Metaanalyse der bislang publizierten kontrollierten und prospektiven offenen Studien konnte ein erhöhtes Depressionsrisiko durch eine Isotretinoin-Therapie nicht nur nicht bestätigt werden, im Gegenteil scheinen depressive Symptome unter der Therapie sogar noch abzunehmen. Die Autoren betonen aber, dass randomisiert-kontrollierte Studien fehlen und die Ergebnisse der Metaanalyse vorsichtig zu bewerten sind, weil eine so große Variabilität zwischen den einzelnen Studien herrscht.

Friederike Klein, München

Zoom Image
Es bestand die Vermutung, dass eine Isoretinoin-Therapie zu einem erhöhten Depressionsrisiko führt. Die Metaanalyse von Huang et al. bestätigt dies nicht, im Gegenteil scheinen depressive Symptome unter der Therapie sogar noch abzunehmen. Quelle: (c) hikrcn/Fotolia.com

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Es bestand die Vermutung, dass eine Isoretinoin-Therapie zu einem erhöhten Depressionsrisiko führt. Die Metaanalyse von Huang et al. bestätigt dies nicht, im Gegenteil scheinen depressive Symptome unter der Therapie sogar noch abzunehmen. Quelle: (c) hikrcn/Fotolia.com