NOTARZT 2017; 33(04): 149-150
DOI: 10.1055/s-0043-113243
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Volker Dörges
,
Thoralf Kerner
,
Peter Sefrin
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Publication History

Publication Date:
24 August 2017 (online)

bereits wenige Monate nach der Veröffentlichung des Strukturpapiers der Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte Deutschlands (BAND e. V.) zur gegenwärtigen Lage des Rettungsdienstes in Deutschland mit den entsprechenden Lösungsansätzen zur zukunftssicheren Gestaltung des Notarztsystems sieht sich die BAND gezwungen, aufgrund der immer dramatischeren Entwicklung in die falsche Richtung, eine Presseerklärung zur notwendigen Neustrukturierung der Notfallversorgung abzugeben. Die auf belastbaren Daten beruhende – in letzter Zeit massiv zunehmende – Anzahl öffentlicher Verlautbarungen aus vielen Rettungsdienstbereichen in ganz Deutschland beklagen zu Recht, dass es sich mittlerweile nur noch in ca. 25% der Notfalleinsätze mit Sondersignal um potenziell lebensbedrohliche Notfälle handelt, wobei die Gesamtzahl der vermeintlichen Notfalleinsätze jährlich um mindestens 5% steigt. Dies ist nicht in erster Linie dem vielfach beschworenen demografischen Wandel geschuldet, sondern die „112“ wird zunehmend bei medizinischen Bagatellfällen gewählt, was auf einem immer weiter gesteigerten Anspruchsdenken der Bevölkerung mit teilweise bewusst falschen Angaben beruht, aber auch als Folge der Unwissenheit bezüglich des richtigen Ansprechpartners entsteht. Der Notarzt kann und darf aber kein Ersatz für den Hausarzt zulasten der Patienten mit akuten, lebensbedrohlichen Erkrankungen und Verletzungen sein. Auch die Notaufnahmen der Kliniken sind in gleicher Weise völlig überlastet. Für eine auch zukünftig adäquate Notfallversorgung in Deutschland sind nun sowohl die Politik als auch standespolitische Institutionen akut gefordert.