Bei schwierigen, aber auch einfachen Marknagelungen bewährt sich ein Distraktionsrahmen:
In diesem Distraktionsrahmen kann das Bein im Kniegelenk gestreckt und maximal gebeugt
werden. Die Distraktion reponiert und schafft Ruhe. Wenn an den Distraktionsrahmen
distal noch 30 – 50° nach vorne zeigende Rohre angeschraubt werden, kann das Bein
für die Operation sogar hingestellt werden ([Abb. 1]).
Abb. 1 Distraktionsrahmen, links bei gestrecktem, rechts bei gebeugtem Kniegelenk.
Anwendung:
Am Tibiakopf wird proximal dorsal vor dem Fibulaköpfchen, d. h. in einer sicheren
Zone, aber außerhalb der Einflugschneise des Nagels ([Abb. 2]), ein Steinmann-Nagel und im Kalkaneus oder sehr weit distal in der Tibia ein 2. Steinmann-Nagel
eingebracht.
Abb. 2 Steinmannnagel am Tibiakopf in der sicheren Zone vor dem Fibulaköpfchen, aber außerhalb
des Raumes für den Nagel.
Der Steinmann-Nagel in der distalen Tibia kann auch durch einen Halbring mit gespanntem
Draht ersetzt werden ([Abb. 3]).
Abb. 3 Bei einem „schwierigen“ Fall: sehr distale Fixation in der Tibia mit gespanntem Draht
über Halbring und monokortikalen Schrauben zum Reponieren durch gezielten Druck, hier
von ventral über eine U-förmige Brücke (U-förmiger Kohlefaserstab!).
Die distale und proximale Komponente werden mit langen Kohlefaserstäben verbunden.
Mit dem Spanner für den Fixateur wird eine sanfte Distraktion ausgeübt. Es kann lateral
und medial balanciert geschoben und gezogen werden. Durch diese ausbalancierte Distraktion
gelingt es in den meisten Fällen, zu einer guten Reposition zu kommen.
Sollten weitere Repositionsmanöver notwendig sein, kann dies durch monokortikal aufsetzende
Schanzʼsche Schrauben von medial lateral oder ventral zusätzlich manipuliert werden.
Von ventral erreicht man das dadurch, dass von lateralem zu medialem Rohr eine Brücke
(u-förmiges Rohrsystem) gebildet wird ([Abb. 3]).
Das System hat viele Vorteile:
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Für die Marknagelung herrscht vollkommene Ruhe und sehr gute Stabilität. Dies schützt
auch die Weichteile.
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Ein großer Vorteil ist, dass im Kniegelenk maximal gebeugt werden kann ([Abb. 1] und [3]). Dadurch wird die Eintrittsstelle wesentlich leichter erreicht.
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Es wird Manpower gespart, weil niemand während der Operation halten muss.
Der Unterzeichner empfiehlt, dieses System nicht nur in Extremsituationen ([Abb. 3]) einzusetzen, sondern möglichst oft. Allein dadurch ist man geschult und die Prozedur
braucht nicht länger, als eine Unterschenkelfraktur in einem Extensionstisch zu lagern.
In der Klinik des Unterzeichners haben wir uns ein entsprechendes Set „Distraktionsrahmen“
zusammengestellt. Die Zusammensetzung kann beim Autor oder in der OP-Abteilung der
BG Unfallklinik Tübingen abgefragt werden.
Merke
Bitte senden Sie Ihre Tipps und Tricks ein, damit dies ein lebendiger Austausch wird
und wir voneinander lernen können. Bitte an: op-journal@thieme.de oder Georg Thieme Verlag KG, OP-Journal, z. Hd. Frau Stickel, Rüdigerstraße 14, 70 469
Stuttgart.