Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2017; 27(04): 199
DOI: 10.1055/s-0043-116221
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Heilkreidevorkommen auf Fuerteventura?

André-Michael Beer
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Publication Date:
04 September 2017 (online)

Die zweitgrößte kanarische Insel, Fuerteventura, rund 120 Kilometer westlich der marokkanischen Küste gelegen, kennt man v. a. als Entspannungs- und Surfparadies. Doch auch bezüglich der „Kreide“ hat diese Vulkaninsel einiges zu bieten.

In Europa sind die Kreideformationen wie die weißen Felsen von Dover, der dänischen Inseln Møn und Langeland oder die Küste von Rügen bekannt [1] [2]. Das sind allerdings marine Sedimente, deren Bildung mit den nachstehend beschriebenen Gesteinen auf Fuerteventura nicht verglichen werden kann.

Nördlich von Puerto de la Peña, an der Westküste Fuerteventuras, ist der Kontakt zwischen dem Basalkomplex und der „Kreideschicht“ an der Steilküste gut zugänglich und deutlich sichtbar ([Abb. 1]). Es handelt sich um ehemalige Strandbildungen in Form karbonatisch-klastischer Sedimente (Kalkarenite). Dabei handelt es sich um karbonatische Schalenbruchstücke, deren Ablagerung auf die Aufarbeitung

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Abb. 1 Quelle: A. Beer, Hattingen.

jungpleistozäner Paläodünen zurückgeht. Sie stehen in Zusammenhang mit dem Trockenfallen von Teilen des Schelfs, der Fuerteventura umgibt [3]] ([Abb. 2]).

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Abb. 2 Quelle: A. Beer, Hattingen.

Auch rezent bestehen die Strände Fuerteventuras aus Karbonatsand. Die fossilen Sandablagerungen wurden nach ihrer Überdeckung diagenetisch verfestigt und teilweise dolomitisiert [4]].

In den pliozänen Dünen finden sich Kalkarenite aus Muschel-Schnecken-Algenfossilien, die auf ein wärmeres Klima hinweisen. Oftmals werden sie von Hangschutt überlagert. Pliozäne Basaltlaven mit Kissenlava aus Vulkanen bilden eine weitere Schicht neben der „Kreideschicht“. Ajuy, 1994 zum Naturdenkmal deklariert, gehört zum Landschaftsbereich Betancuria in der Gemeinde Pájara im Westen der Insel. Ajuy besitzt in geologischer und paläontologischer Hinsicht große Bedeutung. Hier finden sich die ältesten Ablagerungen der Inseln und auch die marinen Fossilien, die konsolidierten Dünen, und die an der Oberfläche zu beobachtenden ozeanischen Sedimente wecken das wissenschaftliche Interesse.

 
  • Literatur

  • 1 Beer A-M, Wiebelitz KR. Ergebnisse einer Pilotstudie zur Anwendung von Rügener Heilkreide. TELMA 2015; 45: 167-174
  • 2 Beer A-M, Wiebelitz KR. 2017; 27: 45-52
  • 3 Rothe P. Kanarische Inseln. – 338 S., 100 Abb., 13. Tab., 1 Beilage. 3. Aufl. Berlin – Stuttgart: 2008
  • 4 Hernan F., Ancochea E., Brändle JL. et al. Características generales del Edificio Norte de la Serie I de Fuerteventura. Geogaceta Madrid 1993; 13: 62-64
  • 5 Stillman CJ. Giant Miocene landslides and the evolution of Fuerteventura, Canary Islands. J. Volcanol. Geoth. Res. Amsterdam 1999; 94: 89-104