Z Gastroenterol 2017; 55(08): 807-809
DOI: 10.1055/s-0043-116281
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Therapie der chronischen Hepatitis B - HBsAG-Verlust: wann und bei wem?

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Publication Date:
10 August 2017 (online)

Eine vollständige Ausheilung der chronischen Hepatitis B gelingt bisher nicht. Ein Teil des Virus, die ccc-DNA verbleibt im Zellkern der infizierten Personen. Eine Reaktivierung unter besonderen immunologischen Bedingungen ist möglich. Ob es in Zukunft gelingen wird, auch die ccc-DNA aus den Hepatozyten zu eradizieren ist bisher unklar. Heute gehen wir von einer „Ausheilung“ der chronischen Hepatitis B aus, wenn der Patient das HBsAG verliert und womöglich noch Antikörper (anti-HBs) entwickelt. Der HBsAG-Verlust kann spontan, unter Interferon oder einer Dauertherapie mit Nucleotid- oder Nucleosid-Analoga (NUCs) erfolgen. Die Ausheilung ist jedoch selten! Im europäischen Raum liegen dazu bisher nur wenige Daten vor, insbesondere nicht im Rahmen einer ambulanten, beobachtenden Versorgungsforschung. Unklar ist auch, welche Bedeutung eine antivirale Therapie für die Ausheilung hat und ob Prädiktoren für die Ausheilung definiert werden können. Aus diesem Grunde sind wir der Frage nachgegangen. Ab 1992 bis Ende 2016 (25 Jahre) wurden insgesamt 253 Patienten mit einer chronischen Hepatitis B in der Gastroenterologischen Gemeinschaftspraxis in Herne antiviral behandelt und der Verlauf regelmäßig beobachtet. Die Patienten stellten sich alle drei bis sechs Monate zur Laborkontrolle und Rezeptierung der Medikation vor. Auch nach Beendigung einer antiviralen Therapie gab und gibt es regelmäßige Verlaufskontrollen. Die Compliance dieser Überwachung war hoch und wird von den Patienten geschätzt. Im gleichen Zeitraum wurden 205 Patienten nur beobachtet, weil nach Leitlinien der DGVS keine Behandlungsindikation bestand, ein Behandlungswunsch fehlte oder noch keine Behandlungsoptionen bestanden hatten. Die Behandlungsergebnisse der Patienten sind in Excel-Dateien der Praxis kontinuierlich dokumentiert. Die Gruppe der nur beobachteten Patienten konnte mit Ausnahme derer, die im bundesweiten „Albatros-Register“ (zurzeit 29 Patienten aus unserem Zentrum) aufgenommen sind, nicht so intensiv nachbeobachtet werden wie die behandelten Patienten.