Radiologie up2date 2017; 17(03): 215-226
DOI: 10.1055/s-0043-117790
Neuroradiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schädel-Hirn-Trauma

Craniocerebral Injuries
Ralf Clauberg
,
Elke Hattingen
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Publication Date:
24 November 2017 (online)

Zusammenfassung

Ein Schädel-Hirn-Trauma ist im jungen und mittleren Alter in erster Linie Folge eines Unfalls mit Auto, Motorrad, Fahrrad oder anderen Transportmitteln. Bei älteren Menschen ist dagegen häufiger ein Sturz die Ursache. Im folgenden Beitrag werden das diagnostische Vorgehen und typische Verletzungen im Rahmen eines Schädel-Hirn-Traumas dargestellt.

Abstract

Craniocerebral injuries are a leading cause of death in acute trauma. First line modality in trauma is CT with helical image acquisition. MRI may be considered in less severe cases with increased radiosensitivity (pregnancy, children). MRI should be used in cases with persistent neurological deficit if CT shows no corresponding pathology.

Kernaussagen
  • Kopfverletzungen sind für einen großen Anteil der Todesfälle im Rahmen von Traumata verantwortlich.

  • Zu unterscheiden sind primäre Hirnschäden (z. B. Frakturen, axonales Schertrauma), die therapeutisch nicht mehr beeinflussbar sind, und von ihnen ausgehende sekundäre Hirnschäden (z. B. als Folge der Erhöhung des intrakraniellen Drucks), deren Minimierung bzw. Verhinderung Therapieziel sein sollte.

  • Zur initialen Abklärung eines akuten Schädel-Hirn-Traumas wird in der Regel die CT (in Spiraltechnik) eingesetzt. Bleibt sie unauffällig, ist bei persistierender neurologischer Symptomatik eine Verlaufskontrolle nach 4 – 8 Stunden indiziert, bei progredienter neurologischer Symptomatik sollte eine unmittelbare Kontrolle durchgeführt werden. Ein akutes Hämatom ist in der CT hyperdens, noch unkoagulierte Anteile können dabei aber auch hypodens zur Darstellung kommen.

  • Die MRT kann im Einzelfall eingesetzt werden, wenn ein erhöhtes Strahlenrisiko besteht und die dadurch bedingte Verzögerung der Diagnostik vom klinischen Aspekt her zu rechtfertigen ist.

  • Die MRT sollte eingesetzt werden, wenn in der CT kein Korrelat eines persistierenden neurologischen Defizits gefunden werden kann oder wenn es um weniger akute Fragestellungen geht.

  • In der Akutdiagnostik hat die FLAIR die höchste Sensitivität für SAB und SDH/EDH, hier zeigt frisches Blut ein hyperintenses Signalverhalten. Bei sehr schmalen Hämatomsäumen hat die MRT eine höhere Sensitivität als die CT.

 
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