Die Inhalte des ausgebuchten Workshops wurden durch zahlreiche Fragen, Diskussionsbeiträge
und eigene Erfahrungsberichte der Teilnehmer bereichert. Nachdem die Sektion Kinderradiologie
in Jena bereits im Jahre 2014 eine Veranstaltung zum Einsatz der kontrastmittelgestützten
Sonografie (CEUS, „contrast-enhanced ultrasound“) im Kindes- und Jugendalter mit großem
Erfolg durchgeführt hatte, sollte der jetzige Workshop dazu dienen, einen umfassenden
aktuellen Stand auf diesem Gebiet zu reflektieren. Die Grundlagen des CEUS kamen jedoch
auch nicht zu kurz; so führte Prof. Dr. Mentzel detailliert in die Thematik ein und
stellte Aufbau und Pharmakokinetik der molekularen Bläschenstruktur der Ultraschallkontrastmittel
sowie der eingesetzten sonografischen Techniken vor.
Zahlreiche praktische Tipps und klinische Indikationen der intravenösen Kontrastmittelsonografie
im Kindes- und Jugendalter standen im Mittelpunkt nachfolgender Vorträge, mit Referenten
aus Köln (Dr. Martin Stenzel), Mainleus (Ludwig Steffgen), Erlangen (Dr. Jörg Jüngert)
und Regensburg (Dr. Dirk Grothues, Univ.-Prof. Dr. Ernst-Michael Jung). Häufige intravenöse
pädiatrische Anwendungen betreffen die Detektion und Charakterisierung von Organläsionen,
zumeist in der Leber aber beispielsweise auch in der Milz, und den Ausschluss einer
Verletzung der parenchymatösen Oberbauchorgane nach einem entsprechenden Trauma. Ein
Benefit der Kontrastmittelsonografie stellt die ubiquitäre Verfügbarkeit, zum Beispiel
bettseitig auf der Intensivstation oder Neonatologie, dar. Auch seltenere intravenöse
Anwendungen wurden präsentiert, dabei hielt Frau Dr. Doris Franke von der Medizinischen
Hochschule Hannover einen interessanten, umfassenden Überblick über den Einsatz von
CEUS bei Kindern nach Organtransplantationen.
Neben den zahlreichen praktischen Anwendungen wurde ein weiterer Fokus des Workshops
auf die diagnostische Kontrastmittelsicherheit und rechtliche Belange zur Aufklärung
der pädiatrischen Patienten und deren Sorgeberechtigten gesetzt. Das in Deutschland
am häufigsten verwendete Ultraschallkontrastmittel ist SonoVue® von Bracco Imaging, das jedoch für die intravenöse Applikation nur für erwachsene
Patienten zugelassen ist. Der Workshop lieferte den Teilnehmern wichtige rechtliche
Informationen über den Einsatz bei Patienten unter 18 Jahren im „Off-Label-Use“ (in
einer zulassungsüberschreitenden Indikation). Häufiger als intravenös wird bei Kindern
das Ultraschallkontrastmittel in die Harnblase (intravesikal) im Rahmen einer so genannten
Miktionsurosonografie (MUS) appliziert. Die MUS dient in der Regel der Diagnostik
eines möglichen Vesikoureteralen Refluxes (VUR), wobei das Kontrastmittel von der
Harnblase über die Ureteren in das Nierenbeckenkelchsystem aufsteigt. Grundlagen,
Durchführung und diagnostische Sicherheit der MUS wurden anhand mehrerer Vorträge
aus Jena (PD Dr. Diane Renz, Dr. Matthias Waginger) und Düsseldorf (Dr. Dirk Klee)
detailliert und umfassend erörtert, wobei als wesentliche Vorteile gegenüber der korrespondierenden
Miktionszystourethrografie (MCU; unter Durchleuchtung) die fehlende Strahlenexposition
und die mögliche kontinuierliche Beurteilung des Ultraschallkontrastmittels „in real
time“ zu nennen sind.
Wenige Tage nach dem Jenaer Workshop hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP,
„Committee for Medicinal Products for Human Use“) der Europäischen Arzneimittelagentur
(EMA, „European Medicines Agency“) am 22. Juni 2017 die Zulassung von SonoVue® für die intravesikale Anwendung zur Diagnostik eines VUR ohne Altersbeschränkung,
das heißt bereits für Neugeborene, empfohlen; nach der formalen Zustimmung durch die
EU-Kommission wird die Zulassung rechtskräftig.
Univ.-Prof. Dr. Mentzel bei der Durchführung einer Miktionsurosonografie bei einem
3-jährigen Mädchen mit rezidivierenden Harnwegsinfektionen. Die Patientin wies keinen
Vesikoureteralen Reflux auf, aber bei der Sonografie von perineal (links Kontrastmittelbild,
rechts „Brightness“ (B)-Bild) zeigte sich während der Miktion ein Übertritt des Kontrastmittels
von der Urethra (kontinuierlicher Pfeil) in die Vagina (gestrichelter Pfeil; vaginalen
Reflux).