Aktuelle Dermatologie 2018; 44(01/02): 11
DOI: 10.1055/s-0043-118813
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bedeutung von Neurodermitis und Psoriasis für Alltag und Beruf

Eckert L. et al.
Impact of atopic dermatitis on health-related quality of life and productivity in adults in the United States: An analysis using the National Health and Wellness Survey.

J Am Acad Dermatol 2017;
77: 274-279
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Publication History

Publication Date:
09 February 2018 (online)

 

    Die Atopische Dermatitis (AD) kann sich bereits im Kindesalter oder erst bei Erwachsenen manifestieren und betrifft etwa 2 % bis 10 % der Erwachsenen. Über ein Drittel der Patienten leidet an einer mäßig bis stark ausgeprägten AD. Laut Studiendaten stellt die AD unter den Hautkrankheiten diejenige mit der stärksten Beeinträchtigung auf gesellschaftlicher Ebene dar. Hier untersuchen die Autoren den Einfluss der AD auf die Lebensqualität nochmals genauer; auch im Vergleich zur Psoriasis.


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    In der Querschnittstudie befragten die Autoren Patienten aus dem 2013 US National Health and Wellness Survey. Wer auf die Frage „Welche Hautkrankheit hatten Sie in den letzten 12 Monaten?“ eine AD angab und die nächste Frage „Hat dies ein Arzt diagnostiziert?“ bejahte, wurde als Proband mit AD aufgenommen (n = 349). Die Gruppe wurde unterteilt in Patienten mit leicht und mäßig/stark ausgeprägten Symptomen. Als Kontrollgruppe dienten 698 Probanden ohne AD oder Psoriasis. Auch Patienten mit Psoriasis wurden per Befragung identifiziert; die Autoren verglichen dann 260 Patienten mit AD mit 260 mit Psoriasis. Erfragt wurden als Endpunkte psychische Erkrankungen, Lebensqualität während der vorangegangenen 4 Wochen und Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit. Aus Angaben zum letzten Punkt schätzten die Autoren die finanziellen Einbußen durch die Krankheit ab.

    Unter den Patienten mit AD im Vergleich zu den Kontrollen berichteten über Angststörungen 29,8 % (versus 16,1 %, OR 2,2); über eine Depression 31,2 % (versus 17,3 %, OR 2,2) und über Schlafstörungen 33,2 % (versus 19,2 %, OR 2,1) (jeweils galt p < 0,001). Im Vergleich zur Psoriasis waren ähnlich viele AD-Patienten von diesen Beschwerden betroffen. In Bezug auf die Lebensqualität ergaben sich für AD-Patienten im Vergleich zu den Kontrollen signifikant stärkere körperliche und mentale Einschränkungen im 36-Item Short Form Health Survey (SF-36v2) sowie negativere Werte im Short-Form-6-Dimension-Score. Auch diese Ergebnisse waren bei AD und Psoriasis ähnlich. Durch Krankheitstage, aber auch krankheitsbedingte Beeinträchtigung der Arbeit bei Anwesenheit (presenteeism), kamen die Patienten mit AD auf einen geschätzten indirekten Verlust von rund $ 2400 im Jahr im Vergleich zu Gesunden. Auch dieses Ergebnis fiel für die Psoriasis ähnlich aus.

    Beim Vergleich zwischen den Schweregraden der AD stellte sich für die mäßig bis stark ausgeprägten Krankheitsfälle eine deutlich niedrigere Lebensqualität heraus als für die leichten Formen. Bei den anderen Endpunkten ergaben sich hier jedoch keine signifikanten Unterschiede.

    Fazit

    Patienten mit AD sind durch ihre Erkrankung im Vergleich zu Gesunden deutlich beeinträchtigt in ihrem allgemeinen Gesundheitszustand, Alltag und Berufstätigkeit. Dies bedeutet nicht nur Kosten für die betroffenen Individuen, sondern auch für die Allgemeinheit. Auch wenn die Daten auf eigenen Angaben der Probanden ohne objektive Bestätigung beruhen, halten die Autoren sie für aussagekräftig und v. a. für alarmierend: Die AD müsse effektiver therapiert werden.

    Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen


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