Aktuelle Dermatologie 2018; 44(01/02): 8-10
DOI: 10.1055/s-0043-118922
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Risiko für suizidales Verhalten ist bei Patienten mit Psoriasis erhöht

Singh S. et al.
Psoriasis and suicidality: A systematic review and meta-analysis.

J Am Acad Dermatol 2017;
77: 425-440.e2
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Publication History

Publication Date:
09 February 2018 (online)

 

    Die Läsionen bei einer Psoriasis können auch bei relativ begrenzter Erkrankung die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen. Dazu erhöhen extrakutane Manifestationen wie eine Psoriasisarthritis und kardiometabolische Begleiterkrankungen die Belastung für den Patienten weiter.


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    In diesem Kontext haben manche Autoren ein erhöhtes Risiko für einige psychiatrische Erkrankungen gefunden. Es gibt aber bislang keine umfassenden Daten zu einem möglicherweise erhöhten Suizidrisiko bei Patienten mit Psoriasis. Mediziner aus den USA legen eine Metaanalyse dazu vor.

    Die Arbeitsgruppe um Sanminder Singh hat dazu die veröffentlichte Literatur für den Zeitraum 1946 – 2017 nach Arbeiten zu Suizidalität bei Psoriasis durchsucht. Eingeschlossen wurden

    • nicht interventionelle Studien wie Fall-Kontroll-Studien, Querschnitt- und Längsschnittuntersuchungen,

    • die mindestens 1 der 3 Komponenten der Suizidalität – Suizidgedanken, Suizidversuche, vollendeter Suizid – als primären oder sekundären Endpunkt bei erwachsenen Patienten mit gesicherten Hautmanifestationen einer Psoriasis untersucht hatten.

    Die Wissenschaftler fanden 18 Studien mit insgesamt mehr als 1,7 Millionen Teilnehmern, davon wiesen mehr als 330 000 eine Psoriasis auf. 13 Studien verglichen die Suizidalität von Psoriasis-Patienten mit der von Kontrollen ohne die Erkrankung, 5 Studien hatten keine Kontrollgruppe. Die Suizidalität wurde anhand von Fragebogen (Beck Depression Inventory, Patient Health Questionnaire), Daten von Gesundheitsbehörden und/oder Umfrageergebnissen beurteilt.
    Die Metaanalyse ergab bei Patienten mit Psoriasis

    • vermehrt suizidale Vorstellungen im Vergleich zu Kontrollen (gepoolte adjustierte Odds Ratio [aOR] 2,05) und

    • vermehrt suizidales Verhalten (versuchte und erfolgreiche Suizide) im Vergleich zu Kontrollen (aOR 1,26).

    Eine weitere Analyse mit Trennung von Suizidversuchen und abgeschlossenen Suiziden fand darüber hinaus bei Patient mit Psoriasis

    • eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Suizidversuche (aOR 1,32) und

    • für abgeschlossene Suizide (aOR 1,20).

    In 3 Studien wurden Psoriasis-Patienten nach ihrem Alter stratifiziert, und hier zeigte sich eine erhöhte Suizidalität bei jüngeren Patienten, mit einer Hazard Ratio (HR) von 1,83 für Patienten in der 3. Lebensdekade, während sie bei Patienten ab dem 60. Lebensjahr 1,04 betrug. Weitere 5 Studien hatten Patienten nach der Schweregrad der Psoriasis eingeteilt und bei schwerer Erkrankung eine höhere Wahrscheinlichkeit von Suizidgedanken und Suizidversuchen gefunden (HR 1,51 gegenüber 1,44 bei Patienten mit weniger schwerer Erkrankung).

    Fazit

    Patienten mit Psoriasis weisen demnach ein erhöhtes Risiko für alle 3 Komponenten von Suizidalität auf, fassen die Autoren zusammen. Dabei scheint auch die Schwere der Erkrankung eine Rolle zu spielen, sodass die erfolgreiche Therapie der Hautläsionen auch die suizidbedingte Sterblichkeit beeinflussen könnte. Biologische Grundlagen für diesen Zusammenhang sind nicht gesichert, möglicherweise beeinträchtigt die chronische Inflammation bei Psoriasis den Serotoninstoffwechsel.

    Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim


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