Intensivmedizin up2date 2018; 14(03): 283-301
DOI: 10.1055/s-0043-121112
Operative Intensivmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erstversorgung und Intensivmedizin Schwerbrandverletzter

Gabriel Hundeshagen
,
Christian Tapking
,
Johannes Horter
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Publication History

Publication Date:
10 August 2018 (online)

Dieser Beitrag soll vordergründig die wesentlichen Aspekte der komplexen modernen Verbrennungsmedizin vorstellen und gleichzeitig einfache Handlungsempfehlungen für den Erstkontakt mit thermischen Traumata bieten. Darüber hinaus soll beleuchtet werden, wie unvollständig unser Verständnis von dieser in den entwickelten Ländern eher selten gewordenen Erkrankung bei allem Fortschritt ist und welche Fragen uns in Zukunft beschäftigen werden.

Kernaussagen
  • Präklinische Maßnahmen sollten sich auf die allgemeine Stabilisierung des Patienten und die Organisation des Transports beschränken.

  • Die Einschätzung des Verbrennungsausmaßes mit der Neuner-Regel nach Wallace und der Handflächenregel dient zur initialen Einschätzung am Unfallort oder im Schockraum, sollte aber während des Akutaufenthaltes regelmäßig wiederholt werden.

  • Im Allgemeinen sind eine frühe chirurgische Nekrektomie und Deckung der Wunden mit autologen Hauttransplantaten anzustreben.

  • Eine zielgerichtete Volumentherapie kann die Auswirkungen der sogenannten Verbrennungskrankheit verringern. Der Flüssigkeitsbedarf kann mit Formeln wie der Parkland-Formel abgeschätzt werden, sollte aber anhand klinischer Parameter wie Urinausscheidung oder PiCCO-Parametern regelmäßig überprüft und angepasst werden.

  • Die orotracheale Intubation ist, wenn möglich, zu vermeiden bzw. ihre Dauer so kurz wie klinisch möglich zu halten.

  • Regelmäßige Wundabstriche und das Anpassen an das jeweilige Erregerspektrum sind essenziell für die chirurgische und intensivmedizinische Therapie und sollten bei jedem Verbandswechsel erfolgen.

  • Sowohl während des Akutaufenthalts als auch während der Rehabilitation sollten psychische Auffälligkeiten engmaschig evaluiert und bei Bedarf behandelt werden.

  • Die intensive und frühe physio- und ergotherapeutische Betreuung im akuten und poststationären Bereich hat einen hohen Stellenwert für das Outcome der Patienten und kann die Dauer der Wiedereingliederung an den Arbeitsplatz beschleunigen.