Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86(01): 20-27
DOI: 10.1055/s-0043-122393
Begutachtung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kraftfahreignung nach Schlaganfall

Fitness to drive after stroke
Peter Marx
Further Information

Publication History

07/28/2017

10/10/2017

Publication Date:
17 January 2018 (online)

Zusammenfassung

Kraftfahreignung nach einem zerebrovaskulären Ereignis kann erst nach erfolgreicher Therapie und abhängig von den besonderen Umständen des Einzelfalles attestiert werden. Die dem behandelnden Arzt obliegende Sicherheitsaufklärung erfordert ebenso, wie die Begutachtung, Kenntnisse der rechtlichen Gegebenheiten, die in Fahrerlaubnisverordnung bzw. den Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahrereignung niedergelegt sind. Dem Arzt obliegt die Aufgabe, eventuelle Beeinträchtigungen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit für das Führen eines Kraftfahrzeuges zu erkennen und zu bewerten, das Gefährdungspotential durch plötzliches Versagen der körperlich-geistigen (psychischen) Leistungsfähigkeit zu prognostizieren und dabei auch eventuelle sicherheitswidrige Einstellungen, mangelnde Einsichtsfähigkeit oder Persönlichkeitsmängel zu berücksichtigen, die ein regelkonformes und sicherheitsgerechtes Verhalten nicht gewährleisten. Körperlich-geistige Leistungsfähigkeitseinschränkungen nach Schlaganfällen können oft durch Auflagen und Beschränkungen kompensiert werden. Besonders schwierig sind Aussagen über die Wahrscheinlichkeit eines plötzlichen Kontrollverlust und die dadurch bedingte Verkehrsgefährdung durch Schlaganfallrezidive. In Anlehnung an die Risk-of-Harm-Formula der Canadian Cardiovascular Society werden Einschätzungsmodelle diskutiert, die zur Orientierung dienen können.

Abstract

In Germany, patient information and expert testimony on driving ability requires knowledge of the corresponding legislation and the Guideline for expertises on driver aptitude. The testimony should clearly identify handicaps with regard to driving, give estimates on the future risks of a sudden loss of control, and also consider personal attitudes such as inadequate behavior, lack of insight etc. Physical handicaps often can be compensated for by restrains or restrictions such as vehicle modifications, daylight driving only etc.

Both, information and testimony must give estimates on the risks of a sudden loss of control while driving by stroke recurrence or epileptic seizures. In accordance with the Risk-of-Harm-Formula of the Canadian Cardiovascular Society methods are being discussed, by which an estimate of harmful traffic accidents due to stroke recurrence can be calculated.