Anamnese
Ein 83-jähriger Mann kommt wegen mehrtägiger Oberbauchschmerzen und neu-aufgetretenem
Erbrechen in die Klinik. Vorbekannt sind Diabetes mellitus Typ 2, peripher-arterielle
Verschlusskrankheit und koronare Herzkrankheit. Die initiale Gastroskopie ([Abb. 1a]) und das abdominelle Computertomogramm (CT; [Abb. 1b]) zeigen 3 typische Befunde.
Abb. 1 a Initiale Gastroskopie. b CT des Abdomens mit intravenösem Kontrastmittel, Oberbauch in Transversalebene.
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Welche Befunde sind es?
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Erlauben diese Befunde eine Diagnose?
Wenn ja, welche?
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Sind Differenzialdiagnosen möglich?
Wenn ja, welche?
Differenzialdiagnose
Keine (Gastroskopie und CT-Abdomen lassen definitive Diagnose zu.)
Erläuterung
Das Bouveret-Syndrom ist ein seltener Fall eines Gallensteinileus. Dieser wird durch
eine entzündlich entstandene Verbindung zwischen Gallenblase und Duodenum verursacht.
Da das Krankheitsbild mit einer hohen Mortalität verbunden ist, bedarf es schnellen
Handelns. Klassischerweise wird zur Diagnosestellung die Rigler-Trias mit Aerobilie,
proximaler Dünndarmobstruktion und ektopen Gallenstein herangezogen.
Da der Patient hämodynamisch stabil war, konnte im Kantonsspital St. Gallen per Laserlithotrypsie
der Gallenstein erfolgreich zerstört und die Darmpassage wiederhergestellt werden.
Nach Kostaufbau und Antibiose mit Ceftriaxon konnte 1 Woche nach Entfernung des Gallensteins
die Fistel in einer Kontrollgastroskopie nicht mehr nachgewiesen werden. Im Rahmen
der ambulanten Nachsorge soll eine Cholezystektomie evaluiert werden. Aus unserer
Sicht ist eine Cholezystektomie – da endoskopisch die Steinextraktion erfolgt und
der Ileus behoben wurde – nur indiziert, wenn weitere Komplikationen wie protrahierte
Gallengangsentzündungen auftreten.
Vom Bouveret-Syndrom betroffene Patienten sind meist > 70 Jahre alt mit typischen
Komorbiditäten, weshalb eine nicht operative Sanierung anzustreben ist. Neben der
verwendeten Laserlithotripsie kann auch eine elektrohydraulische oder mechanische
Lithotrypsie durchgeführt werden [1]
[2]. Bei instabilen Patienten wird ein zweizeitiges Vorgehen mit operativer Entfernung
des Steines und später einer Cholezystektomie mit Fistelverschluss empfohlen [3].