Lagrelius M.
et al.
A population-based study of self-reported skin exposures and symptoms in relation
to contact allergy in adolescents.
Contact Dermatitis 2017;
77: 242-249
Schwedische Mediziner haben daher Daten von mehr als 3000 Teilnehmern der BAMSE-Kohorte
daraufhin ausgewertet. Bei dieser Kohorte handelt es sich um zwischen 1994 und 1996
in einem Stockholmer Stadtteil geborene Kinder, bei denen im Verlauf Risikofaktoren
für verschiedene Erkrankungen aus dem allergischen Formenkreis ermittelt werden sollen.
Die Kinder bzw. Jugendlichen wurden im Alter von 1 Jahr, 2, 4, 8 und 16 Jahren nachuntersucht,
und für die jetzige Auswertung zogen Maria Lagrelius und ihre Kollegen Ergebnisse
der letzten Kontrolle im Alter von 16 Jahren (15,7 – 19 Jahre) heran.
Dabei füllten die Jugendlichen u. a. einen webbasierten Fragebogen aus, in dem es
um das Tragen von Körperschmuck (Piercing, Tattoos) und die Verwendung von u. a. Kosmetika,
Haarfärbemitteln und Hygieneprodukten ging. Darüber hinaus sollten die Befragten angeben,
ob nach solchen Expositionen Beschwerden von Seiten der Haut aufgetreten waren. In
einer Subgruppe von 2285 Teilnehmern war außerdem ein Epikutantest zum Nachweis von
häufigen Kontaktallergien erfolgt. Dabei waren Metall, Duftstoffe, Konservierungsmittel,
chemische Substanzen aus Kunststoffen und Gummi, p-Phenylendiamin (PPD) und Glukokortikoide
als Allergene eingesetzt worden.
Die Wissenschaftler suchten nun nach Assoziationen der erfragten Expositionen, Symptomen
und, soweit vorhanden, Ergebnissen im Epikutantest. Die Auswertung ergab
-
ein Piercing bei 55 % der Jugendlichen (92,7 % der Mädchen und 16,5 % der Jungen)
und
-
die Verwendung von Haarfärbemitteln bei 50,1 % (77,4 % der Mädchen und 21,8 % der
Jungen),
während Tattoos seltener getragen wurden (2,4 % insgesamt).
Ein juckender Hautausschlag bzw. Ekzeme waren vielfach angegebene Symptome nach Kontakt
mit Metall (16,4 % insgesamt, 26,6 % der Mädchen und 6,2 % der Jungen). Am häufigsten
handelte es sich dabei um Piercing-Schmuckstücke. Ähnliche Beschwerden traten ebenfalls,
wenn auch seltener, auf nach Verwendung von Hygieneprodukten oder Makeup (14,9 %)
und Parfüm (14,5 % der Mädchen).
Berücksichtigte man nun die Ergebnisse der Epikutantests, so fand sich
-
bei 73,5 % der Jugendlichen mit positiver Reaktion auf Nickel ein Piercing, im Vergleich
zu 55,3 % bei den Jugendlichen mit negativer Reaktion;
-
bei 64,5 % der Jugendlichen mit positiver Reaktion auf Nickel die Verwendung von Haarfärbemitteln,
aber nur bei 48,7 % der Jugendlichen mit negativer Reaktion, und
-
bei 23,9 % der Jugendlichen mit juckendem Hautausschlag nach Verwendung von Hygieneprodukten
oder Makeup eine positive Reaktion auf Duftstoffe, im Vergleich zu 15,3 % der Jugendlich
mit negativer Duftstoffreaktion.
Insgesamt errechneten sich nach Adjustierung für das Geschlecht ein erhöhtes Risiko
für eine Nickel-Kontaktallergie nach Piercing (Odds Ratio [OR] 1,77) und nach Auftreten
eines juckenden Ausschlags nach Metallkontakt (OR 2,25). Ebenso war eine Duftstoffallergie
wahrscheinlich bei Probanden, die nach Verwendung von Hygieneprodukten oder Makeup
einen juckenden Ausschlag angegeben hatten (OR 2,11). Und schließlich bestand ein
stark erhöhtes Risiko für eine Kontaktallergie gegenüber PPD bei denjenigen Teilnehmern,
die nach dem Haarefärben Symptome wie Juckreiz, Schwellungen und Blasenbildung beschrieben
hatten (OR 6,73).
Ein Großteil der untersuchten Jugendlichen hat im Alter von 16 Jahren bereits Kontakte
mit Piercings und mit Haarfärbemitteln hinter sich, vor allem die Mädchen, fassen
die Autoren zusammen. Daraus resultieren erhöhte Risiken für eine Reihe von Allergien,
u. a. auf Nickel, Duftstoffe und PPD. Dieses erhöhte Risiko für häufig im Alltag verwendete
Substanzen könnte sich im späteren Leben negativ bei verschiedenen beruflichen Tätigkeiten
und ganz allgemein auf die Lebensqualität auswirken.
Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim
Ein Großteil der Jugendlichen hat im Alter von 16 Jahren bereits Kontakte mit Piercings
und mit Haarfärbemitteln hinter sich. Daraus resultieren erhöhte Risiken für eine
Reihe von Allergien, u. a. auf Nickel, Duftstoffe und PPD. Quelle: PhotoDisc