Hayden KM.
et al.
The association between an inflammatory diet and global cognitive function and incident
dementia in older women: The Women’s Health Initiative Memory Study.
Alzheimer’s Dementia 2017;
13: 1187-1196 doi: 10.1016/j.jalz.2017.04.004
Die entzündungshemmende Wirkung der in der mediterranen oder MIND- enthaltenen Nahrungskomponenten
könnte den Nutzen für das Gehirn bewirken. (© Doris Oberfrank-List / Fotolia.com)
Verschiedene Ernährungspläne, wie die Mediterrane und die MIND-Diät (eine Abwandlung
der DASH-Diät gegen Bluthochdruck), wurden mit einem verringerten Demenz-Risiko
in Verbindung gebracht. Die vorliegende Studie untersucht das entzündliche Potential
verschiedener Ernährungsweisen und dessen Relation zu milder kognitiver
Beeinträchtigung (MCI) bzw. Demenz-Risiko.
Die Autoren berechneten mit Hilfe von Fragebögen zu den Ernährungsgewohnheiten von
7085 Frauen (Alter 65–79 Jahre) den Dietary Inflammatory Index (DII), mit dem sich
das Entzündungs-Potential der Ernährung individuell bestimmen lässt. Dazu wurde für
alle Teilnehmerinnen der jeweilige Gehalt der Ernährung an entzündlich und
antientzündlich wirkenden Nährstoffen bestimmt. Einbezogen war der Nahrungsanteil
von Kohlenhydraten, Proteinen, Fett, gesättigten Fettsäuren, Eisen, Cholesterin,
Alkohol, Ballaststoffen sowie von gesättigten, ungesättigten und mehrfach ungesättigten
Fettsäuren, darunter speziell die Omega-3- und -6-Fettsäuren. Die
berechneten Werte wurden in vier Gruppen kategorisiert, wobei Gruppe 1 die mit dem
niedrigsten DII, Gruppe 4 die mit dem höchsten Wert an entzündlich wirkenden
Nahrungskomponenten ist. Die kognitive Leistungsfähigkeit aller Teilnehmerinnen wurde
jährlich evaluiert, MCI bzw. ursachenunabhängig Demenz wurden zentral
beurteilt. Mit Mixed-Effekt-Modellen wurde der kognitive Abbau im Verlauf der Zeit
evaluiert; das Cox-Model diente zur Evaluation des MCI- oder Demenz-Risikos bei
den DII-Gruppen.
Ergebnisse
Die Wissenschaftler beobachteten im Verlauf von durchschnittlich 9,7 Jahren insgesamt
1081 Fälle von kognitiver Beeinträchtigung. Dabei waren höhere DII-Werte mit
verstärktem kognitiven Abbau bzw. früherem Einsetzen kognitiver Beeinträchtigung assoziiert.
Die bereinigten Hazard Ratios (HR) im Vergleich zur Gruppe 1 mit
niedrigstem DII-Score (anti-inflammatorische Referenz) sind: Gruppe 2: HR: 1,01 (0,86–1,20);
Gruppe 3: HR: 0,99 (0,82–1,18) und Gruppe 4: HR: 1,27 (1,06–1,52). Die
Ernährung mit dem höchsten Wert an entzündlich wirkenden Nahrungskomponenten (dem
höchsten DII-Score, Gruppe 4) war mit dem höchsten Risiko an MCI oder Demenz
assoziiert.
Der Nutzen der mediterranen oder MIND-Ernährung für das Gehirn könnte also in der
entzündungshemmenden Wirkung der in diesen Diät-Plänen enthaltenen
Nahrungskomponenten liegen. Auch mehrere andere Studien zeigten, dass anti-inflammatorische
Diäten mit erhöhter Zufuhr an Fisch, Geflügel, Olivenöl, Obst,
Gemüse, Vollkornprodukte und moderatem Alkoholkonsum (im Gegensatz zu rotem Fleisch,
fettreichen Molkereiprodukten und saturierten Fetten) einen protektiven
Effekt gegen MCI und Demenz haben.
Dr. Markus Numberger, Kandel