Fortschr Neurol Psychiatr 2018; 86(04): 206-207
DOI: 10.1055/s-0043-123053
Fokussiert
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Häufig neurologische Syndrome nach Zika-Virus-Infektionen

Da Silva IRF. et al.
Neurologic Complications Associated With the Zika Virus in Brazilian Adults.

JAMA Neurol 2017;
74: 1190-1198
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Publication History

Publication Date:
24 April 2018 (online)

 

Der Zika-Virus-Ausbruch in Brasilien ab 2015 hat hierzulande vor allem wegen der teratogenen Schäden nach der Infektion Schwangerer Schlagzeilen gemacht. Doch auch neurologische Komplikationen bei Nicht-Schwangeren sind häufig – und oft besorgniserregend.

Schätzungen gehen davon aus, dass sich seit Beginn des Ausbruchs 500 000 bis 1,5 Millionen Menschen in Brasilien mit dem Zika-Virus infiziert haben. In dieser Zeit ist auch z. B. die Zahl der Guillain-Barré-Syndrome (GBS) sprunghaft gestiegen.

Brasilianische Neurologen haben auf der Suche nach den Zusammenhängen alle Patienten, die zwischen dem 5. Dezember 2015 und dem 10. Mai 2016 in der neurologischen Abteilung eines Uniklinikums in der Provinz Rio de Janeiro wegen eines GBS, einer transversen Myelitis oder einer Meningoenzephalitis behandelt wurden, auf eine Zika-Infektion untersucht. Dafür wurden Serum- und Liquorproben mittels PCR und IgM-ELISA ausgewertet, klinische, radiologische (MRT) und elektrophysiologische Befunde herangezogen und der Zustand der Patienten nach drei Monaten erhoben.

Vor allem GBS und Enzephalitis

40 Patienten kamen in diesem kurzen Zeitraum zusammen: 29 mit GBS, 7 mit Enzephalitis, 3 mit transverser Myelitis und 1 mit einer neu diagnostizierten chronisch inflammatorischen demyelinisierenden Polyneuropathie. 35 dieser Patienten (88 %) hatten molekulare und/oder serologische Hinweise auf eine akute Zika-Virus-Infektion im Serum oder Liquor. Von den Zika-positiven Patienten hatten 27 GBS, 5 Enzephalitis, 2 transverse Myelitis, 1 chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie. 9 der Zika-positiven Patienten (26 %) mussten intensivstationär behandelt, 5 (14 %) mussten beatmet werden.

Seit dem gleichen Zeitraum 2 Jahre früher (vor dem Zika-Ausbruch) war die Zahl stationärer Aufnahmen von GBS-Patienten von 1,0 pro Monat auf 5,6 pro Monat gestiegen, die Aufnahmen wegen Enzephalitis von monatlich 0,4 auf 1,4 Aufnahmen wegen transverser Myelitis blieben konstant bei 0,6 pro Monat.


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Die Hälfte leidet unter Schmerzen

Nach 3 Monaten waren 2 der Zika-positiven Patienten (6 %) gestorben (1 mit GBS, 1 mit Enzephalitis), 18 (51 %) litten unter chronischen Schmerzen. Der durchschnittliche Wert der Überlebenden auf der modifizierten Rankin-Skala betrug 2 (leichte Beeinträchtigung; kann sich ohne Hilfe im Alltag versorgen, ist aber eingeschränkt) – im Einzelnen ergaben sich Werte zwischen 0 und 5.

Die IgM-Konzentrationen waren im Liquor höher als im Serum. Da IgM kann wegen seiner Größe die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann, weist seine Anwesenheit im Liquor auf eine kürzlich stattgefundene intrathekale Antikörpersynthese hin.

Die PCR konnte bei relativ vielen Patienten das Zika-Virus nicht nachweisen. Wenig erstaunlich, sagen die Autoren, denn PCR-Befunde sind bei Zika-Infektion in der Regel nur etwa 5 bis 7 Tage positiv und die meisten neurologischen Symptome traten erst nach der ersten Krankheitswoche auf.

FAZIT

Zika-Virus-Infektionen scheinen häufig verschiedene neurologische Syndrome nach sich zu ziehen, vor allem GBS und Enzephalitis.

Dr. Nina Drexelius, Hamburg


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