Da Silva IRF.
et al.
Neurologic Complications Associated With the Zika Virus in Brazilian Adults.
JAMA Neurol 2017;
74: 1190-1198
Der Zika-Virus-Ausbruch in Brasilien ab 2015 hat hierzulande vor allem wegen der teratogenen
Schäden nach der Infektion Schwangerer Schlagzeilen gemacht. Doch auch
neurologische Komplikationen bei Nicht-Schwangeren sind häufig – und oft besorgniserregend.
Schätzungen gehen davon aus, dass sich seit Beginn des Ausbruchs 500 000 bis 1,5 Millionen
Menschen in Brasilien mit dem Zika-Virus infiziert haben. In dieser Zeit
ist auch z. B. die Zahl der Guillain-Barré-Syndrome (GBS) sprunghaft gestiegen.
Brasilianische Neurologen haben auf der Suche nach den Zusammenhängen alle Patienten,
die zwischen dem 5. Dezember 2015 und dem 10. Mai 2016 in der neurologischen
Abteilung eines Uniklinikums in der Provinz Rio de Janeiro wegen eines GBS, einer
transversen Myelitis oder einer Meningoenzephalitis behandelt wurden, auf eine
Zika-Infektion untersucht. Dafür wurden Serum- und Liquorproben mittels PCR und IgM-ELISA
ausgewertet, klinische, radiologische (MRT) und elektrophysiologische
Befunde herangezogen und der Zustand der Patienten nach drei Monaten erhoben.
Vor allem GBS und Enzephalitis
Vor allem GBS und Enzephalitis
40 Patienten kamen in diesem kurzen Zeitraum zusammen: 29 mit GBS, 7 mit Enzephalitis,
3 mit transverser Myelitis und 1 mit einer neu diagnostizierten chronisch
inflammatorischen demyelinisierenden Polyneuropathie. 35 dieser Patienten (88 %) hatten
molekulare und/oder serologische Hinweise auf eine akute
Zika-Virus-Infektion im Serum oder Liquor. Von den Zika-positiven Patienten hatten
27 GBS, 5 Enzephalitis, 2 transverse Myelitis, 1 chronisch inflammatorische
demyelinisierende Polyneuropathie. 9 der Zika-positiven Patienten (26 %) mussten intensivstationär
behandelt, 5 (14 %) mussten beatmet werden.
Seit dem gleichen Zeitraum 2 Jahre früher (vor dem Zika-Ausbruch) war die Zahl stationärer
Aufnahmen von GBS-Patienten von 1,0 pro Monat auf 5,6 pro Monat gestiegen,
die Aufnahmen wegen Enzephalitis von monatlich 0,4 auf 1,4 Aufnahmen wegen transverser
Myelitis blieben konstant bei 0,6 pro Monat.
Die Hälfte leidet unter Schmerzen
Die Hälfte leidet unter Schmerzen
Nach 3 Monaten waren 2 der Zika-positiven Patienten (6 %) gestorben (1 mit GBS, 1
mit Enzephalitis), 18 (51 %) litten unter chronischen Schmerzen. Der
durchschnittliche Wert der Überlebenden auf der modifizierten Rankin-Skala betrug
2 (leichte Beeinträchtigung; kann sich ohne Hilfe im Alltag versorgen, ist aber
eingeschränkt) – im Einzelnen ergaben sich Werte zwischen 0 und 5.
Die IgM-Konzentrationen waren im Liquor höher als im Serum. Da IgM kann wegen seiner
Größe die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann, weist seine Anwesenheit im
Liquor auf eine kürzlich stattgefundene intrathekale Antikörpersynthese hin.
Die PCR konnte bei relativ vielen Patienten das Zika-Virus nicht nachweisen. Wenig
erstaunlich, sagen die Autoren, denn PCR-Befunde sind bei Zika-Infektion in der
Regel nur etwa 5 bis 7 Tage positiv und die meisten neurologischen Symptome traten
erst nach der ersten Krankheitswoche auf.
Zika-Virus-Infektionen scheinen häufig verschiedene neurologische Syndrome nach sich
zu ziehen, vor allem GBS und Enzephalitis.
Dr. Nina Drexelius, Hamburg