Der Klinikarzt 2017; 46(12): 647
DOI: 10.1055/s-0043-123889
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Klug entscheiden: Ergänzen und Weglassen

Günther J. Wiedemann
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Publication Date:
20 December 2017 (online)

Die amerikanische „Choosing-Wisely“-Initiative, 2012 vom American Board of Internal Medicine (ABMI) begonnen und mittlerweile von allen wesentlichen amerikanischen Fachgesellschaften fortgeführt, bekämpft durch Negativleitlinien (Top-5-, neuerdings Top-10-Listen) Überversorgung an diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen auch in der Krebsmedizin. Eine logische Entwicklung. Es können nicht nur immer neue Maßnahmen in die evidenzbasierten und konsensbestimmten Leitlinien aufgenommen werden, sondern die neuen Leitlinien müssen die früheren ersetzen. Die Evidenz der erarbeiteten Negativleitlinien, bewertet von erfahrenen Klinikern nach den allgemein akzeptierten wissenschaftlichen Methoden, ist für den Alltagsgebrauch im Gespräch mit dem Krebspatienten leicht den bereit gestellten Publikationen zu entnehmen.

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) entwickelt mit ihrer „klug entscheiden“- Initiative die „Choosing Wisely“-Initiative weiter. DGIM-„klug entscheiden“ identifiziert nicht nur wichtige evidenzbasierte Maßnahmen der Diagnostik und Therapie, die häufig nicht fachgerecht erbracht werden oder die wissenschaftlich für die individuelle Situation als unwirksam erkannt wurden und deshalb nicht angewendet werden sollten (Überversorgung), sondern auch wissenschaftlich belegte diagnostische/therapeutische Maßnahmen, die zu selten angeboten werden (Unterversorgung). Die internistischen Schwerpunkte/Fachgesellschaften erarbeiteten aus ihren Bereichen jeweils 5 Positiv- und 5 Negativ-Klug-entscheiden-Empfehlungen [1].

Eine kluge Qualitätsoffensive, allein dem Ziel verpflichtet, die Versorgungsqualität unserer Patienten zu verbessern. Freundlicherweise teilen in diesem Jahr Prof. Lux und Prof. Jentzmik ihr Wissen mit uns, um die „Standard changing news“ auf den Gebieten der gynäkologischen und urologischen Onkologie richtig einzuordnen.

 
  • Literatur

  • 1 Hasenfuß G, Märker-Herrmann E, Hallek M. et al. Initiative „klug entscheiden“. Gegen Unter- und Überversorgung. Deutsches Ärzteblatt 2016; 113: A600-A602