Z Orthop Unfall 2018; 156(06): 725-740
DOI: 10.1055/s-0043-125024
CME-Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fehlervermeidung und Komplikationsmanagement nach proximaler Femurfraktur

Failure Prevention and Management of Complications after Proximal Femoral Fractures
Tim Klopfer
,
Philipp Hemmann
,
Anna Schreiner
,
Fabian Stuby
,
Ulrich Stöckle
,
Christian Bahrs
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Publication History

Publication Date:
14 December 2018 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Die proximale Femurfraktur gehört zu den häufigsten Frakturen vor allem des älteren Menschen. In den meisten Fällen muss diese operativ versorgt werden, entsprechend hoch sind die Fallzahlen. Die Rate der Komplikationen ist mit über 20% hoch und somit ein relevantes Problem. Dabei sind die Komplikationen zum einen der Biologie geschuldet, aber nicht selten auch Folge operativer Fehler.

Methode Auf Grundlage der Literatur sowie der eigenen Erfahrungswerte werden die Standardversorgung der proximalen Femurfrakturen erläutert, auf die häufigsten Komplikationen hingewiesen und ein Überblick sowie Lösungsansätze zur Versorgung dieser Komplikationen dargestellt.

Schlussfolgerung Aufgrund der alternden Bevölkerung und zunehmenden Morbidität wird sich die unfallchirurgische Versorgung von proximalen Femurfrakturen weiter erschweren und verdichten. Erfahrung, eine exakte Analyse der Fraktur und Kenntnisse über die individuelle Problematik des Patienten einschließlich der Komorbiditäten werden immer wichtiger, um die vielfältigen Komplikationen zu vermeiden. Kommt es dennoch zu Zwischenfällen, sind eine ausführliche Komplikationsanalyse und weiterführende Diagnostik erforderlich. Zwischen einer großen Fülle an möglichen Revisionsverfahren gilt es, sich zu entscheiden. Zumeist muss dies auf Grundlage der eigenen Erfahrung geschehen. Studien mit großen Fallzahlen zur Komplikationsversorgung gibt es aufgrund der vielfältigen und sehr unterschiedlich ausgeprägten Komplikationen bisher leider nicht.

Die proximale Femurfraktur gehört zu den häufigsten Frakturen vor allem des älteren Menschen und muss in den meisten Fällen operativ versorgt werden. Die Rate der Komplikationen ist mit über 20% hoch und somit ein relevantes Problem. In diesen Fällen sind eine ausführliche Komplikationsanalyse und eine differenzierte Diagnostik erforderlich, bevor die Wahl des geeigneten Revisionsverfahrens getroffen werden kann.

Abstract

Background Proximal femoral fractures belong to the most common fractures, especially of the elderly. There is a high load of cases and most of them have to be treated surgically. With 20% and above, the rate of complications is very high. On the one hand these are due to limited biological healing competence as well as to surgical pitfalls.

Methods Based on the literature and our own clinical experience we want to demonstrate a standard surgical treatment of proximal femoral fractures, draw attention to the most frequent complications and provide an overview of salvage procedures.

Conclusions Because of the aging population and increasing morbidity, trauma surgery will become even more difficult. Excellent training and knowledge about the patient are becoming more important to avoid manifold complications. Once present, these complications need a detailed analysis and further diagnostics to determine which salvage procedure should be preferred. Due to the fact that there are so many different complications and procedures, evidenced based studies with large numbers cannot be found in literature.

Kernaussagen
  • Proximale Femurfrakturen sollten innerhalb von 6 – 24 Stunden versorgt werden.

  • Die konservative Therapie von SHF sollte nur Ausnahmefällen und „stabilen“ Garden-I-/Pauwels-I-Frakturen erwogen werden.

  • Die Osteoporose als wichtiger Einflussfaktor muss erkannt und adressiert werden. Um eine Lockerung oder sekundäre Dislokation zu vermeiden, kann ggf. eine Zementaugmentation (Marknagel) oder Schaftzementierung (Prothese) durchgeführt werden.

  • Bei der Primärversorgung gilt es, eine weichteilschonende, anatomische Reposition zu erreichen. Insbesondere varische Fehlstellungen am proximalen Femur gilt es zu vermeiden.

  • Bei Auftreten von Komplikationen muss eine differenzierte Analyse der zugrunde liegenden Problematik durchgeführt werden, um das probateste Revisionsschema zu ermitteln.

  • Mehrfache Revisionen sollten vermieden werden und eine endgültige Lösung angestrebt werden. Beim jungen Patienten ist häufig eine Reosteosynthese mit Valgisierung und stabilem Implantat (z. B. Kondylenplatte) zielführend.

  • Bei Revisionen und vor allem Pseudarthrosen muss eine Infektdiagnostik durchgeführt werden.