Pneumologie 2023; 77(S 01): S91-S92
DOI: 10.1055/s-0043-1761090
Abstracts

Die Lungentorsion, eine seltene und potentiell schwerwiegende postoperative Komplikation

Authors

  • S Sklenar

    1   Klinik für Thoraxchirurgie
  • C Beushausen

    2   Vivantes Klinikum Neukölln; Klinik für Thoraxchirurgie
  • S Eggeling

    3   Vivantes Klinikum Neukölln; Klinik für Thoraxchirurgie; Lungenzentrum Neukölln
 
 

    Hintergrund Die Torsion der Lunge bzw. einzelner Teile hiervon ist ein seltenes und lebensbedrohliches Krankheitsbild. In der Regel wird es als Komplikation nach einer anatomischen Lungenresektion gesehen. Durch eine frühzeitige Diagnose kann jedoch Lungengewebe erhalten oder können schwerwiegende Komplikationen vermieden werden.

    Material und Methoden Nach Auswertung der Fälle unserer Klinik der Jahre 2012 bis 2021 sowie Literaturrecherche, soll die Diagnostik und das Management von torquierten Lungen(anteilen) dargestellt werden.

    Ergebnis In den vergangenen 10 Jahren behandelten wir in unserer Klinik 7 Lungentorsionen als postoperative Komplikation nach 2116 anatomischen Resektion. Hinzu kam 1 Patient mit einer kompletten Lungentorsion als Komplikation einer abdominothorakalen Ösophagusresektion. In 3 Fällen erfolgte die Reposition des betroffenen Lungenanteils und in 5 Fällen die primäre Resektion. Eine sekundäre Resektion (Resektion nach erfolgloser Reposition) erfolgte in keinem Fall. Überwiegend war der Mittellappen nach Oberlappenresektion betroffen. Von den 8 behandelten Patienten ist 1 Patient in direkter Folge der Torsion verstorben. Sowohl die Inzidenz als auch Mortalität liegen damit auf dem in der Literatur beschriebenen Niveau.

    Schlussfolgerung Die optimale Therapie einer Lungentorsion ist abhängig von der Vitalität des torquierten Lungenanteils. Bei Zweifeln an der Vitalität der Lunge, insbesondere bei längerem Bestehen der Torsion (>1 Tag) sowie fehlender Durchblutung im präoperativen CT, sollte die primäre Resektion ohne vorherige Reposition erfolgen. Im anderen Fall kann eine Reposition auch zu einer Erholung des betroffenen Lungenanteils führen, birgt jedoch die Gefahr einer Einschwemmung von Metaboliten im Rahmen der Reperfusion mit folgendem SIRS. Eine sekundäre Resektion (Resektion nach Reposition) ist ebenso aufgrund der hohen Gefahr einer Embolisation und der Entwicklung eines Multiorganversagens nach Ausschwemmen von Metaboliten mit einer hohen Morbiditäts- und Mortalitätsrate verbunden.


    Publication History

    Article published online:
    09 March 2023

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