Pneumologie 2023; 77(S 01): S95
DOI: 10.1055/s-0043-1761098
Abstracts

Frühelektive laryngoskopische Stimmlippenaugmentation bei einseitiger postoperativer Recurrensparese – ein neuer Standard?

Authors

  • H Tran

    1   Vivantes Klinikum Neukölln; Klinik für Thoraxchirurgie
  • S Eggeling

    2   Vivantes Klinikum Neukölln; Klinik für Thoraxchirurgie; Lungenzentrum Neukölln
  • V Schilling

    3   Vivantes Klinikum Neukölln; Klinik für Hno
  • C Beushausen

    1   Vivantes Klinikum Neukölln; Klinik für Thoraxchirurgie
  • S Sklenar

    4   Klinik für Thoraxchirurgie; Vivantes Klinikum Neukölln; Lungenzentrum Neukölln
 
 

    Hintergrund Die postoperative Stimmlippenparese ist in der Lungenchirurgie eine seltene Komplikation. Sie führt zu einer Heiserkeit sowie einer Insuffizienz des Hustenstoßes, sodass eine postoperative Pneumonie signifikant häufiger auftritt. Die Standardtherapie Stimmlippenparese ist die logopädische Übungsbehandlung, inhalative Maßnahmen sowie Frühmobilisation. Interventionen am Stimmband werden von den HNO Ärzten in aller Regel erst nach längerfristiger Übungsbehandlung indiziert.

    Methode Seit 6/2020 wird allen Patienten mit einer postoperativen kompletten Stimmbandparese und entsprechender Hustenstörung nach standardisierter Erfassung eines Hustenscores sowie eines Stimmscores sowie der Schluckfunktion die endoskopische Stimmlippenaugmentation (SLA) mit Hyaluronsäure angeboten, um Stimmbildung und Hustenstoß zu verbessern und Komplikationen vorzubeugen. Bei 13 Patienten wurde median nach 4 Tagen po. (1-38) eine laryngoskopische SLA mit Hyaluronsäure durchgeführt. Das Vergleichskollektiv stammt von 2019 bis 6/2020 (n=13)

    Ergebnis Bei allen 13 Patienten warer bereits 2 Stunden nach der Intervention Hustenstoß und Stimmbildung signifikant verbessert. Bei 12 von 13 Patienten konnte am 3. Tag nach der Intervention endoskopisch ein kompletter Stimmlippenschluss gesichert werden, bei einem Patienten erfolgte eine erneute Unterspritzung bei inkomplettem Stimmlippenschluss. Die Schluckfunktion nicht verbessert. Gegenüber der Kontrollgruppe besteht eine geringere postoperative Pneumonierate (23% vs. 46%) sowie ein verkürzter stationärer Aufenthalt postoperativ (7 vs 13 Tage). Kein Patient aus der Interventionsgruppe musste intensivtherapeutisch behandelt werden, in der Kontrollgruppe ein Patient mit 7-tägiger Beatmungstherapie bei Pneumonie.

    Diskussion Die endoskopische SLA mit Hyaluronsäure stellt ein sehr effektives, wenig aufwändiges Verfahren zur Vermeidung postoperativer Komplikationen dar. Sie stellt in unserer Klinik den neuen Behandlungsstandard für postoperative Rekurrensparesen dar. Aufgrund der Reversibilität des Verfahrens ist der Eingriff sowohl für passagere als auch für permanente Paresen geeignet.


    Publication History

    Article published online:
    09 March 2023

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