Hintergrund Frühe Hilfen sind Angebote für Eltern ab der Schwangerschaft und Familien mit Kindern
bis drei Jahre. Dabei gilt es Unterstützungsbedarfe von Eltern und Kindern frühzeitig
wahrzunehmen und ihnen systematisch, niedrigschwellig Zugänge zu passgenauen Angeboten
zu eröffnen. Ziel ist es, das gesunde Aufwachsen der Kinder sowie die Beziehungs-
und Bindungskompetenz der (werdenden) Eltern zu fördern. Die Zusammenarbeit von Akteuren
des Gesundheitswesens mit jenen aus der Kinder- und Jugendhilfe ist vorrangiges Ziel
der Bundesstiftung Frühe Hilfen. Der ÖGD ist dabei ein wichtiger Partner bei der Steuerung
und fachlichen Weiterentwicklung der Frühen Hilfen. Das Bundeskinderschutzgesetz gibt
den Jugendämtern die Möglichkeit, die Verantwortung für die Organisation des Netzwerks
Frühe Hilfen subsidiär an andere Institutionen wie dem Gesundheitsamt abzugeben. Mit
dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst ist das Gesundheitsamt ein etablierter und
in der Bevölkerung anerkannter Anbieter von Unterstützungsleistungen für Familien
mit Säuglingen und Kleinkindern bis 3 Jahre in belastenden Lebenslagen.
Umsetzung in Dresden Am Amt für Gesundheit und Prävention Dresden bestehen bereits seit 2012 Strukturen
der Frühen Gesundheitshilfen, welche in 2017 innerhalb der Abteilung Kinder- und Jugendgesundheit
als Sachgebiet Frühe Gesundheitshilfen zur Verknüpfung eines breiten Angebotsspektrums
ausgegründet wurden. Es umfasst ein Hausbesuchssystem von Familienhebammen/Familienkinderkrankenschwestern , eine (Schrei-) Babysprechstunde und Eltern-Baby-Gruppenangebote der Beratungsstelle zur Entwicklungsförderung von Säuglingen und Kleinkindern. Durch
dieses dreigeteilte Angebot werden Eltern individuell, bedarfsgerecht, flexibel, kostenfrei und niedrigschwellig unterstützt. Ein Wechsel zwischen den Angeboten ist problemlos möglich. Damit ist eine enge und unkomplizierte Zusammenarbeit im Sinne der Familien gewährleistet. Die Möglichkeit der Einbindung hochbelasteter
Familien in die Eltern-Baby-Gruppen neben einer engen Familienhebammenbegleitung,
gemeinsamer Fallaustausch und Fortbildungen innerhalb des Sachgebietes führen zu einer
ganzheitlichen Betreuung der Familien. Alle Fachkräfte weisen einen medizinischen
Abschluss als Hebamme oder Kinderkrankenschwester mit einer Vielzahl von Zusatzqualifikationen
auf. Die Struktur des kostenfreien Kursangebotes hält in jeder Gruppe zwei „Notplätze“
vor, die zeitnah an hochbelastete Familien aus dem Gesundheitswesen oder der Kinder-
und Jugendhilfe vergeben werden. Somit wurde neben der Kostenfreiheit eine Niedrigschwelligkeit
geschaffen, die es den Familien erleichtert, dieses Angebot anzunehmen bzw. gezielt
im Sinne eines ganzheitlichen Hilfe- und Unterstützungssystems in dieses vermittelt
und im Sozialraum angebunden zu werden. Die (Schrei-)Babysprechstunde basiert auf
dem körpertherapeutischen und bindungsorientierten Ansatz der Emotionellen Ersten
Hilfe. Jede Dresdner Familie kann diese ohne Überweisung nutzen. Jährlich werden ca.
680 Kinder und ihre Bezugspersonen durch die Frühen Gesundheitshilfen begleitet.
Ebenso ist eine bedarfsgerechte, niedrigschwellige und ganzheitliche Begleitung der
Familien aufgrund einer strukturellen Nähe zu amtseigenen Schwangerschaftsberatungsstellen,
Familienberatungsstelle, dem Sozialpsychiatrischen Dienst sowie der Kinder- und Jugendzahnklinik
und dem Gesundheitsberatungszentrum möglich. Eine enge Zusammenarbeit besteht zudem
mit dem Sachgebiet Soziale Arbeit und dem Kinder- und Jugendärztlichen Dienst innerhalb
der Abteilung Kinder- und Jugendgesundheit. Die Koordinationsstelle der Familienhebammen
und Familienkinderkrankenschwestern ist ebenfalls beim Amt für Gesundheit und Prävention
verortet und steht in einem engen Austausch mit dem Koordinierenden Netzwerk Frühe
Hilfen und Netzwerk Kinderschutz des Jugendamtes ([Abb. 1 ]).
Abb. 1
Diskussion Der ÖGD, insbesondere der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, ist in Dresden ein
etablierter Partner innerhalb des Netzwerkes Frühe Hilfen, dem Steuerungs- und Weiterentwicklungsaufgaben
zugeschrieben werden. Es werden die verschiedenen Angebote des Sachgebietes Frühe
Gesundheitshilfen und damit die vielseitigen und bedarfsgerechten Unterstützungsmöglichkeiten
für Familien aufgezeigt. Wir freuen uns über den Austausch mit anderen Akteuren im
ÖGD zur Weiterentwicklung der Vernetzung und Etablierung der Rolle des ÖGD im Netzwerk
Frühen Hilfen. Zielstellung sollte sein, das Angebot zu stärken, als Partner in einem
Netzwerk für gesundes Aufwachsen zu agieren und so eine ganzheitliche und multiprofessionelle
Unterstützung, insbesondere hochbelasteter Familien, zu erreichen. Das Angebot ist
Ausdruck des sozialkompensatorischen Auftrags des ÖGD und sollte als solches grundständig
in Gesundheitsämtern etabliert werden.