Z Gastroenterol 2023; 61(03): e88-e89
DOI: 10.1055/s-0043-1764115
Abstracts | GFGB
Abstracts ˵Der interessante Fall˶

Ein komplizierter Verlauf eines Gallensteinileus

Autoren

  • V. Giller

    1   Klinik für Innere Medizin 1, Klinikum Dritter Orden, München
  • M. Hungbauer

    2   Klinik für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie, Klinikum Dritter Orden, München
  • J. Stückle

    1   Klinik für Innere Medizin 1, Klinikum Dritter Orden, München
  • A. Eigler

    1   Klinik für Innere Medizin 1, Klinikum Dritter Orden, München
 
 

Einleitung Klassischerweise entsteht ein Gallensteinileus durch den Durchtritt eines Gallensteins über eine biliodigestive Fistel in den Verdauungstrakt mit Impaktation. In den meisten Fällen liegt eine cholezystoduodenale Fistelung vor. Eine ältere Patientin hat sich mit einem eindrucksvollen Verlauf eines Gallensteinileus in unserer Klinik vorgestellt.

Fallbeschreibung Die 81- jährige Patientin stellte sich selbstständig in unserer Notaufnahme vor. Sie beklagte starkes Sodbrennen, Schmerzen im Unterbauch sowie mehrmaliges Erbrechen. Relevante gastrointestinale Vorerkrankungen bestanden nicht. Die Dauermedikation beschränkte sich auf eine ASS-Einnahme zur Sekundärprophylaxe bei vorbekannter pAVK.

Klinisch und orientierend- sonographisch zeigte sich initial bei Aufnahme kein wegweisender Befund. In einer sonographischen Verlaufskontrolle am Folgetag zeigte sich das Bild eines Dünndarmileus, die Gallenblase war nicht ausreichend beurteilbar.

Wir ergänzten eine Computertomographie. Hier zeigte sich das Bild eines Gallensteinileus mit Nachweis eines röntgendichten Konkrements am ileozökalen Übergang. Zudem gelang der Nachweis von freier abdomineller Flüssigkeit, einer Aerobilie und einer luftgefüllten, entleerten Gallenblase als Folge der Perforation der Gallensteine in den Dünndarm.

Bei nun klinisch eingetretenem akutem Abdomen erfolgte die Übernahme durch unsere viszeralchirurgischen Kolleg*innen zur explorativen Laparotomie. Intraoperativ konnte der Stein unmittelbar im Bereich der ileozökalklappe ertastet und mittels Enterotomie geborgen werden. Anschließend wurde die Längseröffnung des Dünndarms übernäht. Der postoperative Verlauf gestaltete sich bis auf eine geringgradige Wundheilungsstörung im Bereich der Laparotomienarbe komplikationslos.

Computertomographisch zeigte sich der Verdacht eines weiteren verbliebenen Konkrements im Magen, sodass zur Vermeidung eines erneuten Ileus postoperativ eine Gastroskopie erfolgte mit dem Ziel der endoskopischen Entfernung. Hier zeigte sich ein ca. 25 mm großer Gallenstein im Magencorpus. Die biliodigestive Fistelung konnte minorseitig im Antrum ventriculi dargestellt werden, das Duodenum war unauffällig. Eine Extraktion des Konkrements war größenbedingt nicht möglich, sodass eine mechanische Lithotrypsie erforderlich war. Die Extraktion der scharfkantigen Fragmente gelang schließlich mit dem Fangkorb.

Zusammenfassung Der Fall zeigt einen ungewöhnlichen Verlauf eines Gallensteinileus. Die biliodigestive Fistel befand sich atypischerweise nicht im Duodenum, sondern im Magen. Es drohte nun nach stattgehabtem tiefen Gallensteinileus bei verbliebenem Konkrement im Magen die Entstehung eines hohen Ileus am Magenausgang (Bouveret-Syndroms). Durch eine atypische Lithotrypsie im Magen konnten diese Komplikationen verhindert werden.


Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
09. März 2023

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