Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(06): 725
DOI: 10.1055/s-0043-1768819
Abstracts | BGGF & OEGG 2023
Poster
Operative Gynäkologie/Urogynäkologie/Endokrinologie & Reproduktionsmedizin

Evaluation der psychischen Belastung von Patientinnen mit Dysplasien der Zervix uteri abhängig von Informationsbeschaffung, Bildung und Alter

Authors

  • L Gruber

    1   Frauenklinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg
  • M Kiesel

    1   Frauenklinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg
  • J Diessner

    1   Frauenklinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg
 
 

Einleitung In Deutschland haben Frauen 45 Jahre lang die Möglichkeit an einem Screening zur Prävention von Zervixkarzinomen teilzunehmen. Ab dem 20. Lebensjahr wird jährlich ein PAP-Abstrich durchgeführt. Ab dem 35. Lebensjahr wird eine Kombinationsuntersuchung aus dem zytologischen Abstrich und dem HPV-Test angeboten. Aus bereits vorliegenden Studien ist bekannt, dass Patientinnen aufgrund der auffälligen Befunde psychisch belastet sein können. Um die psychische Belastung erfassen zu können, entstand die Idee, diese im Rahmen der Dysplasie-Sprechstunde anhand eines Fragebogens zu erheben. Durch Erfragen von Hintergrundinformationen wurde auf die Gründe der Belastung eingegangen, um die Patientinnen Versorgung dadurch optimieren zu können.

Material und Methodik Der Fragebogen wurde an Patientinnen, die sich das erste Mal in der Dysplasie-Sprechstunde der Universitätsfrauenklinik Würzburg vorstellen, ausgeteilt. Der Fragebogen besteht aus dem durch Shinn et al. im Zuge einer Studie mit 661 Teilnehmerinnen validierten Cervical Dysplasia Distress Questionnaire und wurde durch vier Fragen ergänzt [1].

Ergebnisse Im Rahmen der Auswertung der allgemeinen psychischen Belastung gaben 56,9% der Patientinnen an, durch die auffälligen Befunde psychisch belastet zu sein. Bei der Frage nach dem Informationsstand bei der Vorstellung, gaben 40,9% der Patientinnen an, sich schlecht informiert zu fühlen. Zwischen der Frage nach dem Informationsstand und der allgemeinen psychischen Belastung besteht eine signifikante negative Korrelation (p < 0,048). Das bedeutet, dass die Patientinnen, die sich schlechter informiert fühlen, auch psychisch belasteter sind.

Die Patientinnen wurden außerdem gefragt, ob sie sich vor der Vorstellung mehr Informationen gewünscht hätten. Insgesamt gaben 53,8% der Patientinnen an, sich vor der Vorstellung mehr Informationen gewünscht zu haben. Auf die Frage nach der Informationsbeschaffung, bei der eine Mehrfachantwort möglich war, gaben 68,5% der Patientinnen an, sich über den/die Frauenarzt/ärztin informiert zu haben. Nur und zusätzlich informierten sich 42,9% der Patientinnen über das Internet. Bekannte/Freunde spielten mit 7% eine untergeordnete Rolle.

Die Patientinnen wurden außerdem nach ihrem Bildungsstand gefragt. Hierbei konnte nachgewiesen werden, dass vor allem die jüngeren weniger gut gebildeten Patientinnen an der psychischen Belastung leiden.

Zusammenfassung Über die Hälfte der Patientinnen mit auffälligen Befunden im Rahmen des Screenings sind psychisch belastet. Die unzureichende Informationsvermittlung trägt zu der psychischen Belastung bei. Weniger gut gebildete und jüngere Patientinnen leider vor allem an den Folgen der psychischen Belastung. Über 40% der Patientinnen fühlen sich bei der Erstvorstellung schlecht informiert und über die Hälfte der Patientinnen hätte sich mehr Informationen gewünscht. Die wichtigste Informationsquelle bleibt weiterhin der/die Frauenarzt/ärztin.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
06. Juni 2023

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