Einleitung Die Zervixgravidität stellt mit weniger als einem Prozent der ektopen Schwangerschaften
eine seltene Entität dar [1]. Um potentiell lebensbedrohliche Blutungskomplikationen und das damit verbundene
Risiko einer Hysterektomie zu vermeiden, sind eine rechtzeitige Diagnostik und Therapie
essentiell. Medikamentöse, interventionelle und operative Verfahren können je nach
klinischer Situation angewandt werden. Aufgrund der niedrigen Inzidenz stellen Fallberichte
die aktuelle Grundlage für klinische Handlungsempfehlungen dar.
Fallbericht Es stellte sich eine 35-jährige gesunde III Gravida 0 Para notfallmäßig in rechnerisch
8+6 SSW mit V.a. Zervixgravidität in unserem Klinikum vor. Anamnestisch war 10 Monate
vorher eine Abortkürettage bei missed abortion einer Geminigravidität in der 10. SSW
vorausgegangen sowie vor 5 Monaten eine biochemische Gravidität mit spontanem komplettem
Abort. Aufgrund der rezidivierenden Aborte waren bereits frühzeitig eine genetische
Untersuchung des Paares und eine hämostaseologische Untersuchung der Patientin extern
erfolgt, welche beide keine Auffälligkeiten ergaben. Bei der Erstvorstellung in unserer
Klinik war die Patientin asymptomatisch, es war keine vaginale Blutung vorhanden.
Sonografisch zeigte sich eine intakte Einlingsgravidität (SSL 21,5mm, entsprechend
8+4 SSW) im Bereich des oberen Zervixdrittels/Os internum mit nur dünnem a.e. zervikalen
Gewebe, umgebendes uterines Myometrium konnte nicht dargestellt werden ([Abb. 1]). Die Restzervix war 19mm lang. Zudem stellte sich eine ausgeprägte, zum Teil lakunäre
Durchblutung im Chorion bis an die Oberfläche reichend dar ([Abb. 2]). Laborchemisch zeigte sich ein ßhCG-Wert von 112268 mIU/ml. Nach ausführlicher
Besprechung der Befunde wurde die Indikation zum Schwangerschaftsabbruch gestellt.
Bei Wunsch nach Organerhalt und möglichst schonenden Therapiemaßnahmen wurde noch
am selben Tag mit dem ersten Zyklus Methotrexat (MTX) im Multidose-Schema (1mg/kg
KG iv d1, d3, d5, d7) begonnen, intermittierend erhielt die Patientin Calciumfolinat
15mg an den Tagen 2, 4, 6 und 8. Nach einem Zyklus MTX zeigte sich zwar laborchemisch
ein ßhCG-Abfall von 63% (von 107649 mIU/ml auf 67682 mIU/ml), die Herzaktion war sonografisch
jedoch weiterhin positiv und die Patientin wurde zunehmend symptomatisch mit Unterbauchschmerzen
und unterperiodenstarker vaginaler Blutung. Sieben Tage nach Erstvorstellung erfolgte
daraufhin die präoperative Embolisation der Plazentaversorgung über die Aa. uterinae
beidseits mittels Silikonsphären sowie die Embolisation der Aa. uterinae beidseits
mittels resorbierbaren Gelatine-Partikeln durch die Kollegen der interventionellen
Radiologie ([Abb. 3]). Ebenso wurde eine prophylaktische perioperative Einlage von Dilatationskathetern
in die Aa. iliacae communes beidseits vorgenommen. Eine Stunde postinterventionell
wurde die Dilatation und Saugkürettage in Notfalllaparotomie-Bereitschaft durchgeführt.
Der intraoperative Blutverlust war 200ml, prophylaktisch erfolgte die intrazervikale
Bakri-Balloneinlage, welcher nach 20 Stunden am Folgetag im OP und Intubationsbereitschaft
komplikationslos entfernt werden konnte. Zwei Tage postoperativ konnte die Patientin
bei sinkenden ßhCG-Werten und adäquater minimaler vaginaler Blutung in die ambulante
Betreuung entlassen werden. Vier Wochen postoperativ zeigte sich der ßhCG-Wert erstmals
unter der Nachweisgrenze.
Abb. 1 Sonografisch zeigte sich eine intakte Einlingsgravidität im Bereich des oberen Zervixdrittels/Os
internum.
Abb. 2 In der Sonografie stellte sich eine ausgeprägte, zum Teil lakunäre Durchblutung
im Chorion bis an die Oberfläche reichend dar.
Abb. 3 Präoperative Embolisation der Plazentaversorgung über die Aa. uterinae beidseits
mittels Silikonsphären sowie die Embolisation der Aa. uterinae beidseits mittels resorbierbaren
Gelatine-Partikeln durch die Kollegen der interventionellen Radiologie.
Schlussfolgerung Die Zervixgravidität ist eine seltene Entität, bei welcher evidenzbasierte Handlungsempfehlungen
fehlen. Bei nicht erfolgreicher MTX-Gabe kann die Kombination aus interventioneller
Embolisation und anschließender Kürettage eine adäquate Therapie darstellen.