Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0043-1769173
Identifikation latenter Sicherheitsrisiken durch neonatologisches in situ-Simulationstraining im interprofessionellen Team
Hintergrund Neben dem unmittelbaren Trainingseffekt erlauben Simulationstrainings im realen Arbeitsumfeld der Teilnehmer*innen eine Evaluierung der lokalen Gegebenheiten und die Identifikation möglicher (latenter) Sicherheitsrisiken.
Fragestellung Können durch regelmäßige in situ-Simulationstrainings neonatologischer Notfälle im interprofessionellen Team latente Sicherheitsrisiken identifiziert und behoben werden?
Material und Methoden Die Neugeborenenversorgung und -betreuung an der Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Landeskrankenhauses Feldbach (2020: 1100 geborene Kinder) erfolgt konsiliarisch durch niedergelassene Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde. Da die Notfallversorgung von Neugeborenen somit über weite Teile des Tages nicht durch Fachärzt*innen für Kinder- und Jugendheilkunde erfolgen kann, werden seit 2015 für die mit der Betreuung von Neugeborenen beauftragten Berufsgruppen regelmäßige, neonatologische Simulationstrainings durch das Team der Paediatric Simulation Group Graz abgehalten. Diese umfassen jeweils 45 Minuten an theoretischer Unterweisung und 6x 45 Minuten an praktischem Simulatortraining in Kleingruppen (3x 6 Personen), davon 3x 45 Minuten an Szenario-basiertem High-Fidelity-Training mit anschließendem Debriefing. Zielgruppen dieser Trainings sind Pflegepersonen aus den Bereichen Geburtshilfe und Kinder- und Jugendlichenpflege, Hebammen, ärztliches Personal aus den Disziplinen Anästhesiologie und Intensivmedizin, Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Kinder- und Jugendheilkunde.
Die im Rahmen der in situ-Trainings durch gezielte Arbeitsplatz- und -prozessanalysen identifizierten latenten Sicherheitsrisiken wurden gesammelt, kategorisiert (Medikation, Material, Ressourcen bzw. System) und gemeinsam mit den Trainingsteilnehmer*innen besprochen und evaluiert.
Ergebnisse Seit Juni 2015 wurden bislang 12 ganztägige in situ-Simulationstrainings erfolgreich durchgeführt. Im Rahmen dieser Trainings wurden insgesamt 65 latente Sicherheitsrisiken identifiziert, die mehrheitlich der Kategorie „Material“ (40/65, 61,5%) zugeordnet werden konnten. Über 90% der aufgezeigten latenten Sicherheitsrisiken konnten bis zum darauffolgenden Training behoben werden. Zudem zeigte sich mit der zunehmenden Anzahl durchgeführter Trainings eine stetige Abnahme der identifizierten latenten Sicherheitsrisiken (November 2022: n=4) bzw. zuletzt eine Stagnation derselben auf niedrigem quantitativen Niveau.
Schlussfolgerung Neben den zu erwartenden direkten Effekten von Simulationstraining im Team auf kognitive, technische und nicht-technische Fertigkeiten konnten wir durch die Identifikation latenter Sicherheitsrisiken in der realen Arbeitsumgebung und deren vorbeugende Beseitigung eine Verbesserung der Patient*innensicherheit erzielen. Die stetig abnehmende bzw. mittlerweile konstant niedrige Zahl latenter Sicherheitsrisiken unterstreicht zudem die Nachhaltigkeit des in situ-Simulationstrainings in diesem vulnerablen Bereich.
Interessenkonflikt
Für diese Einreichung bestehen keine finanziellen oder immateriellen Interessenkonflikte.
Publication History
Article published online:
06 June 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany