Z Geburtshilfe Neonatol 2023; 227(03): e69
DOI: 10.1055/s-0043-1769311
Abstracts
Freie Vorträge
Postersession 06 – Eltern/Ethik/Psychosomatik 1

Effekte von Family-Integrated Care auf Gesundheitskosten und Aufnahmekapazität neonatologischer Intensivstationen

Authors

  • Michael Zeller

    1   Kinderklinik Dritter Orden gGmbH Passau, Neonatologie – EBZ, Passau, Germany
  • Johannes Paulick

    2   Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Kinderheilkunde, München, Germany
  • Sandra Mayer-Huber

    3   Technische Hochschule Rosenheim, Versorgungsforschung, Rosenheim, Germany
  • Franz Benstetter

    3   Technische Hochschule Rosenheim, Versorgungsforschung, Rosenheim, Germany
  • Christian Heumann

    4   Ludwig Maximilans Universität (LMU) München, Methoden für fehlende Daten, Modellselektion und Modellmittelung, München, Germany
  • Matthias Keller

    5   Technische Universität München/Kliniken Dritter Orden gGmbH – Kinderklinik Passau, Neonatologie, München/Passau, Germany
 
 

Hintergrund Familienintegrierende Behandlungspfade reduzieren nachweislich die initiale Krankenhausverweildauer Frühgeborener. Die Auswirkung auf die Ausgaben der Kostenträger blieb bisher unklar. Die Wirkung familienintegrierender Konzepte auf die Aufnahmekapazität neonatologischer Intensivstationen ist bisher noch nicht beschrieben.

Fragestellung Welche sozioökonomischen Effekte leistet ein familienintegrierender Behandlungspfad hinsichtlich Kostenreduktion des neonatologischen Primäraufenthalts, der pädiatrischen gesundheitlichen Folgekosten im ersten und zweiten Lebensjahr und welche Auswirkungen ergeben sich auf die Aufnahmekapazität neonatologischer Intensivstationen?

Material & Methoden Per Coarsened Exact Matching (spezielles Matched-Pair-Verfahren) wurden Geburtskohorten des Level 1-Perinatalzentrums Passau vor und nach Einführung des familienzentrierten Behandlungspfades Neopass sowie Kostenträgerdaten der Aok Bayern derselben Zeitspanne untersucht.

Vor und nach Einführung des Behandlungspfades wurden die Kosten des stationären Erstaufenthalts sowie die Gesundheitskosten im ersten und zweiten Lebensjahr von Frühgeborenen <1500 g Geburtsgewicht (VLBW-FG) bestimmt. In einer Budget-Impact-Analyse wurde das Potenzial der Kostenreduktion auf Bundesebene ermittelt.

Mit der Belegungsstruktur des Perinatalzentrums wurde die Veränderung des pflegerischen Aufwands und die Auswirkung der neonatologischen Aufnahmekapazität ermittelt. Diese Daten wurden auf eine Intensivstationsgröße von 100 VLBW-FG pro Jahr sowie auf Bundesebene extrapoliert.

Ergebnisse Der familienintegrierende Behandlungspfad Neopass reduziert die durchschnittliche Verweildauer von VLBW-FG um 7,1 Tage pro Patient. Damit ergibt sich auf Bundesebene ein jährliches Potenzial zur Kostenreduktion von rund 60 Millionen €.

Die Gesundheitskosten im ersten und zweiten Lebensjahr außerhalb der initialen Behandlung halbieren sich. Pro Patient ergibt sich ein Einsparungspotenzial von knapp 10.000 €, hochgerechnet auf Bundesebene von rund 85 Mio. €.

Damit bietet familienintegrierende Behandlung Frühgeborener auf Bundesebene ein jährliches Einsparpotenzial von rund 145 Mio. € pro Jahr.

Für ein Perinatalzentrum mit 100 VLBW-FG pro Jahr erhöht sich die Aufnahmekapazität um 13 Patienten pro Jahr, hochgerechnet auf Bundesebene um fast 1.100 Patienten pro Jahr.

Diskussion Auch wenn Einsparungspotenziale wie indirekte Kosteneinsparungen durch die Prävention psychischer Belastungen der Eltern nicht einkalkuliert werden, hat familienzentrierte Behandlung von VLBW-FG ein erhebliches Potenzial für Kostenträger [1] [2] [3] [4].

Die Betrachtung limitieren die fehlenden Kosten der Leistungserbringer für die Intervention, die aber weit unter dem Einsparpotenzial liegen.

Familienintegrierende Behandlungspfade bieten zudem die Chance, die Aufnahmekapazität von Intensivstationen für VLBW-FG spürbar zu erhöhen und damit dem (pflegerischen) Fachkräftemangel entgegen zu wirken.


Interessenkonflikt

1) keine Konflikte 2) keine konflikte 3) keine Konflikte 4) keine Konflikte 5) keine Konflikte 6) Datenverarbeitung und -auswertung durch TH Rosenheim im Rahmen einer Kooperation mit der Aok Bayern 7) keine Konflikte


Publication History

Article published online:
06 June 2023

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