Z Geburtshilfe Neonatol 2023; 227(03): e75
DOI: 10.1055/s-0043-1769323
Abstracts
Freie Vorträge
Postersession 07 – Infektiologie 1

Systematische Untersuchung der Übertragung von anti-SARS-CoV 2-Antikörpern auf das Neugeborene über die Muttermilch – erste Daten

Christoph Hochmayr
,
Anna Posod
 
 

    Hintergrund Schwangere und Neugeborene stellen eine hoch vulnerable Gruppe für Infektionen mit dem SARS-CoV-2-Virus dar. Maternale Antikörper können transplazentar und durch die Muttermilch auf das Neugeborene übertragen werden. Sie stellen ein wichtiges Element des Nestschutzes dar.

    Fragestellung Ziel der vorliegenden Studie war es, anti-SARS-CoV-2-Antikörper gegen S1RBD in der Muttermilch nach mütterlicher SARS-CoV-2 Infektion zu bestimmen und Einflussfaktoren auf deren Titer systematisch zu untersuchen. Ergänzt wurden die Ergebnisse durch Untersuchungen von Trockenblut aus Nabelschnur- und kindlichem Vollblut.

    Material und Methoden Die vorliegenden Daten wurden im Rahmen der Studie „Untersuchung potentieller Auswirkungen einer mütterlichen SARS-CoV-2-Infektion auf das Neugeborene“ erhoben. Neugeborene, bei deren Müttern während der Schwangerschaft, zum Zeitpunkt der Geburt oder im Wochenbett ein positiver SARS-CoV-2-Nachweis erfolgt war, erhielten einen SARS-CoV-2-PCR-Abstrich. Relevante perinatologische Variablen wurden erhoben und Proben von Kolostrum (1. Lebenstag), Übergangsmilch (1. Lebenswoche) und reifer Muttermilch (> 14 Tage) gesammelt. Außerdem wurden Trockenblutproben aus Nabelschnurblut und kindlichem venösem Blut im Alter von 36-48 Stunden gewonnen. Anti-S1RBD-IgA- bzw. -IgG-Konzentrationen wurden mittels ELISA bestimmt.

    Ergebnisse In die vorläufige Analyse wurden 219 Mutter-Kind-Paare eingeschlossen. 38 (16,5%) davon waren Frühgeborene (< 32 SSW: n=4; 32-34 SSW: n=5; 34-36+6 SSW: n=29). Das mittlere Gestationsalter der Frühgeborenen betrug 34±2SSW, das mittlere Gestationsalter der Termingeborenen 39±1 SSW. Achtundsechzig (31,1%) Mütter hatten eine peripartale Infektion, bei 142 (64,8%) fand die Infektion während der Schwangerschaft statt und 9 (4,1%) wurden postpartal infiziert. Einundachtzig Teilnehmerinnen waren zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses mindestens einmal geimpft. Fünf Kinder (2,2%) peripartal infizierter Mütter wurden positiv auf das SARS-CoV-2 Virus getestet, keines davon benötigte eine stationäre Aufnahme. Bei allen untersuchten Trockenblutproben konnten IgG-Antikörper über der Nachweisgrenze detektiert werden. Im Gegensatz dazu waren in 34,9% der Muttermilchproben von Infizierten während der Schwangerschaft, in 24,2% der peripartal Infizierten und 20% der postpartal Infizierten keine IgA-Antikörper nachweisbar.

    Schlussfolgerung Die Daten der vorliegenden Kohorte SARS-CoV-2-exponierter Neugeborenen zeigen, dass die Raten an perinatalen SARS-CoV-2 Infektionen bei Neugeborenen sehr gering sind und zumeist einen milden Verlauf zeigen. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass ein relevanter Anteil der passiven Immunität durch diaplazentar übertragene Antikörper als Nestschutz gegeben ist. Die genauen Ursachen und individuellen Einflussfaktoren, weshalb IgA-Antikörper nicht in allen Muttermilchproben nachgewiesen werden konnten, sind Gegenstand aktueller Untersuchungen.


    Interessenkonflikt

    Es bestehen keine Interessenkonflikte.

    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    06. Juni 2023

    © 2023. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag KG
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany