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DOI: 10.1055/s-0043-1769856
Sartan-Fetopathie
Authors
Bei einer Sartanexposition im 2. Trimenon muss in 30% mit einer Fetopathie gerechnet werden. Bei Oligo-/Anhydramnion aufgrund der fetalen Nierenschädgung finden sich Kontrakturen der Extremitäten, Hypoplasien der Schädelkalotte, Lungenhypoplasien sowie Thrombosen der Nierenvenen. Nach Absetzen der Medikamente ist eine Verbesserung der fetalen Nierenfunktion möglich. Langzeituntersuchungen betroffener Kinder beschrieben die Persistenz von Nierenparenchymzysten, Diabetes insipidus, Wachstumsverzögerungen, Mikrozephalie und muskulärer Hypotonie mit motorischer Entwicklungsverzögerung.
Kasuistik 1 Bei einer 33-jährigen Erstgravida mit Candesartantherapie fanden sich in der 27+5 SSW sonografisch multiple fetale Auffälligkeiten: dysplastische Nieren, eine Kardiomegalie mit Myokardhypertrophie, eine Thorax- und Lungenhypoplasie sowie einem ausgeprägten Verknöcherungsdefekt der Schädelkalotte. Genetische Untersuchungen waren unauffällig. Nach perinatologischem Konsil wurde ein Schwangerschaftsabbruch nach § 218a Absatz 2 durchgeführt. Nach Abortinduktion kam es zur Totgeburt eines weiblichen Feten (935g, 35cm) mit einem multiplen Fehlbildungssyndrom: fetale Wachstumsrestriktion, Dysplasie der renalen Tubuli mit konsekutiv verminderter Harnproduktion und Oligo-/Anhydramnion, Oligohydramniesequenz (Potter-Fazies, Throraxhypoplasie infolge pulmonaler Hypoplasie, Extremitätenfehlstellungen infolge von Gelekkontrakturen und ausgeprägte Ossifikationsstörung der Schädelkalotte).
Kasuistik 2 Bei Valsartaneinnahme einer 33-jährigen II Gravida I Para bis zur 29+4 SSW fand sich eine zeitgerechte Fetalentwicklung mit Anhydramnion, eine Lungenhypoplasie und -reifungsverzögerung sowie ödematöse Nieren. Nach Amnionauffüllung gelang die Prolongation der Schwangerschaft bis zur 36+0 SSW. Postnatal fand sich bei Lungenhypoplasie ein Atemnotsyndrom, eine schwere pulmonale Hypertonie mit respiratorischer Globalinsuffizienz, renale tubuläre Dysgenesie, Verknöcherungsstörung der Schädelkalotte, Beugekontrakturen und zystisch durchsetzte Nieren mit reduzierter Markrindendifferenzierung. Nach Einsetzen einer Spontandiurese waren die Retentionsparameter regredient. Bei Trinkschwäche mit Gedeihstörungen Entlassung des Neonaten zunächst mit Magensonde und Elektrolytsubstitution sowie dreifach antihypertensiver Therapie. Mit einem Jahr war das Mädchen nach Frühförderung in allen Bereichen altersgerecht entwickelt mit leichter Bewegungseinschränkung der Kopfdrehung. Mit dreieinhalb Jahren zeigt das Kind bei gutem Allgemeinzustand und verknöcherter Schädelkalotte eine normale kardiale Belastbarkeit. Es persistierten eine chronischen Niereninsuffizienz mit renaler Hypertonie (zweifach antihypertensive Therapie), trotz Helmbehandlung und Physiotherapie ein Plagiocephalus und Torticollis congenitus sowie eine Fußfehlstellung.
Schlussfolgerung Sartane sind nicht teratogen, aber fetotoxisch und müssen mit Schwangerschaftsfeststellung im ersten Trimenon die Einnahme beendet werden.
Publication History
Article published online:
21 June 2023
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Georg Thieme Verlag
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