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DOI: 10.1055/s-0043-1771746
Hirnstrukturelle Korrelate extraintestinaler Symptome bei Patient:innen mit M. Crohn in verschiedenen Krankheitsstadien
Einleitung Personen mit M. Crohn (CD) leiden häufig an Symptomen, die nicht direkt entzündlichen Prozessen im Darm zuzuordnen sind. Zu diesen extraintestinalen Symptomen zählt die Fatigue, aber auch psychische Beschwerden wie Angst- oder depressive Symptome. Diese Beschwerden treten häufiger in aktiven Erkrankungsphasen auf und sind vermutlich mit gestörten Darm-Hirn-Interaktionen assoziiert.
Ziele Untersuchung der Hirnstruktur bei Personen mit CD mit aktiver Erkrankung (aCD) oder in Remission (qCD) und Gesunden sowie von Korrelationen der regionalen Unterschiede in der grauen Substanz und Symptomen von Fatigue, Angst und Depression.
Methodik Kraniale MRT-Aufnahmen von Patient*innen mit CD (n=53, aCD=30, qCD=23) und gesunden Kontrollen (HC, n=37) wurden angefertigt und mittels CAT12 in SPM12 auf regionale Volumenunterschiede der grauen Substanz (GMV) untersucht. Alle Proband*innen beantworteten Fragebögen zu Fatigue (WEIMuS), Angst- und Depressionssymptomen (HADS). Als Marker für entzündliche Aktivität wurde fäkales Calprotectin (fC) von allen Pat. bestimmt. Im Anschluss erfolgten Spearman-Korrelationsanalysen zwischen den psychometrischen Scores, fCal und den Regionen mit hirnstrukturellen Unterschieden zwischen Kontrollpersonen und Patient:innen.
Ergebnis Bei Patient*innen zeigten sich höhere Werte für Fatigue- (WEIMuS 25 vs 8.5), depressive (HADS-D 4 vs 1.9) und Angstsymptome (HADS-A 5.5 vs 3.4) als bei HC, alle p<0.005. Die mittleren Scores waren für alle Domänen in der Gruppe mit aktiver Erkrankung numerisch, aber nicht statistisch signifikant höher (aCD>qCD, alle p>0.05).
Unterschiede der Hirnstruktur zwischen Pat. mit CD und Gesunden in Form eines regional reduzierten GMV zeigten sich im rechten Gyrus lingualis, Cuneus, Gyrus fusiformis und Gyrus rectus sowie im linken Gyrus precentralis und Cerebellum (alle p<0.001). Die Befunde korrelierten z.T. mit Fatigue- nicht aber mit Angst- oder Depressionssymptomen. Eine negative Assoziation zeigte sich zwischen Fatigue und GMV im linken Gyrus precentralis (Spearman’s ρ=0.32) sowie im rechten Gyrus fusiformis (ρ=0.41) und Gyrus lingualis (ρ=0.34) alle p<0.05. Depressive Symptome waren positiv mit fCal assoziiert (ρ=0.37, p<0.05) ([Abb. 1]).


Schlussfolgerung Die Hirnstruktur bei Patient*innen mit CED in aktiver und remittierter Erkrankungsphase zeigt regionale Unterschiede zu Gesunden. Das Volumen der grauen Substanz in einigen dieser Regionen korreliert mit Fatigue-, nicht jedoch mit Angst- oder depressiven Symptomen. Die Ergebnisse unterstreichen die Rolle gestörter Darm-Hirn-Interaktionen bei der Entwicklung extraintestinaler Symptome bei CED.
Publication History
Article published online:
28 August 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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