Z Geburtshilfe Neonatol 2023; 227(S 01): e166
DOI: 10.1055/s-0043-1776485
Abstracts
DGPM

Das frühe Auftreten eines "brain sparing" in Schwangerschaften mit schwerer Wachstumsretardierung verschlechtert das Outcome der Frühgeborenen

Authors

  • F. Köber

    1   Universitätsklinikum Jena, Neonatologie/pädiatrische Intensivmedizin, Jena, Deutschland
  • Y. Heimann

    2   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
  • E. Schleußner

    2   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
  • H. Proquitté

    1   Universitätsklinikum Jena, Neonatologie/pädiatrische Intensivmedizin, Jena, Deutschland
  • T. Groten

    2   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
 
 

Einleitung Frühgeburtlichkeit und fetale Wachstumsrestriktion sind die wichtigsten Risikofaktoren für perinatale Morbidität und Mortalität. Aufgrund fehlender therapeutischer Möglichkeiten bestimmen sowohl das fetale Wachstum, als auch die fetoplazentare Perfusion, also die intrauterine Versorgung des Kindes den Entbindungszeitpunkt. Die fetale Kreislaufzentralisation, das "brain sparing", gilt als Zeichen für fetale Hypoxie und ist in die Algorithmen zur Überwachung integriert. Aufgrund mangelnder therapeutischer Möglichkeiten wurden Hochrisikopatientinnen prophylaktisch im individuellen Heilversuch mit dem NO-Donor Pentaerithrityltetranitrat (PETN) behandelt, dieser soll nachweislich die fetoplazentare Perfusion verbessern. Ziel dieser Studie war es, Einflussfaktoren auf das neonatale Outcome in einer Kohorte wachstumsretardierter Frühgeborener, welche vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren sind, zu untersuchen.

Methoden In einer retrospektive Kohortenanalyse wurden 98 Kindern, die zwischen 2010 und 2019 mit einem Geburtsgewicht unter der 10. Perzentile und vor der 32+0 SSW geboren wurden, untersucht.

Ergebnisse Zur Geburt betrug das Gestationsalter im Median 188,5 Tage, das Geburtsgewicht 549 g, dies entspricht einer Geburtsgewichtsperzentile von 3. In 73 Fällen (79,3%) wurde dopplersonografisch ein brain sparing gesehen. 22 Neugeborene (22,4%) waren Totgeburten und 20 starben postnatal, 37,3% entwickelten schwere Komplikation. Die multivariable Analyse ergab, dass das Gestationsalter und die Gewichtsperzentile bei Geburt, sowie das Schwangerschaftsalter bei dopplersonografischer Erstdiagnose eines brain sparing, signifikante Prädiktoren für perinatale Mortalität oder schwere neonatale Morbidität sind. Bei Müttern, die PETN einnahmen, zeigte sich diese prädiktive Wertigkeit des brain sparing nicht.

Diskussion Unsere Studie zeigt zum ersten Mal einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem frühen Auftreten des brain sparing mit dem Outcome bei früh geborenen wachstumsretardierten Kindern. In unserer Kohorte wurde dieser Effekt durch die Einnahme von PETN abgeschwächt.


Publication History

Article published online:
15 November 2023

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