Einleitung Pflegerische Beratung fördert nachweislich den Rauchstopp bei Patient:innen (Rice,
Stead, 2013). Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung rauchen Pflegende jedoch deutlich
häufiger; Pflegeauszubildende sogar im Durchschnitt bis zu 50%. Angesichts dessen,
dass das eigene Rauchverhalten zu einer geringeren Beratungsbereitschaft führt (Vitzthum
2012; Sarna 2014), unterstützen Maßnahmen zur Reduktion des Tabakkonsums, kombiniert
mit einem Training in Kurzintervention wichtige Beratungskompetenzen, die auch für
die Qualitätsverträge nach § 110a SGB V erforderlich sind.
Methoden Das Programm astra plus wurde als BMG Modellprojekt entwickelt und umfasst als modulares
Programm Methoden des Betrieblichen Gesundheitsmanagements zur Förderung des gesunden
Lebensstils, zum Umgang mit Belastungen, einen Rauchstoppkurs sowie Training in Kurzintervention
bei rauchenden Patient:innen. Pflegepädagog:innen werden qualifiziert und das Programm
in die Ausbildungscurricula integriert. Seit 2016 wird die Implementierung nach dem
Präventionsgesetz von der DAK-Gesundheit gefördert, vom DNRfK Büro implementiert und
über die Hochschule Kempten laufend evaluiert. Zur Förderung eines praxisbezogenen
regionalen und bundesweiten Erfahrungsaustausches wird ab 2023 ein Netzwerk von astra
plus-Schulen aufgebaut. Das Programm wird für die praktische Ausbildung erweitert
und unterstützt in der interprofessionellen Zusammenarbeit das Screening und die Kurzintervention
bei Rauchenden, z.B. beim „rauchfrei ticket“.
Ergebnisse Evaluationsdaten zeigen eine hohe Inanspruchnahme der Rauchstoppkurse (50% der Azubis),
die signifikante Abnahme der Raucherprävalenz (51% auf 46%) und Zunahme der Aufhörmotivation
(28% auf 36%). Aufhörende wenden im Vergleich zu Weiterrauchenden mehr gesunde Stressbewältigungsstrategien
an. Durch die Netzwerkbildung wird zukünftig der Wissens- und Erfahrungstransfer gefördert
und die Rolle der Pflegeberufe in der Tabak- und Nikotinentwöhnung entwickelt.