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DOI: 10.1055/s-0044-1781684
Update zur Anatomie des Flexor digitorum superficialis: Prävalenz und Morphometrie des “Chiasma antebrachii”
Zielsetzung Der Musculus flexor digitorum superficialis (FDS) weist zahlreiche anatomische Variationen auf. Kürzlich wurde der Terminus "Chiasma antebrachii" eingeführt, der eine Kreuzung der FDS-Sehnen des zweiten und dritten Fingers im distalen Drittel des Unterarms beschreibt. Ziel dieser Studie war eine MRT-basierte Analyse der Prävalenz und Morphometrie des Chiasma antebrachii in einem repräsentativen klinischen Patientenkollektiv.
Material und Methoden Zwischen 2010 und 2021 durchgeführte MRT-Untersuchungen des Unterarms (89 Fälle; 41 Frauen; 39,3 ± 21,3 Jahre) wurden retrospektiv von zwei Radiolog:innen auf das Vorhandensein eines Chiasma antebrachii untersucht. Dabei wurden sowohl die Länge des Chiasma als auch sein Abstand zum distalen Radioulnargelenk und Ellenbogengelenk beurteilt. Um die Bildbefunde in anatomischen Dissektionsstudien zu verifizieren, wurden zusätzlich die Unterarme von elf Formalin-fixierten Körperspendern aus dem lokalen anatomischen Institut beurteilt.
Ergebnisse Das Chiasma antebrachii wurde 88 Mal (98,9%) im distalen Drittel des Unterarms identifiziert, während die Kreuzung bei einer Patientin weiter proximal im mittleren Teil lokalisiert war. Das Chiasma hatte eine mittlere Länge von 28 mm (Interquartilsbereich: 24 – 35 mm). Die medianen Abstände zum distalen Radioulnar- und Ellenbogengelenk betrugen 16 mm (8 – 25 mm) bzw. 215 mm (187 – 227 mm). Als beste MRT-Sequenz für die Darstellung erwies sich eine T1-gewichtete Post-Kontrast-Sequenz (71 Fälle, 79,8%), gefolgt von T2- oder Protonendichte-gewichteten Sequenzen. In der Stichprobe der Leichenpräparate war das Chiasma in jedem sezierten distalen Unterarm identifizierbar.
Schlussfolgerungen Unsere Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung des Chiasma antebrachii, da es einen Teil der menschlichen Normalanatomie darstellt, der bei nahezu allen Individuen zu finden ist. Kenntnisse der Morphologie und Lokalisation sind im klinischen Kontext von gezielten Injektionen oder rekonstruktiver Chirurgie relevant.
Publication History
Article published online:
12 April 2024
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Georg Thieme Verlag
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