Laryngorhinootologie 2024; 103(S 02): S94
DOI: 10.1055/s-0044-1784251
Abstracts │ DGHNOKHC
Otologie/Neurootologie/Audiologie: Cochleaimplantat

Konsekutive Ertaubung nach Schädelbasistrauma ohne radiologischem Frakturnachweis

Benjamin Straub
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Freiburg i. Br.
,
Antje Aschendorff
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Freiburg i. Br.
,
Susan Arndt
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Freiburg i. Br.
,
Rainer Beck
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Freiburg i. Br.
,
Manuel Christoph Ketterer
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Freiburg i. Br.
› Author Affiliations
 
 

    Anamnese Eine 50-jährige Patientin stellte sich vor bei neu aufgetretener Taubheit des rechten Ohres. Sie war zwei Tage zuvor eine Treppe heruntergestürzt. Otorrhoe und Otalgie wurden zu diesem Zeitpunkt verneint. Bei Commotio cerebri mit kombiniertem Dreh- / Schwankschwindel erfolgte initial nach dem Unfall die neurologische Vorstellung.

    Befunde Es zeigten sich beidseits intakte, reizlose Trommelfelle. Nystagmen konnten nicht nachgewiesen werden. Der Nervus facialis zeigte sich intakt. In der Audiometrie zeigte sich eine Ertaubung mit 0% Einsilberverstehen bei 95dB und Normakusis der Gegenseite. In der BERA ließ sich rechts keine Schwelle ableiten. Die hochauflösende Computertomographie (CT) zeigte eine Spiegelbildung im Tympanon ohne sicheren Frakturnachweis.

    Therapie Eine Hochdosis-Prednisolontherapie mit intratympanale Fortecortininjektionen wurde eingeleitet. Bei fehlender Besserung erfolgte eine Tympanoskopie. Hierbei zeigte sich klarer Flüssigkeitsfluss aus der ovalen Fensternische und vom Tegmen tympani. Das Mittelohr wurde mit Bindegewebe abgedichtet. Bei ausbleibender Hörverbesserung erfolgte nach 7 Tagen die transmastoidale Exploration mit Abdichtung des Schädelbasisdefektes am Tegmen tympani sowie zum Meatus acusticus internus und Insertion einer Platzhalterelektrode in die Cochlea zur zweizeitigen Hörrehabilitation.

    Schlussfolgerung Trotz fehlendem Frakturnachweis in der CT besteht die Möglichkeit eines Schädelbasisdefektes mit intermittierender Otorrhoe als Traumafolge. Die Indikation zur Tympanoskopie sollte großzügig gestellt werden. Bei akuter Ertaubung in Folge traumatischer Eröffnung des Labyrinthes besteht das Risiko einer Obliteration der Cochlea. Daher ist zeitnah die Einlage eines Platzhalters bei ausbleibender Hörverbesserung sinnvoll.


    Publication History

    Article published online:
    19 April 2024

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