Hintergrund Perforationen der Speiseröhre stellen seltene, aber lebensbedrohliche Notfälle mit
hoher Morbidität und Mortalität dar. Spontane, intrathorakale Perforationen (Boerhaave-Syndrom)
machen ca. 15% aller Ösophagusperforationen (ÖP) aus. Zur Behandlung der ÖP stehen
endoskopische Verfahren (z.B. Endovac, Ösophagusstent) und operative Techniken (z.B.
Direktnaht, Fundoplicatio und Salvage-Ösophagektomie) zur Verfügung. Bei einigen Patienten
kommt es zur Ausbildung eines begleitenden Pleuraempyems (PE) mit deutlicher Komplizierung
des klinischen Verlaufs und signifikanter Verschlechterung des Outcomes.
Material und Methode Wir führten eine retrospektive Datenanalyse aller Fälle spontaner, intrathorakaler
ÖP mit begleitendem PE im Uniklinikum Würzburg von 2003 bis 2023 durch. Die Untersuchungsschwerpunkte
lagen auf dem Gesamtüberleben, dem zeitlichen Intervall zwischen Initialereignis und
dem Auftreten des PE, der Therapie der ÖP und der PE sowie der Rate an Diskontinuitätsresektionen.
Ebenfalls wurden Komorbiditäten, der intensivmedizinische Verlauf, das Keimspektrum
und die erfolgte antiinfektive Therapie untersucht.
Ergebnis 58,3% (n=14) aller Patienten mit Boerhaave-Syndrom (n=24) entwickelten ein begleitendes
PE. 42,9% verstarben innerhalb eines Jahres, dabei lag das 90-Tage-Überleben bei 71,4%.
Bereits initial zeigte sich CT-graphisch in den meisten Fällen ein Pneumomediastinum
mit begleitendem Seropneumothorax. Hauptsächlich war das untere Ösophagusdrittel betroffen
(n=12) mit einer mittleren Perforationslänge von 29,2±19,3mm. Die Rate an notwendigen
Ösophagektomien lag bei 42,9%. Bei 71,4% (n=10) wurde das Pleuraempyem innerhalb der
ersten 5 Tage diagnostiziert und therapiert. Die Dekortikation erfolgte bei 64,3%
(n=9) per Thorakotomie, bei 28,6% (n=4) durch VATS und in einem Fall erfolgte nur
eine Thoraxdrainagenanlage. Bei der Mehrzahl der Patienten befand sich das PE auf
der rechten Seite (n=8). In 3 Fällen kam es zu einem Reempyem. Es gelang häufig ein
Pilznachweis in den mikrobiologischen Proben (n=12).
Schlussfolgerung Trotz moderner Behandlungstechniken und antiinfektiver Therapien bleibt die Mortalität
und Morbidität der ÖP insbesondere bei begleitendem Pleuraempyem hoch. Die schnelle
Diagnose und interdisziplinäre Behandlung der komplizierten ÖP ist der wichtigste
Faktor für das Patientenoutcome.