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DOI: 10.1055/s-0044-1788418
PALL-ICU – Der Einfluss proaktiver palliativmedizinischer Interventionen auf die Zufriedenheit der Angehörigen und die biopsychosoziale Belastung von Patienten auf einer anästhesiologisch-operativen Intensivstation
Authors
Hintergrund Die Integration palliativmedizinischer Konzepte ist ein wichtiger Bestandteil in der Behandlung kritisch kranker Patienten, kommt jedoch auf Intensivstationen bisher wenig zum Einsatz. In der Pall-ICU Studie wurde der Einfluss proaktiver palliativmedizinischer Interventionen auf die Angehörigenzufriedenheit von Patienten auf einer anästhesiologisch-operativen Intensivstation untersucht.
Methode Die Studie wurde als prospektive monozentrische Interventionsstudie im Vorher-Nachher-Design von April 2017 bis Juni 2023 durchgeführt. Eingeschlossen wurden Patienten>18 J. nach>dreitägiger Intensivtherapie und zusätzlich einem vorab definierten Triggerkriterium für eine palliativmedizinische Intervention. 100 Patienten wurden nach bisherigem Standard (Usual Care) behandelt, 100 Patienten erhielten zusätzlich ein palliatives Behandlungsangebot (Proactive Palliative Care). Primäres Ziel war eine höhere Zufriedenheit Angehöriger mit der Intensivbehandlung, erfasst mit einem standardisierten Fragebogen (FS-ICU 24) nach Entlassung von der ICU. Sekundäre Ziele waren die Evaluation biopsychosozialer Belastungsfaktoren von Patienten acht Wochen nach Entlassung von der Intensivstation, gemessen mit NCCN Distress-Thermometer und PHQ-2 Fragebogen. Weitere Messparameter waren Verweildauer auf ICU bzw. im Krankenhaus, 1-Jahres-Überlebensrate sowie die Alltagskompetenz der Patienten (Barthel-Index) ein Jahr nach Intensivtherapie.
Ergebnisse Bei 194 auswertbaren Patienten betrug die Rücklaufquote der Angehörigenfragebögen 86% (Kontrollgruppe) vs. 49% (Interventionsgruppe). Beim primären Endpunkt „Gesamtzufriedenheit“ im FS-ICU 24 lag der Wert in der Interventionsgruppe nach Adjustierung von Störfaktoren im Mittel um 7.73 Punkte höher als in der Kontrollgruppe (p=0.034). Bezüglich biopsychosozialer Belastung der Patienten zeigte sich nach acht Wochen kein signifikanter Gruppenunterschied. Ein Jahr nach Entlassung unterschieden sich Kontroll- und Interventionsgruppe nicht signifikant hinsichtlich der Alltagskompetenz. In der Interventionsgruppe wurden signifikant häufiger Therapielimitationen festgelegt (p<0.001) und Verlegungen auf die Palliativstation durchgeführt (N=17 vs 0, p<0.001).
Schlussfolgerung Unabhängig vom Ausgang der Behandlung konnte gezeigt werden, dass eine palliativmedizinische Mitbehandlung schwerkranker Intensivpatienten zu einer erhöhten Zufriedenheit der Angehörigen mit der Intensivtherapie führt. Die Ergebnisse der Studie lassen vermuten, dass sich die Integration von palliativmedizinischen Konzepten auf anästhesiologisch-operativen Intensivstationen positiv auf die Versorgung von Patienten und die Zufriedenheit ihrer Angehörigen auswirkt.
Publication History
Article published online:
26 August 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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