Hintergrund Palliativpatienten in der Notaufnahme profitieren von der frühen Einbindung eines
Teams der spezialisierten Palliativmedizin (PMD). Ein unerkannter palliativmedizinischer
Bedarf führt in den letzten Lebensmonaten zu einem starken Anstieg an: Kosten, Notaufnahmebesuche,
unzureichend eingestellte Symptome, ungewollte Interventionen und hohen individuellen
Leid. Um dies zu ändern, wurde das Fremderfassungsinstrument „Palliative Care and
Rapid Emergency Screening (P-CaRES)“ validiert. Dieses soll nun in der Notaufnahme
einer Universitätsklinik angewandt werden. Primäres Ziel ist die Messung der Anwendbarkeit
von P-CaRES im Sinne einer Zunahme von palliativmedizinischen (PM) Konsile in der
Notaufnahme nach Implementierung. Sekundär soll durch ein frühzeitiges Erkennen die
Relation zwischen P-CaRES und dem Charlson Komorbiditätsindex zu PM-Konsilen evaluiert
werden und ob notfallmäßige Konsultationen in der Notaufnahme verhindert werden konnten.
Methode Es wird ein Kohortenvergleich durchgeführt, der die Pt ohne Screening mit den Pt,
die nach P-CaRES bewertet wurden, vergleicht. Diese Ergebnisse werden mit der tatsächlichen
Anzahl an Pt verglichen, die im Verlauf palliativpflichtig wurden. Es wird ein Kohortenvergleich
mit Signifikanzanalyse nach Analyse des Verteilungsmusters durchgeführt. Die Patientencharakteristika
(Alter, Geschlecht, Diagnosen, Grund der Notaufnahme, ambulante/stationäre Weiterversorgung,
Kontakt zur PMD) werden deskriptiv erfasst. Von 9/23 bis 10/23 erfolgte eine 4-wöchige
Anwendung von P-CaRES bei allen Patienten (Pt) der Notaufnahme mit nachfolgender unabhängiger
Begutachtung der pathologischen Befunde durch den PMD und den Notärzten. Bei positiver
Bewertung erfolgte eine Konsilerstellung. Als Kontrollgruppe werden alle Pt der Notaufnahme
ohne Implementierung von P-CaRES (4 Wochen) analysiert.
Ergebnisse Von 9-10/23 wurden 298 Pt, die sich in der Notaufnahme vorgestellt haben, mit P-CaRES
gescreent. Davon zeigten 12,8% Pt einen palliativmedizinischen Bedarf an. Die Notfallmediziner
befürworteten bei 0,3% Pt ein PM-Konsil, während das PMD-Team dies bei 2,7% der Pt
befürworten würde. Die Auswertung von 300 Pt, die nicht durch P-CaRES evaluiert wurden,
folgt.
Schlussfolgerung P-CaRES kann einen palliativmedizinischen Bedarf anzeigen, welcher jedoch nicht zu
einer Zunahme der PM-Zuweisungsrate führte. Aufgrund der Diskrepanz zwischen den Empfehlungen
der Palliativmedizinern und den Notfallmedizinern könnte ein verstärkter Austausch
und geeignete Schulungen die PM-Konsilrate in den Notaufnahmen erhöhen.