Seit vielen Jahrzehnten ist das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1, umgangssprachlich auch
als „Bornavirus“ bezeichnet) in Teilen Deutschlands, Österreichs, Liechtensteins und
der Schweiz als Erreger der Borna’schen Krankheit bei Tieren bekannt. Erst seit 2018
weiß man jedoch, dass das Virus auch auf den Menschen übertragbar ist und somit zoonotisches
Potenzial besitzt. Beim Menschen verursacht BoDV-1 eine schwere, nicht-eitrige und
in der Regel letal verlaufende Enzephalitis. Bekannter Reservoirwirt für BoDV-1 ist
die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon). Diese kann das Virus u.a. über Speichel, Urin
und Kot ausscheiden, ohne selbst Krankheitssymptome zu entwickeln. Insbesondere Pferde,
Schafe und Neuweltkameliden (Alpakas, Lamas), aber auch eine Reihe anderer Säugetiere
inklusive des Menschen sind für Infektionen mit BoDV-1 empfänglich. Diese agieren
als Fehl- oder Sackgassenwirte, scheiden somit das Virus nach aktuellem Kenntnisstand
nicht aus und stellen unter normalen Umständen (Ausnahme z.B. bei Organspende, Obduktion)
keine Infektionsgefahr dar. Die natürlichen Übertragungswege von der Feldspitzmaus
auf den Menschen sind jedoch bislang nicht geklärt.
Humane BoDV-1-Infektionen sind sehr selten. Bisher wurden etwas mehr als 50 Fälle
(bis zu 6 Fälle pro Jahr) in Deutschland bekannt, die überwiegende Mehrheit (~90%)
davon stammte aus ländlichen Regionen in Bayern. Obschon selten, führt das Auftreten
von humanen Fällen häufig zu einer massiven Berichterstattung in den Medien und damit
einhergehend zu großer Verunsicherung in der Bevölkerung. Lokale Gesundheitsbehörden
und zuweilen auch Veterinärbehörden werden in der Folge durch eine Flut von Bürger-
und Presse- und sonstigen Anfragen vor beträchtliche kommunikative Herausforderungen
gestellt.
Im Rahmen des Workshops werden die Teilnehmenden in zwei aufeinander aufbauenden Input-Vorträgen
in das Thema BoDV-1-Infektionen und die zugehörige One Health-Forschung eingeführt.
Weiterhin werden die Teilnehmenden über jahrzehntelang zirkulierende Fehlinformationen
in Bezug auf BoDV-1 aufgeklärt und ihnen werden aktuelle, qualitätsgesicherte Informationsquellen
und Kommunikationshilfen zum Thema BoDV-1 an die Hand geben. In mehreren offenen Diskussionsrunden
sollen ferner auch Bedarfe an den kommunalen Behörden erfragt und ggf. die Erfahrungen
betroffener Landkreise mit BoDV-1 geteilt werden.