Hintergrund: Im Rahmen der aufsuchenden Tätigkeiten bzw. durch die durchgeführten Reihenuntersuchungen
können Anhaltspunkte auf Kindeswohlgefährdung offenbar werden. Ein interdisziplinäres
und multiprofessionelles Fall-Management kann hierbei einen wertvollen Beitrag zur
Erkennung einer möglichen Kindeswohlgefährdung leisten und auf die Installation adäquater
Hilfen hinwirken. Der ÖGD kann hier als Lotse zwischen verschiedenen Akteur:innen
des Hilfesystems bzw. der ambulanten und stationären Versorgung wirken.
Umsetzung: Am Gesundheitsamt der Stadt Köln wurde 2016 die erste Kinderschutzgruppe gegründet.
Sie ist seit 2017 durch die Deutsche Gesellschaft für Kinderschutz in der Medizin
(DGKiM) akkreditiert und multiprofessionell sowie multidisziplinär aufgestellt.
Es wurden standardisierte Vorgehensweisen für jedes Fachgebiet erarbeitet, um Verdachtsfälle
der interdisziplinären und multiprofessionellen Risikoeinschätzung durch die Kinderschutzgruppe
entsprechend der „Kinderschutzleitlinie“ (S-3 Leitlinie „Kindesmisshandlung, -missbrauch,
-vernachlässigung unter Einbindung der Jugendhilfe und Pädagogik“) zuzuführen.
Hierbei werden Anhaltspunkten auf eine Kindeswohlgefährdung wie suspekte Befunde oder
fehlende Umsetzung dringender Empfehlungen zur gesundheitlichen Versorgung, die innerhalb
der fachspezifischen Arbeit erhoben wurden, synoptisch bewertet und das weiteren Vorgehen
gemeinsam festgelegt.
Es finden Treffen alle 14 Tage statt, Ad-Hoc-Besprechungen sind bei Bedarf jederzeit
mit zwei Mitgliedern der Kinderschutzgruppe möglich.
Neben der Installation eigener, teils aufsuchender, Hilfsangebote ist die enge Zusammenarbeit
mit externen Partner:innen, beispielsweise Geburts- und Kinderkliniken, niedergelassenen
Ärzt:innen, KiTas, Schulen und Jugendhilfe essentieller Teil der Arbeit der Kinderschutzgruppe.
Diskussion: Das Vorgehen führte zu einer Sensibilisierung der Mitarbeitenden und einem transparenten
leitliniengerechten Vorgehen bei Verdachtsfällen. Regelmäßige Fallbesprechungen und
interne Schulungen bieten weiterhin eine Plattform für den interdisziplinären Austausch
und fachliche Unterstützung.
Herausforderungen bestehen im Zusammenführen der unterschiedlichen Arbeitsweisen der
verschiedenen Disziplinen im ÖGD und in der Zusammenarbeit mit externen Akteur:innen.
Die Optimierung der internen und externen Arbeitsweisen, beispielsweise durch strukturierte
Weiterbildung und Schaffung regionaler Netzwerke (z.B. im Rahmen des neuen Landeskinderschutzgesetzes
NRW), ist zur Qualitätssicherung essentiell.